Im Interview: Gerhard Müller vom DRK Ortsverein Hasenwinkel e. V.


Gerhardt Müller

Herr Müller vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben, uns einen tieferen Einblick in die Öffentlichkeitsarbeit des Ortsverein DRK Hasenwinkel zu geben. Wir würden damit beginnen Sie zu fragen, was sie dazu bewegt hat sich ehrenamtlich zu engagieren?

Für mich gab es eigentlich kein einschneidendes Erlebnis, welches mich zum Ehrenamt gebracht hat. Ich denke, mein Einstieg begann, als meine Frau und ich nach Heiligendorf zogen. Meine Frau war sogar die Erste von uns beiden, die sich beim Ortsverein durch Hilfe beim Buffet für die Blutspender engagierte. Unser DRK Ortsverein organisierte zu dieser Zeit auch Reisen für die Dorfgemeinschaft. Auf einer solchen Reise lernte ich den damaligen Vorstand Herrn Koch kennen. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte den Vorstand zu unterstützen. Zunächst hatte ich Bedenken vor der Herausforderung so viel Verantwortung zu übernehmen. Ich habe dann eine Nacht darüber geschlafen und als mir erklärt wurde, dass die Vorstandsarbeit im Team erledigt wird, habe ich zugesagt. So fing ich an mich im Vorstand zunächst um Finanzen und Medienpräsenz des Vereins zu kümmern. Die Öffentlichkeitsarbeit ist auch heute noch meine Herzensangelegenheit.

Warum braucht ein Ortsverein überhaupt Öffentlichkeitsarbeit? Welche Konzepte haben sich in ihrer Arbeit bewährt?

Wir haben, wie viele ähnliche Vereine, ein gravierendes Nachwuchsproblem. Ein Großteil der Menschen, die sich bei uns im Ortsverein engagieren, sind wahrscheinlich deutlich über 60 Jahre alt. Wir suchen dringend junge Menschen, damit es unseren Ortsverein auch in 20 Jahren noch gibt. Dafür haben wir zum Beispiel klassische Flyer, in dem der Verein und seine Ziele vorgestellt werden, verteilt. Teilweise sprechen wir die Menschen bei Veranstaltungen auch persönlich an, wobei wir jedoch sehr vorsichtig sind und darauf achten uns niemandem aufzudrängen. Auch bei gemeinschaftlichen Events im Ort haben wir oft Getränke-/ oder Essensstände und versuchen dadurch mit Menschen in Kontakt zu kommen. Mittlerweile setzen wir auch sehr viel auf digitale Medien wie z.B. Facebook und Instagram, die ich persönlich eingerichtet habe. Hier bewerben wir auch unsere Angebote, die über die klassische Blutspende vor Ort hinausgehen.

Was sind das denn für Angebote?

Wir bieten zum Beispiel Erste-Hilfe-Kurse an. Zuletzt hatten wir auch ein Gedächtnistraining für Senioren angeboten. Ein anderer großer Mehrwert für die Bürger bietet außerdem unser Krankenpflegedepot, von dem leider noch viel zu wenig Menschen wissen. Dabei handelt es sich um einen Materialverleih von medizinischem Equipment. In unserem Lager befinden sich Rollstühle, Krankenbetten, Rollatoren, etc. Die Gerätschaften stehen für jeden Menschen kostenfrei zur Verfügung, wir freuen uns aber immer über eine kleine Spende für unsere Vereinsarbeit. Wer mehr erfahren möchte, kann sich hier informieren.

Wenn Sie an all die Jahre zurückdenken, die Sie sich jetzt schon ehrenamtlich beim DRK engagieren. Kommt Ihnen spontan ein besonders bedeutendes Erlebnis, oder eine schöne Begegnung in den Sinn?

Dann würde ich gerne von meiner bisher besten Idee berichten: Mithilfe einer KI habe ich einen Song für eine Blutspendenaktion in Heiligendorf generiert. Der Song verbreitete sich über die sozialen Medien schnell und erregte somit die Aufmerksamkeit der örtlichen Medien. Es gab Zeitungsartikel und einen Radiobericht. Später berichtete sogar das Fernsehen (SAt1 regional) über den Song. Gedreht wurde im Krankenpflegemittel-Depot, wo am Notebook die Entstehung des Songs gezeigt wurde. Dann ging es vor die Tür und dort wurden 2 weitere Interviews geführt. Nach über 90 Minuten war alles “im Kasten”. Daraus entstand ein 3-minütiger Beitrag, der auf SAT1 Niedersachsen/Bremen im Regionalprogramm lief und auf unserer Webseite noch anzuschauen ist.  Ich habe mich sehr über das Feedback der Medien aber auch innerhalb des DRKs gefreut. Das Beste an all dem war aber, dass die Blutspenderzahl bei der nächsten Aktion um etwa 50 % gestiegen war.

Wir haben jetzt viel über die Öffentlichkeitsarbeit gesprochen, im Vorgespräch berichteten sie uns auch, dass sie aktiv bei den Blutspendenaktionen des Ortsvereins helfen. Wie sieht das konkret aus?

Für mich ist jede Blutspende ein tolles, gemeinschaftliches Erlebnis. Mir macht es Spaß persönlich mit den Menschen ein paar nette Worte auszutauschen. Bei der Blutspende sitze ich an der Anmeldung und trete also in den ersten Kontakt mit den Spendewilligen. Viele Erstspender sind oft nervös, weshalb ich auch gerne mal einen lustigen Spruch mache, um die Stimmung aufzulockern. Oft hilft dies den Menschen entspannter an die Sache ranzugehen.

Wir beenden unser Interview traditionell mit der Frage, wie Sie andere Menschen vom ehrenamtlichen Engagement überzeugen würden. Angenommen Sie sitzen in gemütlicher Runde im Freundeskreis und das Gespräch kommt auf Ihr Engagement. Was entgegnen Sie auf die Frage warum Sie all die Zeit investieren, ohne dafür zumindest monetär etwas zurückzubekommen?

Ich habe sowieso schon immer, auch beruflich, viel Zeit am Computer verbracht. Irgendwann habe ich mich dann entschieden diese Zeit statt zur Unterhaltung, für etwas Sinnvolles zu nutzen und das DRK in seiner Medienpräsenz zu unterstützen. Ich erhalte dafür keine finanzielle Gegenleistung, aber das Wissen, dass unsere Aktionen den Menschen vor Ort helfen und ein Teil der Vereinsbeiträge in bedeutende soziale Projekte fließt, erfüllt mich mit Freude. Ich möchte die Menschen dazu ermutigen auch ehrenamtlich tätig zu werden. Es ist nicht immer volles Engagement erforderlich um etwas zu bewegen. Die spontane Hilfe beim Aufbau bei einer Blutspendenaktion oder Unterstützung bei der Verpflegung der Spender sind die ersten Schritte und helfen uns schon sehr. Und eine Mitgliedschaft im DRK Ortsverein Hasenwinkel kostet im Monat weniger als eine Tasse Kaffee im Café.

*Das Interview wurde von unserer Schülerpraktikantin Nele Richter geführt.

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