Daumen hoch fürs Ehrenamt

In der neuen Interviewreihe „Gesichter des Wolfsburger Ehrenamts“ lassen wir regelmäßig Menschen zu Wort kommen, die sich in unserer Stadt engagieren. Kennen auch Sie jemanden der an dieser Stelle einmal zu Wort kommen sollte? Schreiben Sie uns eine E-Mail an engagiert@stadt.wolfsburg.de

Im Interview: Gunnar Peters- Freiwillige Feuerwehr Heiligendorf

Herr Peters, beginnen wir doch gerne ganz von vorne. Wie sind Sie damals zur Feuerwehr gekommen?

Ich war 10 Jahre alt, als ich in Heiligendorf damals in die Jugendfeuerwehr eingetreten bin. Mein Vater war seitdem ich denken kann bei der Feuerwehr und auch seine beiden Brüder, allerdings in einem anderen Ort. Da ist man quasi so reingewachsen. Feuerwehr hat irgendwie immer dazugehört, sei es beim Dorffest oder am Abendbrottisch, wenn mein Vater vom letzten Einsatz berichtet hat.

Und wie ging es dann für Sie weiter?

Mit 17 bin ich in die Erwachsenenwehr übergetreten und da musste ich erstmal die notwendigen Qualifikationen erwerben. Während in der Jugendfeuerwehr der Spaß und die Gemeinschaft im Vordergrund steht und natürlich auch eine Grundausbildung an dem technischen Gerät, braucht man in der Erwachsenenwehr verschiedene Ausbildungen und Lehrgänge, um im Ernstfall im Einsatz die verschiedenen Tätigkeiten ausführen zu dürfen.

Was bedeutet denn „verschiedene Tätigkeiten“? Mussten Sie auch schon mal in ein brennendes Haus gehen?

Ja. Ich weiß noch, als ich damals ganz frisch meinen Lehrgang als Atemschutzträger absolviert hatte, wurden wir zum Brand im Brauhaus in Fallersleben gerufen. Als wir dort ankamen, sah man schon aus dem Einsatzfahrzeug die meterhohen Flammen.

Mir wurde sehr mulmig bei dem Gedanken, da jetzt reinzugehen, obwohl ich ja nach meiner kürzlich abgeschlossenen Ausbildung eigentlich dazu befähigt war. Es wurde aber schnell klar, dass keine Personen mehr im Gebäude sind und ein betreten lebensgefährlich und nicht mehr vonnöten wäre. Das war eine große Erleichterung und dieser Einsatz ist mir in bleibenden Erinnerung geblieben.

Danach gab noch zwei Einsätze wo ich tatsächlich mal in so ein Haus reinmusste:

2021 bei dem Brand des Restaurants Pizzawald in Fallersleben. Hier haben wir im Nebengebäude ein Übertreten des Feuers zu verhindern versucht. Unter anderem musste ich unter Atemschutz Deckenbalken mit der Kettensäge zersägen.

Außerdem war es glaube ich 2019 als zwischen Hattorf und Heiligendorf eine kleine Hütte an einem Teich abgebrannt, bei der ich unter Atemschutz die Löscharbeiten in der Hütte vorgenommen habe.

Das klingt nach schwierigen Einsätzen! Welches Erlebnis bei der Feuerwehr ist Ihnen denn in besonders schöner Erinnerung geblieben?

Hier gibt es nicht den einen Einsatz, der mir einfällt. Am besten ist es immer, wenn wir schnell genug eingreifen konnten,um Schlimmeres zu verhindern und am Ende alle heil wieder im Feuerwehrhaus sind.

Was macht den besonderen Reiz des Feuerwehr Ehrenamtes für Sie aus?

Hm da muss ich kurz überlegen? Irgendwie hat es bei mir immer dazugehört, sodass ich mich gar nicht wirklich bewusst für die Feuerwehr entschieden habe. Aber tatsächlich habe ich durch mein Engagement bei der Feuerwehr viele Dinge gelernt und erlebt, die ich sonst in meinem Schreibtischjob als Maschinenbauingenieur so nicht gemacht hätte – sei es der LKW Führerschein, oder auch der Umgang mit schweren technischen Gerät. Das macht schon Spaß und ist immer wieder eine besondere Herausforderung!

Ein anderer Aspekt ist die Wertschätzung, die man bei der Feuerwehr erfährt! Wenn wir mal wieder nach einem Starkregenereignis einen Keller ausgepumpt haben und der Hausbesitzer danach dankbar mit einer Kiste Bier auf der Wache vorbeikommt, um sich zu bedanken – da merkt man, wie wichtig unsere Arbeit hier ist!

Wie vereinbaren Sie das Ehrenamt mit ihrem Job und der Familie?

Ich bin jetzt 36 Jahre alt und meine Frau und ich haben zwei kleine Kinder, da bleibt leider weniger Zeit für die Feuerwehr als früher. Trotzdem bin ich im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten immer noch gern dabei.

Wie schon gesagt ist der Einsatz bei der Feuerwehr auch ein guter Ausgleich zu meinem Schreibtischjob 🙂

Unsere traditionelle Abschlussfrage bezieht sich immer auf die Werbung fürs Ehrenamt. Mit welchen Argumenten begegnen Sie Bekannten und Freunden, wenn diese Sie fragen, warum Sie so viel Ihrer Freizeit für andere investieren?

Die Situation kommt in meinem Freundes- und Bekanntenkreis so gut wie nie vor, da die meisten meiner Freunde und Bekannten in der Feuerwehr sind oder jemanden bei der Feuerwehr haben! Für uns alle ist es tatsächlich relativ selbstverständlich sich zu engagieren. Das zeichnet unser Dorf vielleicht auch ein bisschen aus! Ich erinnere mich an eine Rede unseres Bürgermeisters  Marco Meiners der mal sinngemäß sagte: „Wenn wir bei unserer örtlichen Feuerwehr anfragen, ob sie diese oder jene Aktion unterstützen können, dann überlegen die nicht lange, sondern fragen wie viele Personen gebraucht werden.“

Im Interview: Björn Knigge - Seit 37 Jahren engagiert er sich beim DRK

Herr Knigge, im Vorgespräch berichteten Sie, dass Ihre „Ehrenamtskarriere“ damals in beim Vorsfelder Ortsverband des DRK begonnen hat. Was hat Sie damals bewogen überhaupt „anzufangen“?

Ich habe über meinen Beruf in der Klinik auch die Nähe zum Rettungsdienst gehabt. In Vorsfelde war eine sehr aktive Bereitschaft, welche Sanitätsdienste beim Motocross in Velstove oder beim Eishockey betreute. So bin ich in diese Gemeinschaft hineingekommen und habe sozusagen meine Wurzeln dort gefunden.

Ehrenamtliches Engagement bietet Menschen die Möglichkeit, Teil einer Gemeinschaft zu werden, in der gemeinsame Ziele verfolgt werden. Diese Erfahrungen können Freundschaften vertiefen und neue soziale Bindungen schaffen.

Insgesamt ist das Ehrenamt unverzichtbar für eine funktionierende und humane Gesellschaft. Es trägt zur sozialen Stabilität bei, fördert das Gemeinwohl und bietet den Menschen die Möglichkeit, aktiv zur Verbesserung ihres Umfelds beizutragen.

Es folgten viele Aus- und Fortbildungen, sodass Sie bald auch erste Leitungs- und Führungsaufgaben beim DRK übernommen haben, oder?

Nun ja, ich bin innerhalb dem aktiven Engagement „Mannschaft“ durch Aus-, Fort- und Weiterbildungen recht schnell in den Kreis der Führungs- und Leitungsaufgaben gekommen. Mein vorhandenes Wissen und die Erfahrungen gebe ich so gerne an die Kolleginnen und Kollegen weiter.

Für alle Aktiven selbst bietet das Ehrenamt die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung. Es können neue Fähigkeiten und Kenntnisse erworben werden, die im beruflichen und privaten Leben nützlich sind. Zudem fördert ehrenamtliches Engagement oft das Selbstbewusstsein und das Gefühl von Selbstwirksamkeit.

Bil vonn Björn Knigge

Einige Jahre haben Sie Wohnortbedingt auch das DRK in Gifhorn unterstützt und dort ein Novum in Niedersachsen geschaffen. Hier stellten Sie den ersten Wasserrettungszug im Bundesland auf. Wie ist es dazu gekommen und vor welche besonderen Herausforderungen stellte Sie eine derartige Organisation?

Mittlerweile bin ich seit 2023 wieder zurück im Kreisverband Wolfsburg. Im Kreisverband Gifhorn haben wir schon recht früh in einer Gegend mit viel Seen, Flüssen und Kanälen eine Wasserwacht-Gruppe in Niedersachsen gegründet. Dieses gab es lediglich in der Landeshauptstadt Hannover mit Booten. Spezialisiert haben wir uns auf das Thema Rettungstaucher und die Hubschraubergestützte Tauchrettung. Als 2006 das Elbhochwasser war, stellten wir einen „Wasserrettungszug Niedersachsen“ mit der Wasserwacht Hannover-Empelde und der Wasserwacht Verden erstmalig innerhalb weniger Stunden auf. Dies war die „Geburtsstunde“ der Kooperation der Wasserwachten in Niedersachsen. Gemeinsam mit Booten und Tauchern trafen wir uns in Marienborn an der A 2 und fuhren zur Hochwasserhilfe nach Lostau / Sachsen-Anhalt. Vor Ort war praktisch keine Infrastruktur mehr. Dort waren unsere Taucher unter Lebensgefahr damit beauftragt, Deichschutz mit Sandsäcken unter Wasser zu errichten. Falk Seipel wurde mit der Bundespolizei als Luftretter in der hubschraubergestützten Tauchrettung in Pirna eingesetzt. Ich habe diese Einsätze als Kreisbereitschaftsleiter koordiniert.

Später gab es eine länderübergreifende Hilfsanfrage an unseren Landesverband, sodass auch die Hilfszugabteilung des Landesverband Niedersachsen e.V. in das Schadensgebiet für mehrere Tage abgeordnet wurde. Auch waren Einheiten von uns beim Hochwasser in Lüchow-Dannenberg an der dortigen Elbe gebunden.

Als 2013 erneut Hochwasserhilfe angefordert wurde, waren wir ein „eingespieltes Team“ mit Spezialkräften für diese Einsatzlage.

Seit 2014 sind Sie nun Bezirksvertreter im Landesverband des DRK und haben damit auch die Verantwortung für die richtigen großen Einsätze und Veranstaltungen übernommen. Welche sind Ihnen hier besonders in Erinnerung geblieben?

Mittlerweile ist diese administrative Stellvertretung unserer Landesbereitschaftsleitung ein umfangreiches Aufgabenfeld für ganz Niedersachsen geworden. Große Einsätze waren die Frauen-Fußball-WM in Wolfsburg, zweimal der Tag der Niedersachsen in Wolfsburg oder die Ertüchtigung und Betrieb des Camp Ehra-Lessien. 2015 musste dort eine Infrastruktur geschaffen werden um innerhalb weniger Tage 1500 Flüchtlinge aufnehmen zu können!

Ehrenamtliche Arbeit ist oft Ausdruck von Solidarität und Mitmenschlichkeit. Sie trägt dazu bei, dass wichtige gesellschaftliche Werte wie Empathie, Respekt und Verantwortung gelebt und weitergegeben werden.

Ehrenamtliche Tätigkeiten ergänzen staatliche Dienstleistungen, die durch begrenzte Ressourcen nicht alle gesellschaftlichen Bedürfnisse abdecken können. Ehrenamtliche füllen diese Lücken und sorgen dafür, dass besonders benachteiligte Gruppen Unterstützung erhalten. Dieses konnte hier gut unter Beweis gestellt werden.

Wie sieht Ihre ehrenamtliche Zukunft aus? Was würden Sie gerne noch in diesem Zusammenhang erleben, oder lernen?

Ausbildungstechnisch habe ich alles mitgenommen; natürlich ist dieses aber nicht als Stillstand zu werten. Ich möchte Leute animieren, sich gesellschaftlich ehrenamtlich zu engagieren. Das Ehrenamt verdient definitiv einen Daumen hoch!  Es ist großartig, wie viele Menschen ihre Zeit und Energie investieren, um anderen zu helfen und die Gemeinschaft zu stärken. Ihr Einsatz macht einen echten Unterschied und zeigt, wie stark Solidarität und Mitgefühl unsere Gesellschaft prägen können. Solange die Gesundheit es zulässt, werde ich dieses ausfüllende Ehrenamt weiter betreiben. Gerade in der heutigen Zeit kann man nur betonen, dass ehrenamtliches Engagement den sozialen Zusammenhalt fördert und das Gemeinschaftsgefühl stärkt. Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, helfen anderen und schaffen dadurch ein Netzwerk von Unterstützern, das die Gesellschaft widerstandsfähiger gegen soziale Probleme macht.

Wir beenden unser Interview traditionell mit der Frage wie unsere Interviewpartner fürs Ehrenamt werben. Wenn also im Freundes- oder Bekanntenkreis das Gespräch auf Ihr Ehrenamt kommt – was sagen Sie, wenn Sie gefragt werden, wie Sie das alles zeitlich unter einen Hut bekommen und warum Sie all die Jahre im Dienste des DRK unterwegs waren, bzw. sind?

(lacht) Andere spielen an den Wochenenden Fußball. Natürlich muss man dieses neben Beruf und Familie alles unter einen Hut bekommen. Aber das dieses zu leisten ist, habe ich (glaube ich) durch meine langjährige Tätigkeit in diesem Ehrenamt beweisen können.

Die Stadt Wolfsburg ehrt dieses Engagement mit Ihrem Interesse an unserer Arbeit. Hierfür von meiner Seite auch mal ein Dankeschön. Man erfährt entsprechende Wertschätzung für seine Arbeit und das sollte einen noch mehr anspornen, dieses weiterhin zu tun.

Im Interview: Jürgen Teichmann - Engagiert sich beim DRK - auch im Ausland

Bild von Jürgen Teichmann

Herr Teichmann, im Vorgespräch berichteten Sie, dass Sie Ihr langjähriges Engagement beim DRK u.a. nach Prag, Rumänien aber auch in den Kosovo geführt hat. Aber wie hat das alles denn ursprünglich mal angefangen?  

Im Jahr 1981 entschied ich mich statt des Wehrdienstes für den Wehrersatzdienst beim DRK. Das bot mir im Vergleich zum klassischen Wehrdienst die Möglichkeit mein Studium nebenbei weiterzuführen ohne pausieren zu müssen. Dass mich mein Einsatz beim DRK fortan nicht mehr loslassen würde, konnte ich damals natürlich noch nicht ahnen (schmunzelt).

Ich habe in dieser Zeit meine ersten Grund- und Führungsausbildungen gemacht wie z.B. die Sanitäts-und Logistikausbildung. 1989 wurde ich dann zu meinem ersten Auslandseinsatz nach Prag entsandt. Wir haben damals in der Prager Botschaft Menschen betreut und verpflegt die im Zuge der Grenzöffnung dort Zuflucht gesucht hatten.

Danach standen aber noch weitere Auslandsaufenthalte an, oder?

Ja! Später habe ich mich im Rahmen unserer Organisation einige Jahre um die Aufbauarbeit Ost gekümmert und bin dabei hauptsächlich in Rumänien im Einsatz gewesen. Damals gab es dort noch keine Hilfsorganisationen und wir haben zunächst Hilfstransporte organisiert, um die Bevölkerung und die Hilfskräfte vor Ort mit dem Nötigsten zu versorgen.

Später ging es dann darum, eine nachhaltige Infrastruktur zu schaffen, Logistik zu organisieren und vor allem Personal im Sanitätsdienst aber auch im Bereich des Katastrophenschutzes zu schulen. Dieser Aspekt ist bei unserer Arbeit eigentlich der wichtigste: Learning by doing und damit langfristig Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen.

Heute profitieren wir oft davon, dass wir als DRK eigentlich überall auf vorhandene Infrastruktur und geschulte Helferinnen und Helfer zurückgreifen können. Das ermöglicht uns im Bedarfsfall eine schnelle Einsatzbereitschaft und letztendlich schnelle Hilfe für die Bevölkerung.

Ihre Auslandseinsätze waren aber nicht immer so friedlich, oder? Sie erwähnten, dass Sie auch im Kosovo Krieg vor Ort geholfen haben… Was sagte Ihre Familie denn damals dazu?

Das war 1997, als ich für ein Vierteljahr vor Ort war als Delegierter vom Internationalen roten Kreuz in Albanien am Hafen die Zollformalitäten und die Logistik für die Hilfslieferungen abgewickelt habe. Hinter diesen Hilfslieferungen steckt jede Menge Logistik und leider auch Papierkram – selbst wenn Krieg ist.

Diese Zeit war ein prägendes Erlebnis für mich, weil ich hier viel Leid der Bevölkerung gesehen habe. Was mich aber letztendlich bestärkt hat, hier immer wieder zu helfen!

Meine Familie war anfangs natürlich nicht begeistert von dem Gedanken, dass ich in ein Kriegsgebiet gehe, aber sie stehen 100 % hinter meinem Engagement und ich glaube, anders ist das, in dem Umfang wie ich mich engagiere, auch nicht möglich!

Im direkten Kontrast gefragt: Was war denn ihr schönstes Erlebnis, wenn Sie an die letzten Jahre bzw. sogar Jahrzehnte zurückdenken?

Puh, es fällt mir schwer, da ein bestimmtes Ereignis zu benennen. Tatsächlich war es meist der Moment, wenn ich merkte, dass ich etwas Nachhaltiges geschaffen habe. Wissen Sie, ich war nach den Auslandseinsätzen viel als Ausbilder aktiv und habe Helferinnen und Helfer in den unterschiedlichsten Bereichen aus ganz Niedersachsen geschult. Als ich dann im Rahmen der Großschadenereignisse wie dem Elbehochwasser oder auch dem Hochwasser im Ahrtal immer wieder Kontakt mit meinen damaligen Schülerinnen und Schülern hatte, die inzwischen ganze Einheiten leiteten und koordinierten, hat mich dies sehr stolz gemacht!

Sie waren doch sicherlich auch in der Corona-Krise mit im Einsatz, oder?

Das war rückblickend gesehen wahrscheinlich die größte Herausforderung in meiner langjährigen Ehrenamtsbiografie. Helfen im Ausnahmezustand! Vorher habe ich auch das Leid bzw. die schlimme Situation der Bevölkerung gesehen. Ich wusste um die Gefahr für mein eigenes Leben im Einsatz. Wenn aber die eigene Familie, Freunde und Bekannte auch Teil des Ausnahmezustands sind, ist das nochmal eine ganz andere Situation…

Damals war ich ganz frisch im passiven Teil meiner Altersteilzeit, als Corona begann. Wenn sich so eine Situation zuspitzt, dann sagt man, dass das Personal mit der Lage nach unten wächst. Das bedeutet, dass die Landesregierung bei den Hilfsorganisationen Personal zur Unterstützung und Expertise angefragt hat. So war ich dann dabei, als sich in der Landesfeuerwehrschule in Celle Fachpersonal aus Behörden, Medizin und Hilfsorganisation aus dem ganzen Bundesland trafen, um die Lage bestmöglich zu koordinieren und zu kontrollieren. 

Verzeihen Sie mir die Wortwahl, aber im ersten Moment klingt das ein wenig nach „Krisencamp“?

Das ist gar nicht so falsch. Wir wurden damals in einer Kaserne untergebracht und letztendlich wusste ja trotz aller Expertise vor Ort niemand wie sich die Lage wirklich entwickeln würde!

Wir haben uns auf unterschiedliche Worst-Case-Szenarien vorbereitet. Ich habe mich später hauptsächlich im Rahmen des Kleeblattmechanismus darum gekümmert, bundesweit die bestmögliche Versorgung der beatmungspflichtigen Patientinnen und Patienten zu koordinieren. Hierfür haben wir täglich Kapazitäten bei den Kliniken abgefragt und Patienten so im Bundesgebiet (um)verteilt, sodass möglichst vielen geholfen werden konnte.

Zu den Hochzeiten haben wir hier im Dreischichtbetrieb gearbeitet, um das zu gewährleisten. Durch einen persönlichen Kontakt von mir konnte eines Tages, durch die Unterstützung des inzwischen leider verstorbenen Dr. Klein, ein Patient aus Thüringen im Wolfsburger Krankenhaus versorgt werden.

Auf diese vorhandene Infrastruktur und die erprobten Abläufe konnten wir jetzt auch im Ukraine-Krieg zurückgreifen. Einige Ukrainerinnen und Ukrainer müssen aus medizinischen Gründen aus dem Land ausgeflogen werden, weil die medizinische Versorgung in der Ukraine hier nicht gewährleistet ist. Auch diese Patientinnen und Patienten verteilen wir dann je nach Kapazität auf die deutschen Kliniken. Aber das ist ein anderes Thema…

Und sicherlich nicht weniger spannend! Leider würde das unseren Rahmen unseres Interviews sprengen. Deshalb kommen wir langsam zum Ende: Herr Teichmann, denken Sie nach 40 Jahren mittlerweile ans Aufhören?

Aufhören? Soweit würde ich noch nicht gehen, aber ich ziehe mich langsam ein bisschen zurück und gehe quasi Ehrenamts-ATZ. Ich habe die letzten Jahre viel Know-how eingebracht und weitergegeben und da sind sicherlich viele Menschen, die meinen Job jetzt übernehmen können! Ich bleibe aber der ein oder anderen Arbeitsgruppe noch als Fachberater erhalten und habe auch noch die Hausaufgabe bekommen, eine Kostenschätzung für das internationale Supercamp des DRK mit rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufzustellen. Das macht man auch nicht mal so eben nebenbei…

Aber Ehrenamt macht mir Spaß und ich bleiben weiter ansprechbar. Ich sage immer „Fragen kostet nichts“ bei mir zumindest nicht – und das sage ich als ehemalige Controller (lacht).

Unsere letzte Frage bezieht sich immer auf die Werbung fürs Ehrenamt. Wenn Sie bei einem Geburtstag ein Gespräch zum Thema Ehrenamt mitbekommen, schalten Sie sich ein und werben aktiv für ein Engagement? Wenn, ja mit welchen Argumenten?  

Mich hat mein ehrenamtliches Engagement über die Jahre enorm bereichert: Ich habe viel für mich persönlich gelernt und beeindruckende Menschen kennenlernen dürfen! Es müssen ja nicht immer gleich 40 Jahre sein, sondern es kann ja auch nur phasenweise sein für ein begrenztes Projekt, oder eine jährlich stattfindende Veranstaltung. Letztendlich gilt wie fast überall: Tue Gutes und rede darüber: Mund-zu-Mund-Propaganda ist wahrscheinlich die beste Werbung fürs Ehrenamt!

Im Interview: Michael Friedl - Engagiert sich beim DLRG

Bild von Michael Friedl

Herr Friedl wie sind Sie zu ihrem Engagement bei der DLRG gekommen?
Das war eigentlich ganz unspektakulär: Ich war schon immer gerne am und im Wasser unterwegs und habe mich 2016 aus Interesse und Neugier bei der DLRG zum Rettungsschwimmen angemeldet. Anfangs hatte ich ein bisschen Sorge, dass ich das vielleicht nicht schaffen könnte, weil ich vorher noch nie im Verein oder so geschwommen bin; die war aber gänzlich unbegründet. Jedenfalls habe ich dabei mitbekommen, dass die DLRG-Leute alle mit Begeisterung dabei sind und richtig viel Spaß an ihrer Arbeit haben. Da habe ich kurzerhand gefragt, ob ich mich ebenfalls engagieren könnte und bin seitdem in der Schwimmausbildung dabei. Im Sommer habe ich mir dann auch den Wasserrettungsdienst am Allersee angeschaut und ich habe festgestellt, dass mir das mindestens genauso viel Spaß macht, wie die Schwimmausbildung.

Sie berichten im Vorgespräch, dass Sie inzwischen ausgebildeter Schwimmlehrer sind und nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen das Schwimmen beibringen. Was macht Ihnen dabei mehr Spaß – die Arbeit mit den Kindern oder mit den Erwachsenen und unterscheidet sich das „Beibringen“ der grundlegenden Fertigkeiten hierbei sehr?
Was mehr Spaß macht, kann ich so pauschal gar nicht sagen. Beides ist toll. Das eigentliche Schwimmenlernen unterscheidet sich gar nicht so sehr. Sie haben aber recht, die Arbeit mit Erwachsenen ist schon ein bisschen anders als mit Kindern. Erwachsenen fällt es oft schwer, Bewegungsabläufe zu verändern, die jahrelang verinnerlicht wurden. Dafür kommen sie meist mit einer ganz besonderen Motivation und dem Willen, schwimmen lernen zu wollen. Außerdem kann man Erwachsenen erklären, warum eine bestimmte Übung gerade notwendig ist. Kinder interessiert das alles nicht. Die sind natürlich auch wahnsinnig stolz auf ihre Leistungen, wollen aber vor allem Spielen und Toben und zeigen, was sie schon alles können. Das Schwimmenlernen muss deshalb in erster Linie so gestaltet werden, dass es den Kindern Spaß macht. Neben dem Einsatz am Beckenrand sind Sie ja vor allem im Sommer selbst als Wasserretter aktiv.

Beschreiben Sie hier doch mal eine „normale Schicht“ – was macht man als Wasserretter am Allersee an einem Sommertag mit 30 Grad im Schatten?
Vor allem schwitzen (lacht). Nein, im Ernst. Meistens fängt so ein Tag mit einem gemeinsamen Frühstück an. Davor wird allerdings noch das Boot zu Wasser gelassen und die Wasserrettungsstation vorbereitet. Während des Frühstücks bespricht der Wachführer dann den Tag. Wie viele Besucher werden erwartet? Finden Veranstaltungen statt? Gibt es spezielle Aufgaben zu erledigen? Solche Dinge. Da die meisten Besucher erst am Nachmittag zum Allersee kommen, bleibt bis dahin in der Regel noch Zeit zum Üben und Trainieren. An einem so heißen Sommertag natürlich gerne etwas im Wasser. Zum Beispiel wie man eine verunfallte oder sogar bewusstlose Person aus dem Wasser auf das Boot bekommt. Das muss regelmäßig geübt werden, damit es dann im „Ernstfall“ auch sitzt. Der Allersee ist dann eine schöne Erfrischung. Sobald es voller wird, ist es damit aber vorbei. Nun geht es darum, den Badegästen und Besuchern bei kleineren oder größeren Unfällen zu helfen. Dafür ist ein Team auf dem Boot unterwegs und ein weiteres Team geht am Strand entlang und schaut, ob jemand Hilfe benötigt. Badeunfälle und medizinische Notfälle sind zum Glück selten. Aber wir werden z.B. oft angesprochen, wenn ein Kind in eine Muschel oder eine Scherbe getreten ist. Außerdem suchen wir auch von uns aus Kontakt zu den Besuchern und Badegästen und geben Tipps für das sichere Verhalten am und im Wasser. An einem so heißen Tag braucht man nach einer Runde am Strand aber auf jeden Fall eine kleine Pause. Schatten, Sonnencreme, Eis und vor allem ganz viel Wasser. Am Abend wird dann das Boot wieder aus dem Wasser geholt, die Wasserrettungsstation aufgeräumt und alles für den nächsten Tag vorbereitet.

Wenn Sie an die letzten sieben Jahre bei der DLRG zurückdenken – gibt es ein Erlebnis, was Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Da gibt es viele kleinere und größere Momente. Wenn z.B. ein Kind das erste Mal die 25 Meter-Strecke fürs Seepferdchen schafft und dann mit strahlenden Augen aus dem Becken steigt, jemand nach langem Training sein ersehntes Abzeichen schafft oder wenn ein Teilnehmer so viel Spaß an der Ausbildung hatte, dass er oder sie sich danach weiter aktiv engagieren möchte. Eine Besonderheit sind aber auf jeden Fall auch immer die Veranstaltungen die wir am Allersee absichern. Da wird es immer spannend. Egal ob Regatta, Schwimmveranstaltung, Familienfest oder Bulli-Treffen. Beim Triathlon zum Beispiel bauen wir am Vortag die Schwimmstrecke auf. Auch wenn wir mittlerweile GPS nutzen, ist es eine Herausforderung, die riesigen Start- und Wendebojen an die richtigen Stellen zu bringen – und dort zu befestigen. Gerade wenn Wind weht, fangen die an, ein Eigenleben zu entwickeln und dann kann das schon mal den ganzen Tag dauern.

Wir beenden unser Interview immer gerne mit der Frage wie Sie andere Menschen vom Ehrenamt überzeugen. Wenn Sie als von einem Bekannten gefragt werden, warum Sie einen so großen Teil Ihrer Freizeit in den Dienst der DLRG stellen – was antworten Sie?
Das ist ganz einfach. Es macht unglaublich viel Spaß, lauter nette Leute und es ist eine super Stimmung. Nicht umsonst lautet unser Slogan: Wasserrettung im Team

Im Interview: Frau Damisi - Engagiert sich beim DRK

Frau Damisi erzählen Sie uns doch zunächst, wie Sie zu Ihrem Engagement beim DRK gekommen sind! 

Blutspenden gehe ich schon seitdem ich spenden darf. Ich komme gebürtig aus dem Harz und damals war der Gang zur örtlichen Blutspende in meinem Freundeskreis ein schönes Ritual. Wir verabredeten uns für diesen Tag, um gemeinsam dorthin zu gehen und saßen dann oft noch lange nach der Spende am Büfett und haben bei Kaffee und Kuchen gequatscht. 

 Leider erkrankte mein Mann vor ein paar Jahren an Krebs. In dieser Zeit brauchte er oft Blutkonserven. Heute ist er zum Glück wieder gesund, aber zu erfahren wie schnell es geht, dass man selbst mal so sehr auf die Hilfs- bzw. Spendenbereitschaft von anderen angewiesen ist, das hat etwas in mir verändert. So kam es, dass ich 2014 auf einem Dorffest Dörte Meyer die Vorsitzende des DRK Ortsvereins gefragt habe, ob und wie ich helfen kann. 
Seitdem bin ich dabei und neben dem Gefühl anderen Menschen zu helfen kann ich sagen, dass es auch unser Leben als Familie bereichert hat. Wir waren ja zugezogen und hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht viele Kontakte und durch mein Engagement im Dorfverein sind wir mittlerweile gut in der Dorfgemeinschaft integriert! 

Sie sind also in diesem Jahr 10 Jahre dabei! Wie verbinden Sie Ihr Ehrenamt mit Familie und Beruf? 

 Jetzt wo Sie es sagen, tatsächlich sind es dieses Jahr 10 Jahre! Ach, ich sehe da kein großes Problem mit der Vereinbarkeit. Ich bin nur halbtags berufstätig und wenn wir besondere Sitzungen oder Einsätze haben, dann werden diese meist so geplant, dass es für jeden passt.

Bild von Frau Damisi

Bei meiner Familie ist es tatsächlich noch einfacher, da sowohl mein Mann als auch meine Tochter oft mit dabei sind! Meine Tochter ist jetzt 15 und betreut zum Beispiel unseren Instagram Account und unterstützt bei den Blutspenden. Da bin ich sehr stolz auf sie, dass sie sich in ihren jungen Jahren schon so für Andere einsetzt! 

 Im Vorgespräch sagten Sie, dass Sie in Ihrer Ortsgruppe mit ihren 50 Jahren die Jüngste wären. Suchen Sie Nachwuchs? 

 Ja, wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die aktiv mithelfen! Und gerade bei den 2–3 Blutspendeaktionen pro Jahr brauchen wir auch immer mal jemand, der mit anpacken kann. Ich würde mich sehr freuen, wenn in Zukunft auch jüngere Menschen sich unserem Team anschließen! 

 Unabhängig vom DRK. Wie könnte man Ihrer Meinung nach mehr Menschen dazu bewegen regelmäßig Blut zu spenden? 

 Puh, das ist eine schwierige Frage! Da bin ich tatsächlich überfragt. Vielleicht haben viele Menschen Ängste im Zusammenhang mit der Spende? Ich weiß es nicht. Was ich sagen kann ist, dass unser Ortsverein versucht den Spenderinnen und Spender einen konkreten Mehrwert zu bieten bei der Spende. Wir geben uns bei dem Büfett sehr viel Mühe und bieten hier unterschiedliche Snacks an. Wir achten sogar darauf, dass für Vegetarier und Veganer etwas dabei ist! Die Zeiten, in denen es nur das klassische Mettbrötchen nach der Spende gab, sind bei uns eindeutig vorbei (lacht)! 

 Außerdem versuchen wir die Blutspende an sich zu einem kleinen Event zu machen. Vor einigen Jahren haben wir mal eine Kooperation mit der Grundschule Sülfeld gehabt. Ich habe mit den Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer Koch-AG ein Teil das Büfett vorbereitet. Viele Schülerinnen und Schüler kamen daraufhin mit ihren Eltern zu Blutspende. Für die Kinder hatten wir extra eine Kinderbetreuung organisiert, sodass alle gut versorgt waren. Das war tatsächlich eine Blutspendeaktion, die sehr erfolgreich war und an die ich gern zurückdenke. 

 Wo wir grad von schönen Erinnerungen sprechen. Gibt es ein Erlebnis im Rahmen Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit was Ihnen da spontan einfällt? 

 Hm tatsächlich ein Seniorenoktoberfest, welches wir in der Mehrzweckhalle organisiert haben. Eine Dame sagte damals zu uns „Ich hoffe, dass für Euch später auch mal jemand da sein wird, der so einen schönen Nachmittag organisiert.“ In diesem Satz steckte so viel Dankbarkeit und Wertschätzung, dass mir heute noch warm ums Herz wird, wenn ich daran zurückdenke! Für uns war das damals gar kein so großer Aufwand diesen Nachmittag zu organisieren, aber für die älteren Menschen war es glaub ich wirklich ein besonders schönes Erlebnis. 

 Sind es diese Erlebnisse von denen Sie erzählen, wenn es im Freundeskreis auf das Thema Ehrenamt kommt? Wie überzeugen Sie andere vom ehrenamtlichen Engagement? 

 Meist mache ich Mut es einfach mal auszuprobieren! Unser Team im Ortsverein ist wirklich sehr nett und jeder ist in seinem Engagement ja flexibel und kann selbst bestimmen, wie viel Zeit er einbringen kann und möchte. Letztendlich hilft jeder, der vielleicht auch nur mal eine halbe Stunde beim Aufbau der nächsten Blutspende hilft. Die Arbeit verteilt sich dann auf mehreren Schultern und damit ist ja allen geholfen. 

Im Interview: Frau Kayser-Sturm - ehrenamtlich tätig, um psychisch erkrankte und deren angehörige zu unterstützen

Bild von Frau Kayser-Sturm

Frau Kayser-Sturm Sie berichteten im Vorgespräch, dass Sie mittlerweile drei Selbsthilfegruppen für psychisch Erkrankte sowie deren Angehörige leiten. Wie sind Sie dazu gekommen und wieso liegt Ihnen das Thema so am Herzen?

Als selbst Betroffene bin ich auf viel Unverständnis gestoßen. Ich wusste selbst nicht, was mit mir los war. Seit 2006 ging es mir nicht gut, ich war manchmal nicht in der Lage zur Arbeit zu gehen, dabei liebte ich meine Arbeit, sie machte immer Spaß. Ich fühlte mich überfordert, konnte nicht mehr richtig Denken, musste mir Notizen machen, weil ich mir kaum etwas merken konnte. Krankengymnastik, Osteopathie, Globuli und Behandlung beim Chiropraktor, nichts half. Die Odyssee endete mit starkem Schwindel.

Im August 2009 versagte mein Gleichgewichtsorgan. Da ich mich kaum davon erholen konnte, halbierte ich meinen Ganztagsjob. Ab September 2013 arbeitete ich nur noch 12 Stunden in der Woche. Im Mai 2014 konnte ich dann gar nicht mehr arbeiten. Eine Reha brachte keinen Erfolg und so wurde ich voll berentet. Vier Jahre Verhaltenstherapie folgten.

Es dauerte lange, bis ich so weit war, auf mich selbst zu achten und Abstand zu schwierigen Situationen zu gewinnen. Als es im Sommer 2014 eine schwere psychische Erkrankung in meiner Familie gab, zog es mir völlig den Boden unter den Füßen weg. Ich begann nach Hilfe für Angehörige und Betroffene in Gruppen zu suchen. Ich traf auf die Selbsthilfegruppe für Angehörige im Netzwerk in der Schillerstraße in Wolfsburg. Peter Behrens leitete die Treffen. Da er sich umorientieren musste, wurde ich seine Nachfolgerin. Nach meiner Odyssee war es mir wichtig, mich ehrenamtlich zu engagieren. Zur Angehörigengruppe gesellten sich die TrauDich Selbsthilfegruppe für Anerkennung psychischer Erkrankung und die Selbsthilfegruppe für Betroffene psychischer Erkrankung.

Eine der Selbsthilfegruppen richtet sich primär an die Angehörigen von psychisch Kranken. Weshalb braucht es hierfür eine eigene Gruppe?

Angehörige sehen sich vielfach Stigmatisierungen gegenüber. Sie stoßen in der Familie, bei Kollegen und Freunden oft auf Unverständnis. Das Umfeld ist meist mit der Thematik überfordert, Kontakte werden abgebrochen. Erschwerend ist, ihre betroffenen Kinder, Partner oder Freunde versuchen, ihnen zu verbieten über sie und ihre Erkrankung zu sprechen. All diese Belastungen sind für Angehörige schwer zu ertragen.

Und so wird der Austausch mit Gleichgesinnten als sehr hilfreich erlebt. Unsere Selbsthilfegruppe unterliegt der Schweigepflicht und bietet so einen geschützten Raum, um sein Gegenüber um Rat zu fragen, weil viele mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Außerdem bietet die Gruppe die Gelegenheit einfach mal zu sagen, wie schwer es oft im Alltag ist, ohne die Sorge, von seinem Gegenüber dafür verurteilt zu werden. Alle hier sitzen im selben Boot und wissen um die Probleme, Sorgen und Nöte im Alltag mit psychisch Erkrankten.

Sie engagieren sich auch über die Organisation der Selbsthilfegruppen hinaus und berichteten, dass Sie Vorträge, Lesungen oder auch Filmabende veranstalten, um gesamtgesellschaftlich auf das Thema der psychischen Erkrankungen aufmerksam zu machen. Wie sieht ihre Idealvorstellung einer Gesellschaft aus, in der psychisch Erkrankte vollständig akzeptiert und in den Alltag integriert sind?

Für mich selbst vermute ich starke Ängste unserer Mitmenschen gegenüber Erkrankten als Grund für die Stigmatisierung der Betroffenen. Ich würde mir wünschen, sich selbst einmal zu reflektieren und sich zu fragen? Was bewirken solche Nachrichten bei mir? Wie beeinflussen sie meinen Umgang mit meinen Mitmenschen, insbesondere mit psychisch Erkrankten? Habe ich dadurch Vorurteile? Denn oft wird unterschätzt, wie viele Betroffene es gibt.

Basierend auf epidemiologischen Studien sind in Deutschland jedes Jahr 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Dies entspricht 17,8 Millionen Menschen und damit ziemlich genau der Einwohnerzahl von Nordrhein-Westfalen!

Mir liegt einfach daran, psychische Erkrankungen anzuerkennen wie jede andere Beeinträchtigung. Niemand würde von einem Querschnittsgelähmten verlangen, einen Marathon zu laufen. Und was für den Querschnittsgelähmten der Marathon ist, ist für den Menschen mit starker Depression vielleicht schon der tägliche Gang zur Arbeit! Es wäre für uns Menschen ein gutes Miteinander, jeden so zu akzeptieren wie er/sie ist. Nur so funktioniert in meinen Augen echte Integration.

Angenommen jemand hat den Verdacht, dass der Austausch mit Gleichgesinnten einem betroffenen Familienmitglied oder jemand aus dem Freundeskreis guttun könnte – Wie können Angehörige Betroffene davon überzeugen, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen? Haben Sie gute Argumente, die helfen könnten?

Betroffene zu überzeugen ist nicht einfach, sie leiden unter Ängsten oder wollen sich nicht öffnen, doch einen Versuch ist es immer wert, ihnen einen Flyer oder eine Telefonnummer in die Hand zu drücken. Gerade für Betroffene ist der gegenseitige Austausch hilfreich, denn egal um welche Erkrankung es sich handelt, die Probleme mit der Außenwelt klarzukommen sind eigentlich immer ziemlich identisch.

Man lernt in der Gruppe viel über sich selbst, kann über Belastendes offen sprechen. Welche Erfahrungen mit Ärzten, Therapeuten oder Kliniken gibt es? Wo finde ich hilfreiche Einrichtungen und Unterstützung. An wen kann ich mich wenden? Und welche Hilfsangebote gibt es sonst noch?

Wenn Sie an all die Jahre zurückdenken, die Sie sich jetzt schon für Betroffene engagieren. Kommt Ihnen spontan ein besonders bedeutendes Erlebnis, oder eine schöne Begegnung in den Sinn?

Ja! Es gab einen Vorfall, der führte bei einer Person zum Ausschluss aus einer Gruppe und einen 2., da gab es einen krankheitsbedingten Rückfall. Die betroffene Person konnte über Monate nicht zur Gruppe kommen. Heute freue ich mich über die wieder regelmäßige Teilnahme der beiden am Gruppengeschehen. Um zu verstehen, warum es Grund zur Freude ist, sollte man ein ungefähres Verständnis für psychische Erkrankungen haben. In der Regel ist es ein Auf und Ab in der Erkrankung. Vielfach gibt es Phasen, da ist der Alltag für die Betroffenen gut machbar und dann gibt es wieder Phasen wo sich die Betroffenen am liebsten nur noch verkriechen möchten. Die regelmäßige Teilnahme der beiden zeigt mir, sie fühlen sich wohl und schaffen es, auch in den „schlechteren Phasen“ herzukommen.  Mir und der Gruppe zeigt ihr Verhalten, sie sind bereit an sich zu arbeiten, allein dafür haben sie sich die Anerkennung der anderen Teilnehmenden verdient.

Ein 3. Fall betrifft eine junge Frau. Sie litt unter den Bedingungen an ihrem Arbeitsplatz und bekam Panikattacken, wollte dennoch nicht krankgeschrieben werden. Denn sie hatte Angst, ihre Wohnung zu verlieren, wenn sie die Arbeit nicht machen könnte. Mittlerweile ist sie stabil, hat einen neuen Arbeitsplatz gefunden der besser zur ihr und ihren Bedürfnissen passt und freut sich des Lebens. Alle guten Dinge sind drei und ich freue mich über diese Entwicklungen!

Wir beenden unser Interview traditionell mit der Frage, wie Sie andere Menschen vom ehrenamtlichen Engagement überzeugen würden. Angenommen Sie sitzen in gemütlicher Runde im Freundeskreis und das Gespräch kommt auf Ihr Engagement. Was entgegnen Sie auf die Frage warum Sie all die Zeit investieren, ohne dafür zumindest monetär etwas zurückzubekommen?

Mir ist wichtig, Menschen ohne Stigmatisierung zu erleben. Mir ging es mit 59 Jahren schlecht, ich wurde vorzeitig berentet und durch meine eigene Erkrankung wurde mir klar, ehrenamtliches Engagement kann zur Entstigmatisierung beitragen. Selbst Menschen im Rentenalter können sich einbringen, es wird immer Hilfe in etlichen Bereichen gebraucht.

Im Interview: Günter Schütte - ehrenamtlicher Schwimmlehrer

Bild von Günter Schütte

Herr Schütte, Sie sind wahrscheinlich Wolfsburgs bekanntester Schwimmlehrer. Wie kamen Sie dazu sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren?

Puh, das ist eine ziemlich lange Geschichte, die ein gutes Beispiel dafür ist, wie nach einer kleinen Aktion ein Rädchen ins andere greifen und dann etwas richtig Gutes daraus entstehen kann. Aber um zu verstehen, was ich damit meine, muss ich ein wenig ausholen:

1992 war ich Sport- und Politiklehrer in der Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule. Kurzfristig und aus der Not geboren entschied die Stadt damals aus einer Sporthalle der Schule eine Notunterkunft für Flüchtlinge zu machen, und von heute auf morgen stand uns als Schule die Sporthalle nicht mehr für den Sportunterricht zur Verfügung.

Meine Schüler und ich waren damals einerseits wütend über das Fehlen und die Zweckentfremdung der Halle. Andererseits waren wir geschockt von den spartanischen Verhältnissen, in denen diese Menschen, die auf Ihrer Flucht sicherlich viel Leid erfahren hatten, untergebracht wurden. Als wir dies im Politikunterricht besprachen, kamen die Schüler auf eine, wie soll ich sagen, eher unkonventionelle Idee, die Wolfsburger Bevölkerung auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Sie planten ein Basketballspiel in der Bürgerhalle des Rathauses, was dann auch tatsächlich stattfand.

Ich war damals Lehrer geworden und zielgerichtet an eine Gesamtschule gegangen, um vor allem benachteiligte- Schüler zu unterstützen und war daher sehr stolz auf meine Schüler, dass sie sich mit dieser Aktion für Menschen einsetzten, die sonst eher keine Lobby haben!

Seitdem hat mich die Situation der Menschen, die vor Krieg oder Leid aus ihren Herkunftsländern flüchten um bei uns Schutz zu suchen, nicht mehr losgelassen. Und in meinem weiteren Leben hatte ich immer wieder Kontakte zu Geflüchteten, bis ich dann als Pensionär mehr Zeit hatte um mich hier richtig einzubringen.

Wie sah diese „Einbringung“ denn konkret aus?

2012 begann meine Altersteilzeit und 2014 bin ich dann tatsächlich in Pension gegangen. Ich habe diese stückweise Stundenreduzierung genutzt, um parallel mein Engagement in der Flüchtlingshilfe zu starten. Zunächst unterstütze ich gemeinsam mit meiner Frau das Sprachangebot der Flüchtlingshilfe. Wir gaben also Sprachunterricht. Meine Frau ist mit vielen anderen in der Asylschule Fallersleben noch heute sehr aktiv!

Ich wurde während der Sprachkurse darauf aufmerksam, dass die Kinder sich in der Unterkunft meist langweilten, während die Eltern sich auf Vokabeln und Grammatik konzentrierten. Also hatte ich die Idee, mit ihnen schwimmen zu gehen. Der Weg zum Freibad Fallersleben hätte aber rund 30 Minuten zu Fuß gedauert. Also mussten Fahrräder für die Kids her. Ein Spendenaufruf brachte viele gebrauchte Fahrräder in die Hafenstraße, teilweise aber leider auch in keinem guten Zustand. Also mussten sie repariert werden und die Idee zur Fallersleber Fahrradwerkstadt für gebrauchte Fahrräder war geboren. Diese besteht durch die Unterstützung von vielen Ehrenamtlern bis heute und arbeitet sehr erfolgreich.

So kam es dazu, dass die Flüchtlingshilfe neben Sprachunterricht fortan eine Fahrradwerkstatt betrieb und Schwimmkurse für Flüchtlingskinder anbot. Und Dank der gespendeten Fahrräder konnten an den Wochenenden schöne Ausflugstouren mit den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft in die nähere Umgebung unternommen werden. Anfangs immer am Mittellandkanal entlang, wo keine Autos fuhren und das sichere Fahrradfahren trainiert werden konnte. Für viele war das seinerzeit das Highlight der Woche!

Das meinten Sie Eingangs damit, dass ein Rädchen ins andere gegriffen hat, oder? Damals während der großen Flüchtlingswelle war die Unterstützung in der Bevölkerung groß. Beobachten Sie dies momentan auch noch?

 Ja, genau das meinte ich. Ich sage immer: Es gibt Probleme, dafür müssen Lösungen entwickelt werden und daraus kann dann so viel entstehen. Das Unterstützer-Engagement in Fallersleben ist ein gutes Beispiel dafür! 

Und ja, damals gab es eine große Bereitschaft der Bevölkerung zu helfen. In der damaligen Berichterstattung wurde das Leiden dieser Menschen erfahr- und nachvollziehbar dargestellt und führte zu der überwältigenden Hilfsbereitschaft. Es waren vor allem die älteren Menschen, oft Rentner, die die nötige Zeit hatten und mit anpacken wollten. Leider hat die Coronapandemie da einen großen Einbruch verursacht und viele sind danach nicht wieder eingestiegen.

Kommen wir zurück zu Ihrer Tätigkeit als ehrenamtlicher Schwimmlehrer. Sie berichteten im Vorgespräch, dass es mittlerweile nicht mehr nur Flüchtlingskinder sind, denen sie das Schwimmen beibringen?

Das stimmt! Damals sind viele Menschen auf die Kinder und mich im Freibad aufmerksam geworden und so wurde ich bald von vielen Seiten dazu angesprochen, unter anderem von einer Grundschulleiterin. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, als ausgebildeter Sportlehrer eine Nichtschwimmer-AG der Grundschule Fallersleben leiten zu können, was dann auch umgesetzt wurde. Und aus der anfänglichen Beckenaufsicht für die Michaelis-Kita im Hallenbad Sandkamp entstand ein erstes Angebot von der Wassergewöhnung hin zum Schwimmen lernen in dieser Kita. Über die Jahre hat sich das dann so weiterentwickelt, dass ich mittlerweile für drei Kitas dienstags Wassergewöhnung anbiete und auch schon den kleinsten Kindern das Schwimmen beibringe. Ich setzte mich dafür ein, dass möglichst wenig Kinder als Nicht-Schwimmer die Grundschule verlassen. Und dafür sollte man die besten Voraussetzungen schaffen, indem man die Kinder schon in der Kitazeit ans Wasser gewöhnt.

Aber auch größere Kinder und Erwachsene können bei uns das Schwimmen lernen! Die älteste Frau war bisher 65 und nach Ostern wird ein 67-jähriger Mann den Schwimmkurs besuchen. 

Bei uns?

Ja genau! Ich mache das zum Glück nicht mehr alleine, sondern habe mittlerweile ein Trainerteam von rund 16 Leuten aufgebaut. 70 Prozent davon sind Menschen, die bei mir das Schwimmen gelernt und sich dann so weit fortgebildet haben, dass sie heute selbst anderen das Schwimmen beibringen können. Das ist etwas, was ich in den vielen Jahren oft beobachten durfte, dass die Flüchtlinge sehr dankbar für die Unterstützung sind, die sie bei uns erfahren haben und sich sehr gern einbringen, um irgendwann etwas zurückzugeben. Und ich freue mich, dass so das Schwimmangebot weitergeführt wird, auch wenn ich mal nicht mehr am Beckenrand stehen kann. Darauf sind wir sehr stolz. 

Heißt das, Sie denken ans Aufhören?

(Lacht) Ich habe letztens zu meiner Frau gesagt: Mich müssen Sie wahrscheinlich mal aus dem Bad raustragen. Also nein, eigentlich nicht. Aber mit 72 Jahren weiß man nie, wie lange man sich noch so fit fühlt. Ich hoffe einfach, dass ich noch viele Jahre Kindern das Schwimmen beibringen kann. Wissen Sie, das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn sie es das erste Mal geschafft haben eine Bahn durchzuschwimmen oder den Ring aus dem tiefen Wasser heraufzuholen – das ist enorm bereichernd. Gerade für benachteiligte Kinder, die es in ihrem Alltag sonst schwer haben, ist es so wertvoll die Erfahrung zu machen, dass sie etwas erreichen können, wenn sie sich richtig anstrengen und dann auch zu Recht stolz auf sich sein können. Dafür mache ich es!

Das wäre eigentlich ein schöner Abschlusssatz. Traditionell möchten wir unser Interview aber gern mit der Frage beenden, wie Sie andere Menschen in ihrem Umfeld vom Ehrenamt überzeugen würden?

Die Leute, die uns kennen, die wissen, was wir machen, da braucht es keine Überzeugungsarbeit. Immer wieder bekomme ich Anrufe und werde gefragt, wie und ob man helfen kann. Ich erkläre den Leuten dann immer, wo wir überall tätig sind und lade sie ein, es einfach mal auszuprobieren und zu schauen, ob es Ihnen Freude bereitet. Ich glaube, dass man langfristig nur hilft, wenn es einem Spaß macht. Es ist auch eine falsche Vorstellung, dass das Ehrenamt immer nur ein Geben ist, man bekommt unheimlich viel zurück, was sich mancher gar nicht vorstellen kann! Man erfährt es immer erst beim Selber tun. Und das muss man einfach mal ausprobieren. 🙂

Im Interview: Dietmar Nehmsch - Freiwillige Feuerwehr Ehmen

Herr Nehmsch ihre Frau hat mir im Vorgespräch verraten, dass Sie mittlerweile 60 Jahre alt sind und immer noch aktiv im Einsatz mitmischen. Wie sind Sie denn ursprünglich zur Feuerwehr gekommen?

Ich bin in Reislingen groß geworden und leider gab es dort zunächst keine Jugendfeuerwehr. Als es dann 1975 zu den großen Waldbränden hier in der Region gekommen ist, gab es danach erste Überlegungen Nachwuchsarbeit in der Feuerwehr zu betreiben. Anlässlich des 50. Jubiläums der Reislinger Feuerwehr im Jahr 1976 wurde dann eine Jugendfeuerwehr gegründet, der ich noch im selben Jahr beitrat und seitdem bin ich Feuerwehrmann!

Wie ging es denn dann weiter?

Mit 16 habe ich den Jugendgruppenleiterschein gemacht (heute: Juleica) und war dann als Betreuer in der Jugendfeuerwehr tätig. Es war eine schöne Zeit damals! Noch heute denke ich z.B. gerne an das Stadtzeltlager im Hasselbachtal zurück. An einem verlängerten Wochenende im Sommer traf sich der Feuerwehrnachwuchs aus ganz Wolfsburg um gemeinsam Wettbewerbe zu bestreiten, voneinander zu lernen und die Gemeinschaft zu stärken. Dabei hatte ich die Möglichkeit bekommen in der Lagerleitung u.a. an der Lagerzeitung mitzuarbeiten. Allerdings erinnere ich mich auch daran, dass das schon einen gewissen Aufwand an Organisation bedurfte, so ein großes Zeltlager mitten in der Stadt auf die Beine zu stellen.

Und dann sind Sie in den aktiven Einsatz gegangen?

Mit 17 bin ich in die aktive Wehr übergetreten. Damals wurde die Stadtausbildung der Freiwilligen Feuerwehr Wolfsburg aufgebaut. Während vorher die jungen hauptsächlich durch die älteren Kameradinnen und Kameraden in den Ortswehren ausgebildet wurden, wurde von dem Zeitpunkt an die Ausbildung in Wolfsburg zentralisiert. Das Konzept, das die Mitglieder aller Ortsfeuerwehren an einem Ort gemeinsam die Grundausbildung und weiterführende Lehrgänge absolvieren konnten hat mich so sehr überzeugt, dass ich mich dort auch in der Ausbildungsarbeit engagieren wollte.

1989 bin ich dann nach dem Erwerb der erforderlichen Qualifikationen selbst Ausbilder geworden und bis 2017 auch dabeigeblieben.

Die letzten Jahre waren Sie sogar als Stadtausbildungsleiter tätig. Was reizt Sie an der Ausbildung von Nachwuchskräften?

Gerade in der Ausbildung bei der Feuerwehr treffen Welten aufeinander: Vom Bänker, über die Arzthelferin bis zum Doktor der Physik sind alle Berufsgruppen vertreten. Die wirkliche Herausforderung besteht hier als Ausbilder darin, trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen, Kenntnisse und Fertigkeiten am Ende jeden zu einem guten Feuerwehrmann bzw. eine gute Feuerwehrfrau auszubilden.

Letztendlich funktioniert so eine Einsatzmannschaft aber auch als Team, indem man sich gegenseitig unterstützt und jeder seine Stärken und Schwächen hat. Ich sage immer das Wichtigste ist, das Herz muss für die Feuerwehr schlagen! Es ist nämlich ein Unterschied das gelernte Wissen im Übungsraum anzuwenden, oder nachts bei Wind und Schneetreiben, nachdem man vor 15 Minuten aus dem Tiefschlag geklingelt worden ist, adäquate Hilfe zu leisten.

2002 sind Sie zur Feuerwehr nach Ehmen gewechselt und seit letztem Jahr ist auch ihr Sohn hier in der aktiven Wehr dabei. Wie ist es gemeinsam mit dem eigenen Sohn im Einsatzwagen zu sitzen?

Wenn wir auf dem Weg zum Einsatz sind, dann sind wir in erster Linie Kameraden und nicht Vater und Sohn. Ich weiß, dass mein Sohn gut ausgebildet ist, aber natürlich werfe ich den ein oder anderen Blick mehr auf ihn als die anderen im Einsatzgeschehen.

Wieder zuhause besprechen wir dann ab und an auch mal Einsätze nach. Vor allem, wenn diese besonders dramatisch oder gefährlich waren.

Außerdem ist er genau wie ich damals als Betreuer in der Jugendfeuerwehr tätig, da greift er ab und zu auf meine Erfahrungen zurück oder wir tauschen uns über aktuelle Themen aus. Es ist schon eine schöne Sache das Hobby mit seinem Kind zu teilen!

Sie können auf mehr als 40 Jahre Feuerwehr zurückblicken. Was war das bedeutendste bzw. schönste Erlebnis ihrer Laufbahn?

Zunächst fällt mir da spontan das Seifenkistenrennen ein, dass wir zum 25-Jähriges Jubiläum der Reislinger Jugendfeuerwehr organisiert haben. Jugendfeuerwehren aus der ganzen Region kamen, um mit uns um die Wette zu fahren und das ganze Dort hat mitgemacht. Das war wirklich eine coole Aktion!

Als riesige Herausforderung sind mir die Einsätze 2002 im Rahmen der damaligen Hochwasserlage im Gedächtnis geblieben. Nachdem die Situation vor Ort unter Kontrolle war, wurden wir an die Elbe zur Unterstützung entsandt. So eine überörtliche Großeinsatzlage erlebt man nicht so oft und sowas bleibt natürlich im Gedächtnis. 

Zuletzt sind es die Bauarbeiten an den Feuerwehrhäusern in Reislingen und Ehmen die 1982 bzw. 2009 stattfanden und wo wir als Kameraden viel in Eigenleistung gemacht haben. Ich glaube, es gibt nicht viele Kameraden, die von sich behaupten können an gleich zwei Feuerwehrhäusern im Stadtgebiet mitgebaut zu haben (lacht).

Unsere traditionelle Abschlussfrage bezieht sich immer auf die Werbung fürs Ehrenamt. Mit welchen Argumenten begegnen Sie Bekannten und Freunden, wenn diese Sie fragen, warum Sie so viel Ihrer Freizeit für andere investieren?

Feuerwehr als eine der ältesten Bürgerbewegungen in unserem Land leistet einen elementaren Beitrag zur kollektiven Sicherheit und ich bin stolz meinen Teil dazu beizutragen! Wir haben zwar in Wolfsburg eine Berufsfeuerwehr, aber spätestens bei größeren Ereignissen muss die auf die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren zurückgreifen.

Ich versuche aber in solchen Gesprächen niemand zu überreden, denn Feuerwehr ist kein Ehrenamt wie jedes andere! Man sollte sich im Vorfeld schon ganz genau überlegen, ob man dazu bereit ist im Einsatzfall z.B. beim Familiengeburtstag alles stehen und liegenzulassen, um schnellstmöglich zur Feuerwehr zu fahren. Gleichzeitig kann man aber auch mit Stolz sagen: Als Feuerwehrmann bzw. Feuerwehrfrau geht man nicht nur eine besondere Verpflichtung ein, sondern die Feuerwehr kümmert sich auch besonders gut um ihre Mitglieder. Das fängt mit der Ausrüstung an, geht bei der Ausbildung weiter und hört, wenn es tatsächlich mal ganz übel läuft, bei der Absicherung im Falle eines Unfalls auf!

Im Interview: Verena Altenhofen - Leiterin der Wolfsburger Telefonseelsorge

Frau Altenhofen laut Ihrer Internetseite arbeiten bundesweit bei der TelefonSeelsorge nur rund 300 festangestellte Mitarbeitende und über 7.000 Ehrenamtliche. Normalerweise führen wir dieses Interview mit Ehrenamtlichen, aber heute sprechen wir mit Ihnen als der Leitung der TelefonSeelsorge. Natürlich weiß ich, dass es dafür eine gute Erklärung gibt, aber die interessieren unsere Leser sicherlich auch!

Ich versuche in meinen Schilderungen möglichst nahe an den Erfahrungen unserer Ehrenamtlichen zu bleiben. Um sie und auch die NutzerInnen der Angebote der TelefonSeelsorge zu schützen, treten unsere Ehrenamtliche nicht in die Öffentlichkeit. Manchmal würde ich ihnen mehr Präsenz, z.B. in den Medien wünschen, da sie wirklich eine außerordentliche und gesellschaftlich wichtige Arbeit leisten. Aber die Angebote der TelefonSeelsorge leben von der Anonymität. Niemand muss seinen Namen oder seinen Herkunftsort nennen. Das macht es vielen Menschen leichter, sich mit ihren Sorgen und Ängsten an uns zu wenden. Und genauso bleiben unsere SeelsorgerInnen am Telefon oder in Chat und Mail anonym.

Wie kann man ihr Team unterstützen?

Damit wir 24 Stunden am Tag für Menschen in Krisensituationen erreichbar sind, suchen wir immer wieder Menschen, die ehrenamtlich bei uns mitarbeiten wollen. Wir bieten dazu vorab eine qualifizierende Ausbildung mit viel Praxis und Theorie sowie einer guten Begleitung durch AusbilderInnen, SupervisorInnen und erfahrenen SeelsorgerInnen an. Die Ausbildung dauert ca. ein Jahr und bereitet gut auf die Begegnungen in der Seelsorge vor.

Wieviel Anrufe bekommen Sie täglich? Kann man jahreszeitbedingt ein höheres Anrufaufkommen beobachten?

Unser Telefon steht niemals still. Es dauert oft nur wenige Sekunden bis Minuten, bis nach dem Auflegen ein neuer Anruf eingeht. Genauso ist es in der Online-Seelsorge. Sobald wir einen Chattermin anbieten, ist er auch schon belegt. Von unserer Stelle aus führen wir im Jahr rund 8.000 Gespräche, 600 Mails und 400 Chats.

Zu den aktuellen gesellschaftlichen Krisen, die viele Menschen verunsichern und auch erschöpfen, kommen nun zur Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel die persönlichen Krisen dazu. Viele Menschen nehmen in dieser Zeit besonders wahr, wie einsam sie sich fühlen. Ein Gespräch mit einer unserer Seelsorgerinnen kann dann eine echte Entlastung sein und neuen Mut und vielleicht auch neue Ideen geben für die Feiertage oder das neue Jahr.

Bild von Verena Altenhof

Die Ehrenamtlichen Ohren bei Ihnen führen sicherlich oft sehr belastende Gespräche. Wie werden sie im Nachgang unterstützt damit umzugehen?

Wir bereiten in der Ausbildung schon sehr gut auf die Herausforderungen der Gespräche vor. Vielen hilft es dann, sich bei der Übergabe mit der Ablösung im Dienst auszutauschen. Auch unsere regelmäßigen Supervisionsgruppen, in welchen alle Ehrenamtlichen von professionellen SupervisorInnen begleitet werden, sind eine echte Unterstützung, um Gespräche nochmal gemeinsam zu reflektieren. Im Hintergrund ist außerdem eine hauptamtlich besetzte Rufbereitschaft im Einsatz, um in besonders kritischen Situationen an der Seite der Ehrenamtlichen zu stehen.

Weihnachten als schönste Zeit des Jahres. Leider wird das nicht von allen Menschen so empfunden. Viele Menschen fühlen sich in dieser Zeit einsam oder empfinden die Feiertage als zusätzliche Belastung. Können Sie das aus Ihrer Erfahrung bestätigen? Welche Tipps haben Sie für betroffene Menschen oder auch das Umfeld dieser Menschen? Und: Ist ihr Team auch am Heiligen Abend im Einsatz?

Erfreulicherweise Weise sind unsere Ehrenamtlichen auch an allen Feiertagen und vor allem auch in den Nächten im Einsatz und damit für Menschen erreichbar. Unsere SeelsorgerInnen haben einen ganz guten Überblick, welche hilfreichen Angebote es über Weihnachten gibt, von Krisenintervention bis Begegnungsmöglichkeiten.

Aber oft hilft auch bereits das Gespräch oder der Chat mit der TelefonSeelsorge. Wir sind manchmal der einzige zwischenmenschliche Kontakt am Tag. Und unsere Erfahrung zeigt: bereits diese Begegnung kann schon entlastend wirken. Zuhören hat eine heilsame Wirkung.

Unsere letzte Frage beschäftigt sich immer mit der Werbung für das Ehrenamt: Wenn Sie im Bekannten- oder Freundeskreis angesprochen werden wie das bei der Telefonseelsorge so ist und ob man da mal „reinschnuppern“ könnte. Was antworten Sie?

Ein Ehrenamt bei der TelefonSeelsorge ist auf jeden Fall „lebensbereichernd“. Sie bekommen die Chance, persönlich zu wachsen und sich weiterzuentwickeln, sie erfüllen eine sinnhafte Aufgabe und werden Teil einer großen Gemeinschaft.

Ich lade jede/n, der sich dafür interessiert herzlich zum Gespräch mit mir ein. Rufen Sie gerne an, schreiben Sie mir eine Mail. Ich berichte gerne noch mehr zu unserer Arbeit. Eine ganz konkrete Möglichkeit uns zu erleben ist am Mittwoch, 20.12.2023 auf dem Weihnachtsmarkt in Wolfsburg, denn da sind wir in der Ehrenamtshütte vertreten.

Im Interview: Rouven Heling - ehrenamtlicher Einsatzleiter bei der WOlfsburger DLRG

Bild von Rouven Heling

Herr Heling 1996 kamen Sie zu der DLRG vermutlich damals noch als Jugendlicher. Was hat Sie bewegt sich als Rettungsschwimmer ausbilden zu lassen und am Allersee regelmäßig das Badegeschehen zu überwachen?

Ich bin damals über das Feriensportprogramm der Stadt auf die DLRG gestoßen, man konnte einen ganzen Tag an der Wasserrettungsstation am Allersee miterleben. Hier wurde mir erklärt, was Wasserrettung überhaupt ist, man konnte auf den Rettungsturm klettern und eine Runde mit dem Motorrettungsboot mitfahren. Nach diesem Tag stand für mich fest, „das muss ich auch machen“. So bin ich bei der DLRG gelandet.

Die Rettungsschwimmerausbildung scheint ja Ihren Ehrgeiz geweckt zu haben. Sie berichteten im Vorgespräch, dass Sie in den Jahren danach auch noch zum Wasserretter, Sanitäter usw. ausbilden ließen. Woher kommt diese Motivation? Brauchen Sie diese Qualifikationen alle in ihrem Tagesgeschäft bei der DLRG hier in Wolfsburg?

Definitiv ja! Ich habe schnell gemerkt, dass ich in der DLRG noch viel mehr lernen kann und mich in vielen Bereichen Fortbilden kann. Für mich ist es immer wichtig, etwas Neues zu lernen und vorhandenes Wissen zu erweitern.

Viele der Qualifikationen gehören einfach dazu. Ich möchte schon wissen, wovon ich spreche, bzw. jungen Kräften auch mit entsprechendem Fachwissen begegnen können, um sie auf ihrem Weg in der DLRG zu unterstützen.

Seit 2007 sind Sie nun im örtlichen Vorstand als Leiter der Einsatzdienste. Wie viele Kollegen bzw. Dienstpläne sind es denn, die Sie dort koordinieren?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Zahl der aktiven Einsatzkräfte schwankt von Jahr zu Jahr ein wenig. Über das Jahr verteilt unterstützen uns als DLRG im Schnitt 45 bis 60 Kräfte. Ich koordiniere hier dann die Führungskräfte, welche sich eigenständig ihre Mannschaft für das Wochenende am Allersee zusammenstellen.

Für die anderen Bereiche, wie den Katastrophenschutz oder die Veranstaltungsbetreuung gibt es keine Dienstpläne, denn diese sind nicht planbar. Werden wir als DLRG alarmiert, dann wird der Einsatz zu jeder Tages- und Nachtzeit abgearbeitet. Das ist bei uns genauso, wie bei jeder anderen Blaulichtorganisation.

Was reizt Sie daran? Wenn man sich Ihre Qualifikationsagenda anschaut, scheinen Sie sonst eher nicht so der Schreibtischtyp zu sein.

Natürlich gehört die Arbeit am Schreibtisch zu meinem Amt dazu. Sie haben aber recht, ich bin lieber mit meinem Team zusammen im Einsatz. Die Ausbildungsgänge und Qualifikationen, welche ich über die Jahre absolviert habe, gehören für mich mit dazu. Ich halte es super wichtig, als Führungskraft ein fundiertes Fachwissen zu besitzen und nur das von meinen Kräften zu verlangen, was ich auch selber bereit bin zu tun.

Neben der Wasserrettung engagieren Sie sich beim DLRG nach eigenen Angaben auch im Bereich des Katastrophenschutzes und der Veranstaltungsbetreuung. Haben Sie hier ein besonderes Erlebnis an das Sie gerne zurückdenken, oder was Sie besonders bewegt hat?

Ja, das gibt es. Vor vielen Jahren waren wir beim Elbehochwasser im Einsatz. Als wir in unserem Bereitstellungsraum eine Pause machten, kamen ganz plötzlich viele Bewohner mit frischen belegten Brötchen, Kaffee, Getränken und Süßigkeiten zu uns auf den Platz, um sich für unseren Einsatz zu bedanken. Viele von Ihnen hatten durch das Hochwasser selbst große Probleme, aber dennoch versorgten Sie uns. Diese unglaubliche Dankbarkeit kann ich bis heute nicht vergessen.

25 Stunden pro Woche engagieren Sie sich nach eigenen Angaben ehrenamtlich bei der DRLG neben Ihrem Job als Informationselektroniker. Bleibt da noch genug Zeit für das Privatleben?

Manchmal ist es nicht ganz einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Mein großer Vorteil ist, dass meine Freundin ebenfalls in der DLRG Wolfsburg aktiv ist und genau wie ich, mit dem „Helfergen“ infiziert ist. So können wir unsere Freizeit gemeinsam aktiv und sinnvoll nutzen.

Natürlich stehen Beruf und Familie immer an erster Stelle, denn die DLRG als ehrenamtlicher Verein zahlt mir nicht mein Gehalt. Hier bleibt dann auch mal etwas liegen, wenn es beruflich oder familiär etwas Wichtigeres zu erledigen gibt.

Ganz wichtig ist mir allerdings, dass ich die volle Unterstützung durch meinen Arbeitgeber – der Termath AG in Bezug auf mein Ehrenamt habe.

Es ist Winter – wie unterscheiden sich die Aufgaben bzw. das Einsatzgeschehen bei der DLRG denn zum Sommer?

Im Winter ist es meist etwas ruhiger. Hier müssen an den Wochenenden keine Wasserrettungsdienste und wenig Veranstaltungen betreut werden. In der Wintersaison sind wir viel mit Aus- und Fortbildungen, Materialpflege sowie Planungen und Projekten beschäftigt.

Unsere letzte Frage bezieht sich immer auf die Werbung fürs Ehrenamt. Wenn Sie bei einem Geburtstag ein Gespräch zum Thema Ehrenamt mitbekommen, schalten Sie sich ein und werben aktiv für ein Engagement? Wenn, ja mit welchen Argumenten?

Ja! Meiner Meinung nach sollte jeder sich in einem Ehrenamt engagieren! Ganz egal, was. Es gibt eine soooo große Auswahl an Möglichkeiten, da findet sich für jeden etwas Passendes.

Für mich sie die besten Argumente immer: Teamwork, Spaß, sinnvolle Freizeitbeschäftigung und vor allem etwas Gutes tun. Meistens verweise ich einfach auf unsere Homepage: wolfsburg.dlrg.de. Hier kann jeder interessierte viele weitere Informationen über uns und unsere Arbeit finden. Oder noch einfacher: Sprecht uns einfach persönlich an! Ich glaube jeder, der sich ehrenamtlich engagiert, braucht keine großen Argumente um zu überzeugen. Man erzählt einfach aus dem Leben.

Geschäftsführung als Ehrenamt: Herbert Haun im Interview

Herr Haun, wir haben ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass Sie früher selbstständiger Unternehmer in der IT bzw. Personalbranche waren. Was hat Sie dazu bewegt, von der Rolle des erfolgreichen Unternehmers in die Position des ehrenamtlichen Geschäftsführers einer Stiftung zu wechseln?

Ich war damals in der privilegierten Situation, finanziell unabhängig zu sein, und wollte meinen Übergang in den Ruhestand aktiv gestalten. Es war Zeit, die „jungen Leute“ in meiner Firma die Verantwortung übernehmen zu lassen. Fortan hatte ich viel Zeit, und mit der wollte ich etwas Sinnvolles anfangen und dabei langsam „runterfahren“.

Später habe ich dann gelernt, dass im Wesentlichen ehrenamtlich aufgebaute Organisationen für die Geschäftsführung durchaus neue Herausforderungen mit sich bringen. Aber insgesamt kann ich für mich sagen, dass die Grundidee, in einem zeitlich festgelegten Rahmen einen guten Übergang in den Ruhestand zu gestalten, mit dem ehrenamtlichen Engagement bei der NEULAND Stiftung Wolfsburg gut geklappt hat.

Sechs Jahre sind Sie nun als Geschäftsführer tätig. Was war aus Ihrer persönlichen Sicht der größte Erfolg der Stiftung in den letzten Jahren?

Es ist die Entwicklung und Etablierung der eigenen Projekte der Stiftung: Zum einen  das Jugendprojekt „wohnsionär“. Das Projekt soll jungen Menschen einen Rahmen geben, um ihre ganz eigene Idee vom Wohnen in Wolfsburg zu entwickeln. Hierbei sind in der Vergangenheit die unterschiedlichsten Herangehensweisen von den Jugendlichen gewählt worden von der Organisation einer Kunstausstellung, über die Produktion einer Fernsehsendung bis hin zur Entwicklung einer App.

Ich freue mich, dass wir die Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule 2015 für die Idee von „wohnsionär“ begeistern konnten und sie das Projekt zukünftig dank engagierter Lehrkräfte in eigener Regie fortsetzen wird.

Neben „wohnsionär“ ist uns die Ausweitung des Seniorenprojektes „Herz+Ohr“ ein wichtiges Anliegen. Dieses Projekt haben wir zu Zeiten der Pandemie geschenkt bekommen und konnten es erfolgreich modernisieren, in seinen Kernthemen erhalten und ausbauen, sodass wir heute viele Menschen gefunden haben, die sich in diesem Rahmen engagieren und regelmäßig ihre Zeit einsamen älteren Menschen in Wolfsburg schenken.

Bild von Herbert Haun
© Janina Snatzke

Gibt es eine besondere Begegnung bzw. Erlebnis aus Ihrer täglichen Arbeit, an das Sie besonders gern zurückdenken?

Viele sagen über mich, ich habe ein gutes Gespür für Menschen. Es ist damals schon als Unternehmer meine Passion gewesen, die richtigen Menschen für den richtigen Platz zu finden. Und so war es nicht die eine besondere Begegnung, sondern durch die Jahre habe ich viele Menschen kennengelernt, die spannende Erfahrungen und Ansichten mitbringen. Ich freue mich immer, wenn ich Ihnen durch meine Lebenserfahrung, aber auch mein Netzwerk neue Chancen für ihre Entwicklung ermöglichen kann.

Jihan, Eni, Zoé – alle sind junge Menschen, Berufseinsteiger, die ich in der Stiftungszeit mit ihrer jeweils ganz eigenen Lebens- und Bildungsgeschichte kennenlernen durfte. Gemeinsam haben wir für alle ihren beruflichen Weg ebnen oder begleiten können, und auch wenn dieser sie außerhalb der NEULAND Stiftung Wolfsburg geführt hat, so engagieren sie sich auf die eine oder andere Weise immer noch für unsere Idee von einem lebenswerten Wolfsburg!

Die NEULAND Stiftung Wolfsburg setzt sich nach eigenen Angaben für das soziale Miteinander ein. Was wünschen Sie sich für die Stiftung und Wolfsburg für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass „Herz+Ohr“ sich sowohl inhaltlich als auch von den Menschen her, die wir erreichen können, positiv weiterentwickelt. Die Grundidee ist ja, einsame Senioren wieder ins Leben zu holen. Vielen von Ihnen müssen tatsächlich „abgeholt“ werden, weil wir auch aus Datenschutzgründen immer schwerer an die Zielgruppe herankommen. Deshalb wünsche ich mir, dass wir in Zukunft mit der Idee noch mehr Menschen erreichen, damit „Herz+Ohr“ noch größer und noch bunter werden kann!

Auch für das Projekt „wohnsionär“ wünsche ich mir, dass sich immer wieder junge Menschen finden, die das Projekt mit der Unterstützung der NEULAND Stiftung Wolfsburg selbstverantwortlich und vor allem kontinuierlich weiterentwickeln. Insgesamt wünsche mir, dass die Stiftung mit ihren Projekten in der Stadtgesellschaft noch mehr Aufmerksamkeit findet, als wir es heute schon erreicht haben.

Der Einsatz für benachteiligte Bevölkerungsgruppen wird auf der Homepage der NEULAND Stiftung Wolfsburg explizit als ein Ziel der Stiftungsarbeit genannt. Wenn wir Sie nun fragen, wie jeder von uns schon im Kleinen anderen helfen kann, haben Sie eine spontane Idee?

Wir träumen immer davon, ad hoc irgendwie irgendwo helfen zu können. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Thema „benachteiligte Bevölkerungsgruppen“ hochkomplex ist. Es ist gut, wenn man sich erfahrenen Organisationen anschließt, und das kann tatsächlich auch mit kleiner Zeit und kleinem Aufwand geschehen: Das Carpe Diem, die Tafel, die Flüchtlingshilfe mit ihren spezifischen Hilfsangeboten brauchen immer Hilfe!

Auch wir in der NEULAND Stiftung Wolfsburg suchen Menschen, die bei „Herz+Ohr“ anderen ein wenig von ihrer Zeit abgeben oder einen Teil der Stiftungsarbeit übernehmen möchten. Die Liste lässt sich lang fortsetzen. Ich sage immer: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Unsere letzte Frage dreht sich immer um die Werbung fürs Ehrenamt: Wie wichtig ist das Ehrenamt für unsere Stadt und wie kann man Menschen davon überzeugen, ein bisschen ihrer Zeit anderen zu schenken?

Viele nicht engagierte Menschen glauben, Engagement sei zeitraubend, belastend und im Übrigen nicht die eigene Aufgabe – es sei Aufgabe der Kommune, des Landes oder des Staates. Die Erfahrung zeigt aber, dass ehrenamtliches Engagement jung hält, Kontakte fördert und den eigenen Wert erkennen lässt, Man lernt dazu, bleibt geistig beweglich und erweitert den eigenen Horizont.

Ganz viele hoch aktuelle Dinge gerade im sozialen Bereich in unserer Stadt funktionieren nur, weil Ehrenamtliche sich immer und immer wieder engagieren. Wenn wir das Ehrenamt wegdenken würden, würde das soziale Gemeinwesen zusammenbrechen. Deshalb lohnt sich, einmal die eigene Prioritätenliste zu überdenken und an einer bestimmten Phase im Leben, wenn zum Beispiel die Kinder aus dem Haus sind, doch einmal ein paar Stunden Zeit für andere zu investieren. Die meisten sind überrascht, wieviel sie dafür zurückbekommen!

Daumen-Hoch fürs Ehrenamt mit Carmen Vasen - DRK

Frau Vasen, könnten Sie uns erzählen, wie Ihr Engagement beim Deutschen Roten Kreuz begonnen hat?
Gute Frage! Mein Engagement beim DRK begann in meiner Pubertät, als ich dem Jugendrotkreuz beigetreten bin. Anfangs trugen wir diese eher unansehnlichen blauen Hemden, aber heute ist das DRK in schicken roten T-Shirts unterwegs. In der Jugendgruppe stand Gemeinschaftssinn im Vordergrund, und wir lernten alles rund um das Thema Erste-Hilfe. Außerdem unternahmen auch Besuche ins Altenheim zur Weihnachtszeit, um den älteren Menschen eine Freude zu machen. Zu meinen schönsten Erinnerungen gehören aber die Zeltlager, die vom DRK immer in den Ferien angeboten worden sind.

Das klingt nach einer wunderbaren Anfangszeit. Wie hat sich Ihr Engagement im Laufe der Jahre entwickelt?
Als Jugendliche übernahm ich die Rolle einer Gruppenleiterin und erwarb die Juleica. Neben der Leitung der regelmäßigen Treffen der örtlichen Jugendrotkreuzgruppe organisierten wir kreative Bastelarbeiten für Weihnachtsbasare, um Geld für Ausflüge mit den Kindern zu sammeln. Derzeit ist meine Tochter auch beim Jugendrotkreuz aktiv, gerne begleite ich sie und biete Unterstützung in der Jugendarbeit an.

Gibt es neben Ihrer Rolle beim Jugendrotkreuz noch weitere Bereiche beim DRK wo Sie im Einsatz waren?
Ja, tatsächlich. Nach einer Weile wollte ich mehr tun und absolvierte verschiedene Ausbildungen, darunter die zum Sanitäter A und B, Erste-Hilfe am Kind und sogar eine Funkausbildung. In diesem Rahmen kam ich auch bei den sportlichen Großveranstaltungen bei den Fußball- und Eishockeyspielen zum Einsatz. Dabei habe ich sogar mal einen der Fußballspieler des VfLs verletzungsbedingt vom Platz tragen und dann in die Kabine bringen müssen – ein Ort, wo man als normaler Wolfsburger ja auch nicht mal eben so hinkommt. Natürlich hätte ich mir diesen Einblick unter erfreulicheren Umständen gewünscht…
Ich war bei diesen Einsätzen verantwortlich für die Sicherheit der Menschen und hatte sogar ein Funkgerät, das mir Zugang zu besonderen Bereichen verschaffte. Das war wirklich eine schöne Zeit. Allerdings haben solche Veranstaltungen damals immer sehr viel Zeit in Anspruch genommen, wir waren teilweise die Ersten und die Letzten am Stadion.

Das hört sich an als ob es da noch weitere spannende Geschichten zu erzählen gibt?
Oh ja, ich hatte da ein kurioses Ereignis. Wir wurden wegen eines Herren, welcher gestürzt sein soll, gerufen. Als wir dann ankamen, war der Mann ein wenig verblüfft. Er fragte mich, ob ich ein Engel sei. Das muss wohl an meinen blonden Locken, die ich damals hatte, gelegen haben. Wenn ich an diese Begegnung denke, muss ich bis heute schmunzeln (lacht).

Sie sagen selbst, dass diese Einsätze im Sanitätsdienst des DRK viel Zeit in Anspruch genommen haben. Engagieren Sie sich auch heute noch aktiv?
Derzeit unterstütze ich das Team des Ortsvereins Fallersleben, das aus etwa 30 aktiven Mitgliedern besteht. Bei den Blutspendeterminen gibt es vom Brotschmieren bis zur Betretung der Spender immer reichlich zu tun. Ich sitze meist am PC und erledige Verwaltungsaufgaben. 3-4-mal im Jahr bin ich bei den Blutspendenaktionen dabei. Zusätzlich nehme ich an den monatlichen Sitzungen teil, bei denen die Mitglieder die verschiedenen DRK-Aktionen besprechen.

Wir schließen unsere Interviews immer gerne mit der Frage wie man andere Menschen für das Ehrenamt begeistern kann. Haben Sie da eine Idee?
Die Eigeninitiative ist entscheidend. Es hilft den örtlichen Vereinen und Verbänden schon, wenn man die Veranstaltung um die Ecke einfach mal über seinen WhatsApp-Status teilt – das mache ich regelmäßig. Außerdem erzähle ich gerne von meinem eigenen Engagement, und meine Freundin konnte sogar ihre Tochter für das Jugendrotkreuz gewinnen.
Ansonsten überlegen auch wir beim DRK immer wieder, wie wir auch junge Menschen für das Ehrenamt bei uns gewinnen können. Zum letzten Sommerfest haben wir zum Beispiel mal einen Cocktailstand aufgebaut – das kam sehr gut an und wir sind mit vielen jungen Menschen darüber ins Gespräch gekommen.

Daumen-Hoch fürs Ehrenamt mit Feuerwehrfrau Nadine Kreipe

Frau Kreipe, im Vorgespräch erzählten Sie uns, dass Sie mit 10 Jahren bei der Feuerwehr Ehmen ihre Karriere als Feuerwehrfrau begonnen haben. Wie sind sie damals zur Feuerwehr gekommen?

Ich wurde damals von einer Betreuerin angesprochen, die mit ihrer Mutter und anderen Damen bei meiner Oma war, um die Erntekrone zu binden. Da hat sie mich gefragt, ob ich nicht mal Lust hätte vorbeizukommen und mir das mal anschauen mag. Gesagt, getan. Kurz darauf habe ich mir dann mal die Jugendfeuerwehr angeschaut und was soll ich sagen, es hat mir so gut gefallen, dass ich immer noch dabei bin. 

Heute sind Sie 23 Jahre alt, aber kann man das so sagen, immer noch stark mit der Jugendfeuerwehr verbunden?

Mit der Jugendfeuerwehr nicht mehr so stark, die habe ich mit 18 Jahren verlassen. Dafür war ich dabei, als die Kinderfeuerwehr in Ehmen am 26.09.2020 gegründet wurde. Dazu wurde ich von einer Kameradin und einem Kameraden gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dort mitzuwirken. Und da mir die Kinder- und Jugendarbeit sehr viel Spaß macht und wir so auch unseren Nachwuchs fördern können, war das gar keine Frage mehr, ob ich dabei bin. Die Kinderfeuerwehr ist für Kinder ab dem 6. Lebensjahr. Zwischen 10 und 12 Jahren haben sie dann die Möglichkeit, in die Jugendfeuerwehr überzutreten.  In der Kinderfeuerwehr geben wir den Kindern einen ersten Einblick in die Feuerwehr, lernen gute und schlechte Eigenschaften vom Feuer, das richtige Verhalten im Brandfall und auf der anderen Seite gibt es dann noch Dienste rund um Spiel und Spaß. 

Neben Ihrem Einsatz in der Einsatzabteilung und der Jugendarbeit haben Sie 2021 auch noch weitere administrative Aufgaben wie z.B. die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der örtlichen Feuerwehr übernommen. Warum ist Ihnen das Engagement in diesem Bereich, welches ja nicht mehr so viel mit klassischer Feuerwehrtätigkeit zu tun hat, so wichtig?

Ich habe mich damals für das Amt als Schriftführerin und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aufstellen lassen, da ich so die Möglichkeit bekommen habe, mich noch mehr in der Feuerwehr einzubringen und zu engagieren. Gerade im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hatten wir noch ein wenig Ausbaubedarf. Aber wie man da so schon sagen kann, mehr geht dort immer. Um auch die jüngere Generation zu erreichen, haben wir 2022 zusätzlich zu Facebook auch mit Instagram gestartet. Auf diesen Plattformen berichten wir über unsere Einsätze, geben Einblicke in Dienste, sowie in die Kinder- und Jugendarbeit als auch in die Brandschutzerziehung. Aber nichtsdestotrotz möchten wir den Leuten einen Einblick in das Geschehen Feuerwehr geben und dass dort mehr dahintersteckt als nur Einsätze. Und diese dann vielleicht sogar für dieses Ehrenamt zu begeistern und neue Mitglieder im Aktiven als auch im fördernden Bereich zu gewinnen. 

Bild der Feuerwehrfrau Nadine Kreipe

Wir schließen unser Interview immer gerne mit der Frage, wie Sie andere vom Ehrenamt überzeugen. Wenn Sie also morgen mit einem Bekannten am Tisch sitzen und über die Feuerwehr ins Gespräch kommen, was würden Sie ihm bzw. ihr sagen, was Ihnen an Ihrer Arbeit in bei der Freiwilligen Feuerwehr am meisten Freude macht? Und warum lohnt es sich einmal selbst vorbeizuschauen?

Feuerwehr ist mehr als nur ein normales Hobby. Man lernt unfassbar viele neue und nette Leute kennen, die Kameradschaft ist einzigartig, denn im Einsatzfall weiß man, dass man sich auf seine Leute verlassen kann. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Entweder bei uns in der eigenen Wehr, auf Stadt- oder auf Landesebene. Und wer möchte, kann sich zusätzlich in einen der verschiedenen Bereiche mit einbringen, wie z.B. als Gruppenführer, im Gerätewesen, in der Kinder- oder Jugendarbeit oder aber auch in der Brandschutzerziehung. Somit ist für jeden etwas dabei!

Im interview: Gabriele Wenzel hilft viermal die Woche in der örtlichen Kleiderkammer

Gabriele WenzelFrau Wenzel, wie sieht der typische Wolfsburger bzw. die Wolfsburgerin aus, die die Kleiderkammer besuchen?
(Lacht) Den gibt es tatsächlich gar nicht. Bei uns sind alle Menschen willkommen. Wir überprüfen keine Bedürftigkeit, sondern freuen uns einfach, wenn die gut erhaltenen Kleidungsstücke wieder getragen werden und nicht im Müll landen. Und einen gut erhaltenen Wintermantel für drei Euro – wo gibt’s das sonst?


Das klingt nicht nur sozial, sondern auch sehr nachhaltig. Wie sind Sie zu ihrem Engagement in der Kleiderkammer denn gekommen?
Als 2015 die Flüchtlingskrise unsere mediale Berichterstattung prägte, da dachte ich „da kannst du doch auch helfen!“ Wissen Sie, ich bin Rentnerin und den ganzen Tag nur zuhause zu sein ist mir viel zu langweilig. Deshalb gehe ich meist vier Tage die Woche in die Kleiderkammer und bin dann meist drei bis vier Stunden im Einsatz.


Wie können wir uns denn so einen typischen Tag von Ihnen in der Kleiderkammer vorstellen?
Das kommt darauf an, wo ich eingesetzt bin. An einigen Tagen sortieren wir nur die neu reingekommene Ware – da unterscheiden wir zunächst, was überhaupt noch verwendbar ist und was gleich in den Müllcontainer kommt. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen da ein wenig mehr an unsere Besucher denken und nur das weitergeben, was sie selbst auch noch tragen würden und nichts was Löcher, Flecken oder ähnliches aufweist.
An manchen Tagen wird die Kleiderkammer aufgeräumt und Dinge, die schon lange in den Regalen liegen, aussortiert. Ab und an bin ich auch in der Warenausgabe und helfe dann zum Beispiel Familien, die passenden Kinderschuhe in den Regalen zu finden.


Haben Sie ein besonderes Erlebnis aus den letzten acht Jahren, von dem Sie uns erzählen wollen?
Ach, spontan fällt mir da gar nichts ein. Ab und an bekommen wir vor allem aus Haushaltsauflösungen kuriose Dinge auf den Tresen – sei es ein Blouson aus Ballonseide oder ein Nerzmantel. Sowas trägt natürlich heute keiner mehr, aber oft fühlt es sich wie eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit an, diese Dinge aus den Kisten auszupacken.


Wir beenden das Interview immer gerne mit unserer Standardfrage: Wenn Sie sich mit jemanden aus dem Bekanntenkreis unterhalten und dieser Ihnen verrät, dass er oder sie mit dem Gedanken spielt, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren. Was würden Sie ihm bzw. ihr mitgeben?
Dass es für jeden das passende Ehrenamt gibt! Ich habe Freundinnen, die mir schon gesagt haben, „Ich könnte das nicht, mit meinen Händen anderer Leute dreckiger Klamotten sortieren.“ Die engagieren sich nun eher in der Kultur- oder Hospizarbeit. Meinen Lebensgefährten habe ich zum Beispiel überzeugt, doch bei der Tafel mitzuhelfen. Dort geht er nun einmal die Woche hin und hilft beim Lebensmittelportionieren – und das mit 80!

Im Interview: Jan Sprenger engagiert sich als Doppelmitglied gleich in zwei Feuerwehren

Herr Sprenger, im Vorgespräch berichteten Sie, dass Sie bereits seit mehr als 30 Jahren Feuerwehrmann sind. Seit ein paar Jahren nun sogar als sogenanntes Doppelmitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte. Was versteht man darunter?

Ich bin stellvertretender Ortsbrandmeister an meinem Wohnort Hemkenrode und damit eigentlich gut eingespannt. Vor einigen Jahren gab es dann allerdings eine Gesetzesänderung, die es ermöglicht neben dem Einsatz als Feuerwehrmitglied in der Heimatgemeinde, sich auch noch am Arbeitsort im Einsatzgeschehen zu engagieren. Da ich als ausgebildeter Atemschutzträger (AGT) eine besondere Ausbildung habe, die nicht so weit verbreitet ist, dachte ich, dass ich mich gut hier an meinem Arbeitsort in Wolfsburg zusätzlich einbringen könnte. Mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte vor 7 Jahren bin ich also auch hier im Stadtgebiet bei den Einsätzen dabei!

Welche Ausbildung muss man bei der Feuerwehr denn absolvieren, um „schweren Atemschutz“ tragen zu können? Sind Sie dann im Zweifel derjenige, der in das brennende Haus reinläuft?

Neben der Grundausbildung habe ich eine Funkerausbildung und die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger absolviert. Hier gibt es besondere gesundheitliche Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen (z.B. ein ausreichendes Lungenvolumen etc.) und dann gibt es einen theoretischen und praktischen Abschnitt mit anschließender Prüfung. Die Tauglichkeit als Atemschutzgeräteträger wird auch jährlich überprüft!

Und das brennende Haus?

(Lacht) also als Gruppenführer koordiniere ich eigentlich eher wer von den Kameraden wann in das brennende Haus läuft, aber na klar: Im Ernstfall laufe auch ich rein. Was die wenigsten außerhalb der Feuerwehr wissen ist aber, dass sich ein Großteil der Feuerwehrtätigkeit heute nicht mehr auf die Brandbekämpfung entfällt. Bei unseren Einsätzen übernehmen wir meisten technische Hilfeleistungen, d.h. Bergung oder Aufräumarbeiten bei Verkehrsunfällen leisten, oder die Infrastruktur schützen bzw. wiederherstellen nach schweren Unwetterlagen (z.B. Sturm oder massive Regenfälle).

Die Großbrände, wie man sie aus Zeitung oder Fernsehen kennt, sind heute relativ selten geworden, aber wenn ist der Atemschutz unabdingbar. In unseren Wohnungen und Häusern sind heutzutage so viele Chemikalien verbaut bzw. in der Einrichtung enthalten, dass Menschen eher weniger Gefahr laufen wirklich zu verbrennen, sondern eher an den Gasen der entweichen Giftstoffe beim Brand ersticken. Da ist der Atemschutz natürlich unabdingbar!

Welcher Einsatz aus ihrer bisherigen Feuerwehrlaufbahn ist Ihnen denn am meisten in Erinnerung geblieben?

Ich bin einmal mit der „Kreisbereitsschaft Wolfenbüttel“ zu einer Übung Richtung Magdeburg auf einem Militärgelände aufgebrochen. Ich fuhr dort das Leitfahrzeug und hinter uns fuhren 43 Feuerwehrfahrzeuge, das war schon beeindruckend! Auch die Übung war in diesem Ausmaß nicht nur logistische Herausforderung, sondern hat mich auch stolz gemacht, Mitglied in einem Verbund zu sein, der so gut organisiert ist und hervorragend auf die gemeinsame Zusammenarbeit abgestimmt ist.  

Stellvertretender Ortsbrandmeister mit Atemschutzausbildung und zusätzlichem Engagement als Doppelmitglied hier in Wolfsburg. Wie vereinbaren Sie all das mit Beruf und Privatleben?

Das weiß ich manchmal auch nicht (lacht). Natürlich macht es die Sache einfacher, dass ich hier in Wolfsburg nur geringfügige Dienste absolvieren muss und sonst nur im Einsatzfall dabei bin. Beruflich halten mir meinen beiden Geschäftspartnerinnen den Rücken frei. Meine Hauptausbildung mache ich in meiner Heimatgemeinde, wo die Wege für mich entsprechend kurz sind. Außerdem sind meine Kinder mittlerweile groß und so bleibt mehr Zeit für mein Hobby: Feuerwehr!

Zuletzt unsere Standardfrage: Wenn Sie sich mit jemanden aus dem Bekanntenkreis unterhalten und dieser Ihnen verrät, dass er oder sie mit dem Gedanken spielt, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren. Was würden Sie ihm bzw. ihr mitgeben?

Da ich auf dem Dorf wohne, komme ich naturgemäß schnell mit neuen Einwohnerinnen und Einwohner in Kontakt. Diesen biete ich aktiv an, sich doch bei uns zu engagieren und so Teil einer tollen Dorfgemeinschaft zu werden! Ansonsten gilt: Einfach mal ausprobieren – es kostet ja nichts, denn den Helm zahlt der Bürgermeister 🙂

IM INTERVIEW: INGO BOTHE SCHWIMM- UND RETTUNGSSCHWIMMAUSBILDER BEI DER DLRG

Ingo BotheHerr Bothe vielen Dank, dass Sie sich Zeit für unser Gespräch nehmen. Ich bin mir sicher, fast jeder kennt die gut sichtbaren DLRG Türme an unseren örtlichen Badeseen. Wie sieht ihr Engagement bei der DLRG aus?

Ich unterstütze zwei mal in der Woche im Bereich der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung. Und das über alle Stufen und Altersgruppen hinweg: von Seepferdchen-Kursen bis hin zu Rettungsschwimm-Kursen. Neben dem bin ich auch Sporttauchlehrer für vier Tauchsportverbände.

Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich habe durch meine andere Leidenschaft, dem Sporttauchen, die Lust am Ausbilden gewonnen. So bin ich Sporttauchlehrer für verschiedene Verbände geworden und habe durch meine Mitgliedschaft bei der DLRG Lust bekommen, auch bei der Ausbildung „auf“ dem Wasser zu unterstützen.

Übrigens suchen wir immer nach tatkräftigen Unterstützern und jenen dies es auch erst noch werden wollen! Sprecht uns – die Jungs und Mädels in Rot – einfach an, oder schaut im Internet auf wolfsburg.dlrg.de.

Die DLRG schreibt auf Ihrer Homepage, dass 2022 mindestens 355 Menschen in Deutschland ertrunken sind. Die DLRG und viele anderen Institutionen leisten hier u.a. durch die angebotenen Schwimmkurse Präventionsarbeit. Was sind denn aber, neben fehlenden Schwimmkenntnissen, sonst noch Gründe für derartige Unfälle?

Während bei Kindern oft fehlende Schwimmkenntnisse Ursache eines Ertrinkungsunfalls sind, sind bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen oft die Selbstüberschätzung, teils auch durch den Konsum von Alkohol oder andern Substanzen hervorgerufen, schuld. Bei älteren Verunfallten spielen meist internistische Grunderkrankungen eine wesentliche Rolle.

Wie können Eltern, die aktuell auf einer Warteliste für einen Schwimmkurs stehen, ihre Kinder auf den Kurs vorbereiten? Haben Sie Empfehlung für eine bestimmte Übung bzw. Ausrüstung (z.B. Schwimmflügel), um schon erste Übungen zu machen?

Ohja! Die Angst vor Wasser in den Augen ist mit Abstand, neben dem Zurückschrecken vor etwas kühlerem Wasser, die größte Herausforderung in den Schwimmkursen. Die Kinder sollten so früh wie möglich lernen, Wasser in den Augen zuzulassen. Und damit kann man schon sehr früh anfangen: Achtet bei jedem Duschen oder Baden darauf, dass euren Kindern das Wasser von oben über den Kopf und das Gesicht läuft. Kleine Eimer, Schüsseln oder Gießkannen motivieren zusätzlich. Geht ins Schwimmbad und strampelt und spritzt mit Wasser! Durch das spritzende Wasser gewöhnen sich die Kinder an den Reiz des Wassers und den Kältereiz. Lasst eure Kinder kleine Gegenstände aus brusttiefen Wasser „herauftauchen“. Dabei auch üben, dass die Augen offen sind. Lasst sie im Wasser mit dem Mund blubbern. Beispielsweise könnten sie einen Tischtennisball vor sich her „blubbern“.

Vielen Dank für die Tipps! Zum Abschluss des Interviews würden wir gerne wissen, was Sie antworten, wenn Sie im Bekanntenkreis angesprochen werden, warum Sie sich die Zeit nehmen, sich im ohnehin schon stressigen Alltag noch ehrenamtlich zu engagieren?

Dies ist mein Gegenpol für meinen beruflichen Alltag. Das Lächeln eines Schwimm- oder auch Tauchschülers, wenn dieser plötzlichen Schwimmen oder Tauchen kann, ist immer ein überwältigendes Gefühl der Freude für mich.

Interview mit pia hähnel - sie hat eine selbsthilfegruppe für eltern von sternenkindern ins leben gerufen

Pia Hähnel

Frau Hähnel, Sie haben sich persönlich an unseren Oberbürgermeister gewandt, mit der Bitte ihre Selbsthilfegruppe auf seiner Facebookseite vorstellen zu dürfen. Woher kam diese Idee?

Mein Mann hat Herrn Weilmann persönlich kennengelernt im Rahmen einer Veranstaltung unseres örtlichen Kegelvereins, wo Herr Weilmann ein Grußwort gehalten hat. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, ihn einfach mal anzuschreiben, damit er mir helfen kann meiner Herzensangelegenheit mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.

Ich habe mich dazu auch schon an die örtlichen Zeitungen gewandt, worauf eine ausführliche Berichterstattung erfolgte. Ich erhoffe mir durch die Öffentlichkeitsarbeit das Thema „Sternenkinder“ mehr in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Es ist leider immer noch ein Tabuthema, womit ­­­­­­betroffene Eltern und Familien oft auf hilfloses Schweigen bei ihrem Gegenüber treffen. Das möchte ich gerne ändern!

Wie lange engagieren Sie sich denn schon für Betroffene?

Puh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten und setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. 2015 habe ich angefangen für Sternenkinder und Frühgeborenen zu nähen. 2016 verstarb mein Neffe Ben nach nur 9 Tagen an einem schweren Herzfehler und als ich dann 2021 selbst meine Tochter in der Schwangerschaft verloren habe, habe ich mein Engagement ausgeweitet. Seit Juni 2022 habe ich dann durch weitere Kontakte zu anderen Sterneneltern und das Nähen und Erinnerungen schaffen gemerkt, dass ich damit mehr in die Öffentlichkeit gehen möchte. Und eben auch die Gruppe gründen möchte. Erst als „fixe“ Idee und nach dem Teilnehmen bei der Stillen Wiege folgte dann die Umsetzung.

Mit dem Gründungstreffen am 24. Juli startet bald meine Selbsthilfegruppe „Sternenglanz“. Außerdem unterstütze ich schon länger das Projekt der Sternenbänder, welches von Nadja Frank initiiert wurde. Diese Armbänder dienen als Erkennungszeichen für Sterneneltern und sollen bei Bedarf die Kontaktaufnahme erleichtern, oder einfach das Gefühl geben, mit diesem Schicksal nicht alleine zu sein.  Mehr Informationen dazu gibt es unter: www.sternenband.de

Wie können betroffene Eltern mit Ihnen Kontakt aufnehmen und wie sieht dann Ihre konkrete Hilfe aus?

Ich bin tagsüber ab 9 Uhr gut unter der Handynummer 01523 6333150 zu erreichen, gerne auch über WhatsApp. Außerdem findet man mich über meinen Instagramaccount pias_handgemenge.

Durch meine eigene Betroffenheit kann ich den Eltern nicht nur mein offenes Ohr anbieten, sondern deren Schmerz nachempfinden. Viele Fragen, die sich die Mütter und Väter stellen, habe auch ich mir gestellt und auf ein paar habe ich mittlerweile eine gute Antwort gefunden. Natürlich lade ich die Eltern auch in die Selbsthilfegruppe „Sternenglanz“ ein, habe aber auch Verständnis, dass dieses Angebot nicht für Jeden das Richtige ist. In einem Vorabgespräch lassen sich meist aber konkrete Ängste, oder Vorurteile über den Besuch bei uns ausräumen. Wichtig ist mir auch zu sagen, dass auch wenn die Gruppe in den Räumen der Kirche stattfindet, man keiner Konfession angeschlossen sein muss. Jeder ist gern gesehen, egal wie lang oder kurz der Verlust her ist.

Auch soll die Nummer gerne als direkte Kontaktaufnahme unmittelbar nach dem Verlust dienen. Viele SternenkinderEltern wissen erstmal nicht, wo sie anfangen sollen, was gemacht werden muss, was erlaubt ist, angefangen bei der Möglichkeit der Geburt bis hin zur Beerdigung und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Deshalb wäre mein Wünsch quasi von „Anfang an“ kontaktiert zu werden, einfach um helfen zu können.

Was würden Sie Freunden und Bekannten im Umgang mit betroffenen Eltern raten? Meist geht mit dem Thema „Sterben von Kindern“ eine große Hilf- und Sprachlosigkeit des gesamten Umfeldes der Betroffenen einher, oder?

Leider ist das so. Es ist wichtig, betroffene Eltern in ihrem Empfinden und ihren Gefühlen ernst zu nehmen, ohne etwas kleinzureden, zu relativieren oder zu bewerten. Auch die Mama, die ihr Kind in der 7. Schwangerschaftswoche oder eher verloren hat, hat ein Recht traurig zu sein, ohne relativierende Ratschläge zu bekommen wie: „Ihr könnt ja noch ein Kind bekommen!“, „Es war doch noch so klein.“, „Wer weiß wofür es gut war, vielleicht war es krank.“ oder ähnliches.

Das Beste, was man für betroffene Eltern in dieser Situation tun kann, ist da zu sein und die Trauer mit auszuhalten – ganz egal wie lange sie dauert!

Natürlich weiß ich, wie schwer das ist. Es ging mir auch schon so, dass mir manchmal die richtigen Worte gefehlt haben. Bitte habt den Mut einfach ehrlich zu sein und zuzugeben, dass diese Ungerechtigkeit und dieser Verlust des jungen Lebens Euch überfordert und ihr nicht wisst, was ihr jetzt sagen sollt.  Niemand kann den Verlust eines Kindes wiedergutmachen, aber man kann ihn „mit aushalten“. Wer das schafft, der hilft schon ungemein!

An dieser Stelle fragen wir ehrenamtlich Engagierte meist nach einer Art „Werbung“ für ihr ehrenamtliches Ehrenamt. Dies erscheint an dieser Stelle aber unpassend. Vielleicht könnten Sie uns trotzdem erzählen, ob und wie Sie das Engagement für Sterneneltern ganz persönlich bereichert?  

Als selbst Betroffene ist es heilsam, anderen betroffenen Eltern zu helfen und ihnen Mut zu machen. Auch ich hätte mir damals jemanden gewünscht, an den ich mich wenden kann und der nicht nur berät, sondern ganz genau weiß, wie es mir gerade geht.  

Zusätzlich hilft es mir selbst natürlich auch, denn wenn es mir gelingt, das Tabuthema „Sternenkinder“ mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Nur dann wird es immer mehr Menschen geben, mit denen ich ganz normal über meine verstorbene Tochter „Rosalie“ sprechen kann, ohne lediglich auf betroffene Blicke oder hilfloses Schweigen bei meinem Gegenüber zu treffen. DAS ist das größte Geschenk, was man uns Sterneneltern machen kann – ehrliches Interesse an unseren Kindern.

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Interview mit Pascal Duschek -
er unterstützt die "Fachgruppe Räumen" des wolfsburger THW

Pascal DuschekHerr Duschek, wie kamen Sie zu ihrem Ehrenamt?

Ich war in meiner Jugendzeit bereits in der Jugendfeuerwehr aktiv. Irgendwann passte es privat und arbeitsbedingt nicht mehr so richtig und ich bin durch einen Freund auf das THW Wolfsburg aufmerksam geworden. Mit 17 sind wir dann zu einem Schnuppertag gegangen und es hat uns beiden so gut gefallen, dass wir kurz nach unserem 18. Geburtstag beigetreten sind!

Was machen Sie denn genau beim THW und was fasziniert sie an dieser Art von Ehrenamt?

Ich bin in der Fachgruppe „Räumen“ tätig. Unsere Aufgaben ist es, mit schwerem Gerät Straßen freizuräumen oder Gebäude einzureißen, um den Weg für die anderen Einsatzkräfte freizumachen. Wir kommen auch schon mal bei schweren Stürmen zum Einsatz, um umgefallene Bäume von den Straßen zu holen oder ähnliches. Bei meiner Tätigkeit beim THW fasziniert mich vor allem das Arbeiten mit der Technik und den großen Maschinen! Außerdem tut es gut, dann mitzuhelfen, wenn es richtig „brennt“.

Gibt es denn Einsätze, die Ihnen in ihrer zehnjährigen Einsatzzeit besonders in Erinnerung geblieben sind?

Besonders bewegt hat mich 2021 mein Einsatz im Ahrtal. Ich war damals zwei Wochen vor Ort und habe im Zentrallager des THW geholfen. Von dort aus wurden die Einsatzkräfte versorgt, die dann so richtig „vor Ort“ geholfen haben. Als wir dann abends zusammen im Bereitstellungsraum saßen und die teils jahrzehntelang erfahrenen Kollegen von ihren Eindrücken aus den betroffenen Gebieten erzählt haben, das war schon sehr bewegend. „Sowas habe ich in all den Jahren beim THW noch nicht gesehen“, sagte einer der Männer, der in seiner Einsatzzeit sicherlich schon so einiges gesehen hat. Und selbst diese Schilderungen konnten mich nicht darauf vorbereiten, was ich gefühlt habe, als ich einige Tage später selbst in Ahrweiler direkt vor Ort war und das ganze Ausmaß der Zerstörung gesehen habe. Das sind Eindrücke, die vergisst man nicht…

Zusätzlich zu Ihrem Ehrenamt beim THW sind Sie auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Ehmen aktiv. Wie vereinbaren Sie diese beiden Ehrenämter, die ja schon sehr zeitintensiv sind, mit Beruf, Freizeit und Freunden?

Es gehört schon eine gute Organisationsfähigkeit dazu, um allem gerecht zu werden, aber die zwei Dienste im Monat bei der Feuerwehr und dem THW kriege ich immer gut unter. Und im tatsächlichen Katastrophenfall werde ich für den Einsatz ja von meinem Arbeitgeber freigestellt.

Herr Duschek vielen Dank, dass Sie sich für unsere Fragen Zeit genommen haben. Mich würde abschließend interessieren, was Sie denken, was Menschen „verpassen“, die sich noch nie ehrenamtlich engagiert haben?Die unglaubliche Dankbarkeit, die die Menschen einem entgegenbringen im Einsatz! Allein dafür lohnt es sich schon. Und es muss ja auch nicht immer gleich das THW sein – auch im Kleinen kann man viel Gutes tun. Das kann im Alltag mit kleinen Gesten anfangen, wie z.B. der alten Dame mal unter die Arme zu greifen, um die schwere Einkaufstüte ins Auto zu tragen!

Interview mit Katharina Zachow -
sie engagiert sich gemeinsam mit hund balou im besuchshundeteam

Katharina Zachow mit ihrem Hund Balou

Frau Zachow, seit wann engagieren Sie sich bereits ehrenamtlich beim Besuchshundeteam und wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen mitzumachen?

Ich hatte damals zunächst einen Zeitungsartikel über die Arbeit eines Besuchshundeteams gelesen. Als ich dann einige Tage später auf der Hunderunde mit einer Heiligendorferin ins Gespräch kam, die mir erzählte, dass sie sich mit ihrem Hund für die Ausbildung angemeldet hatte, da stand mein Entschluss fest: Balou und ich wollten uns an die lange Ausbildung wagen! Diese schlossen wir dann mit der Prüfung 2019 erfolgreich ab. Fast fünf Jahre sind wir nun offiziell im Einsatz.

Das klingt spannend! Kann denn grundsätzlich jede bzw. jeder Hundehalter/in mit seinem Vierbeiner diese Ausbildung machen?

Grundsätzlich schon, aber der Hunde sollte dafür einen gewissen Grundcharakter mitbringen, d.h. er sollte ein eher ruhigerer Vertreter sein, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt und natürlich keinerlei aggressives Verhalten zeigen! Es gibt dabei auch eine Altersgrenze: Der Hund muss mindestens zwei Jahre und maximal 7 Jahre alt sein, damit Grunderziehung und –charakter bereits gefestigt sind und sich die lange und dadurch auch teure Ausbildung lohnt.
Ca. 125 Stunden dauert die Ausbildung mit anschließender Prüfung zum Besuchshundeteam für Hund und Herrchen bzw. Frauchen. Diese Zeit muss man vorab investieren, bevor es mit dem ersten Einsatz überhaupt losgehen kann. Mittlerweile ist diese Ausbildung auch ESAAT zertifiziert.

Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich einen Besuch der offiziellen DRK Homepage. Hier ist alles nochmal genau beschrieben: https://www.drk-wolfsburg-mitte.de/angebote/therapiehunde/ausbildung.html

Erinnern Sie sich noch an ihren ersten Einsatz mit Balou?

Na klar! Unseren ersten Einsatz hatten wir in der Kita Heiligendorf in einer kleinen Turnhalle mit rund 10 Kindern. Alle saßen erwartungsvoll auf den Bänken und Balou legte sich brav zu den Füßen der Kinder hin. Ich gab den Kindern Tipps im täglichen Umgang mit Hunden und beantwortet viele Fragen. Nach und nach nahmen immer mehr der Kinder Kontakt zu Balou auf, und viele trauten sich dann auch, ihn zu streicheln und ein Leckerli zu geben.

Wir arbeiten hier sehr spielerisch, um Berührungsängste abzubauen und so die Kinder mit dem Hund in Kontakt zu bringen. Ich weiß noch, dass ich nach unserem Einsatz sehr stolz auf Balou, aber auch die Kitakinder war, weil es so gut geklappt hatte!

Das klingt, als ob Sie mit Ihrer Arbeit wichtige Aufklärungs- und Präventionsarbeit in den Kindergärten leisten. Worum geht es denn bei ihren Besuchen im Seniorenheim?

Das ist richtig! Bei der Arbeit mit den Kindern geht es darum, den Kindern natürliche Verhaltensweisen der Hunde näherzubringen. Ich erkläre Ihnen z. B. dass der Hund, wenn er ihre Hand mit der Schnauze berührt, es nicht böse meint, sondern es seine Art ist, dem Kind „Hallo“ zu sagen, indem er es beschnuppert.

Bei unseren Besuchen im Seniorenheim steht die Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern die Kontaktaufnahme der Senioren mit Balou. Viele genießen den körperlichen Kontakt mit dem Hund sehr und bei Vielen werden durch die Begegnung Erinnerungen von früher wieder lebendig. Die Menschen erzählen dann oft von wichtigen Begegnungen mit Tieren in ihrem Leben.

Ich glaube, diese Besuche schenken den Bewohnerinnen und Bewohnern viel Lebensfreude, zumindest lassen sie uns immer nur sehr ungern wieder gehen (lacht).

Wie groß ist denn das Wolfsburger Besuchshundeteam und wie kann man Kontakt mit Euch aufnehmen?

Unser Team besteht aus rund 30 Mensch-Hundepaaren. Mit dabei sind auch Teams aus der Wolfsburger Umgebung, sodass wir auch Einsätze über die Stadtgrenzen hinaus wahrnehmen. Koordiniert wird das alles durch die DRK Stadtmitte und dort ist Frau Weiler, die Ansprechpartnerin die unsere Einsätze organisiert.

Was war Ihr bislang schönster Einsatz?

Puh, das ist eine schwierige Frage! Aber ich bin immer noch sehr stolz auf Balou, als wir es gemeinsam geschafft haben, einem Mädchen seine große Angst vor Hunden zu nehmen. Ihre Angst vor Hunden hatte damals so große Auswirkungen auf ihren Alltag, dass sie sich nicht traute, alleine zur Schule zu gehen aus Angst, einem Hund auf dem Weg zu begegnen.
Die Eltern hatten damals um Hilfe gebeten und im Rahmen von zehn Einzeltreffen konnten Balou und ich so intensiv mit dem Mädchen arbeiten, dass es vom Abschlusstreffen sogar ein gemeinsames Foto von den beiden gibt – auf dem das Mädchen lächelt! Ihre Eltern berichteten mir, dass sie sich durch unsere gemeinsame Arbeit mittlerweile alleine auf den Schulweg traut.

Generell ist das Schönste an unseren Einsätzen die strahlenden Augen und die Dankbarkeit, die uns klein und groß entgegenbringen!

Frau Zachow, zum Abschluss unseres Interviews: Wo sehen Sie den größten Bedarf in unserer Stadt an ehrenamtlichen Engagement und was würden Sie Freunden raten, die noch unentschlossen sind, ob sie sich auch einmal ehrenamtlich engagieren sollen?

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Besuchsdienste in Seniorenheimen sehr gewinnbringend für die Menschen sind, die dort leben. Ich habe das Gefühl, dass viele einsam sind und sich über ein Gespräch auch mal abseits des Pflegeteams freuen. Mit einem offenen Ohr oder ein wenig Zeit für ein gemeinsames Gesellschaftsspiel kann man dort viel Gutes tun!

Im Interview: Jürgen TGeichmann - Engagiert sich beim DRK - auch im Ausland

Bild von Jürgen Teichmann

Herr Teichmann, im Vorgespräch berichteten Sie, dass Sie Ihr langjähriges Engagement beim DRK u.a. nach Prag, Rumänien aber auch in den Kosovo geführt hat. Aber wie hat das alles denn ursprünglich mal angefangen?  

Im Jahr 1981 entschied ich mich statt des Wehrdienstes für den Wehrersatzdienst beim DRK. Das bot mir im Vergleich zum klassischen Wehrdienst die Möglichkeit mein Studium nebenbei weiterzuführen ohne pausieren zu müssen. Dass mich mein Einsatz beim DRK fortan nicht mehr loslassen würde, konnte ich damals natürlich noch nicht ahnen (schmunzelt).

Ich habe in dieser Zeit meine ersten Grund- und Führungsausbildungen gemacht wie z.B. die Sanitäts-und Logistikausbildung. 1989 wurde ich dann zu meinem ersten Auslandseinsatz nach Prag entsandt. Wir haben damals in der Prager Botschaft Menschen betreut und verpflegt die im Zuge der Grenzöffnung dort Zuflucht gesucht hatten.

Danach standen aber noch weitere Auslandsaufenthalte an, oder?

Ja! Später habe ich mich im Rahmen unserer Organisation einige Jahre um die Aufbauarbeit Ost gekümmert und bin dabei hauptsächlich in Rumänien im Einsatz gewesen. Damals gab es dort noch keine Hilfsorganisationen und wir haben zunächst Hilfstransporte organisiert, um die Bevölkerung und die Hilfskräfte vor Ort mit dem Nötigsten zu versorgen.

Später ging es dann darum, eine nachhaltige Infrastruktur zu schaffen, Logistik zu organisieren und vor allem Personal im Sanitätsdienst aber auch im Bereich des Katastrophenschutzes zu schulen. Dieser Aspekt ist bei unserer Arbeit eigentlich der wichtigste: Learning by doing und damit langfristig Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen.

Heute profitieren wir oft davon, dass wir als DRK eigentlich überall auf vorhandene Infrastruktur und geschulte Helferinnen und Helfer zurückgreifen können. Das ermöglicht uns im Bedarfsfall eine schnelle Einsatzbereitschaft und letztendlich schnelle Hilfe für die Bevölkerung.

Ihre Auslandseinsätze waren aber nicht immer so friedlich, oder? Sie erwähnten, dass Sie auch im Kosovo Krieg vor Ort geholfen haben… Was sagte Ihre Familie denn damals dazu?

Das war 1997, als ich für ein Vierteljahr vor Ort war als Delegierter vom Internationalen roten Kreuz in Albanien am Hafen die Zollformalitäten und die Logistik für die Hilfslieferungen abgewickelt habe. Hinter diesen Hilfslieferungen steckt jede Menge Logistik und leider auch Papierkram – selbst wenn Krieg ist.

Diese Zeit war ein prägendes Erlebnis für mich, weil ich hier viel Leid der Bevölkerung gesehen habe. Was mich aber letztendlich bestärkt hat, hier immer wieder zu helfen!

Meine Familie war anfangs natürlich nicht begeistert von dem Gedanken, dass ich in ein Kriegsgebiet gehe, aber sie stehen 100 % hinter meinem Engagement und ich glaube, anders ist das, in dem Umfang wie ich mich engagiere, auch nicht möglich!

Im direkten Kontrast gefragt: Was war denn ihr schönstes Erlebnis, wenn Sie an die letzten Jahre bzw. sogar Jahrzehnte zurückdenken?

Puh, es fällt mir schwer, da ein bestimmtes Ereignis zu benennen. Tatsächlich war es meist der Moment, wenn ich merkte, dass ich etwas Nachhaltiges geschaffen habe. Wissen Sie, ich war nach den Auslandseinsätzen viel als Ausbilder aktiv und habe Helferinnen und Helfer in den unterschiedlichsten Bereichen aus ganz Niedersachsen geschult. Als ich dann im Rahmen der Großschadenereignisse wie dem Elbehochwasser oder auch dem Hochwasser im Ahrtal immer wieder Kontakt mit meinen damaligen Schülerinnen und Schülern hatte, die inzwischen ganze Einheiten leiteten und koordinierten, hat mich dies sehr stolz gemacht!

Sie waren doch sicherlich auch in der Corona-Krise mit im Einsatz, oder?

Das war rückblickend gesehen wahrscheinlich die größte Herausforderung in meiner langjährigen Ehrenamtsbiografie. Helfen im Ausnahmezustand! Vorher habe ich auch das Leid bzw. die schlimme Situation der Bevölkerung gesehen. Ich wusste um die Gefahr für mein eigenes Leben im Einsatz. Wenn aber die eigene Familie, Freunde und Bekannte auch Teil des Ausnahmezustands sind, ist das nochmal eine ganz andere Situation…

Damals war ich ganz frisch im passiven Teil meiner Altersteilzeit, als Corona begann. Wenn sich so eine Situation zuspitzt, dann sagt man, dass das Personal mit der Lage nach unten wächst. Das bedeutet, dass die Landesregierung bei den Hilfsorganisationen Personal zur Unterstützung und Expertise angefragt hat. So war ich dann dabei, als sich in der Landesfeuerwehrschule in Celle Fachpersonal aus Behörden, Medizin und Hilfsorganisation aus dem ganzen Bundesland trafen, um die Lage bestmöglich zu koordinieren und zu kontrollieren. 

Verzeihen Sie mir die Wortwahl, aber im ersten Moment klingt das ein wenig nach „Krisencamp“?

Das ist gar nicht so falsch. Wir wurden damals in einer Kaserne untergebracht und letztendlich wusste ja trotz aller Expertise vor Ort niemand wie sich die Lage wirklich entwickeln würde!

Wir haben uns auf unterschiedliche Worst-Case-Szenarien vorbereitet. Ich habe mich später hauptsächlich im Rahmen des Kleeblattmechanismus darum gekümmert, bundesweit die bestmögliche Versorgung der beatmungspflichtigen Patientinnen und Patienten zu koordinieren. Hierfür haben wir täglich Kapazitäten bei den Kliniken abgefragt und Patienten so im Bundesgebiet (um)verteilt, sodass möglichst vielen geholfen werden konnte.

Zu den Hochzeiten haben wir hier im Dreischichtbetrieb gearbeitet, um das zu gewährleisten. Durch einen persönlichen Kontakt von mir konnte eines Tages, durch die Unterstützung des inzwischen leider verstorbenen Dr. Klein, ein Patient aus Thüringen im Wolfsburger Krankenhaus versorgt werden.

Auf diese vorhandene Infrastruktur und die erprobten Abläufe konnten wir jetzt auch im Ukraine-Krieg zurückgreifen. Einige Ukrainerinnen und Ukrainer müssen aus medizinischen Gründen aus dem Land ausgeflogen werden, weil die medizinische Versorgung in der Ukraine hier nicht gewährleistet ist. Auch diese Patientinnen und Patienten verteilen wir dann je nach Kapazität auf die deutschen Kliniken. Aber das ist ein anderes Thema…

Und sicherlich nicht weniger spannend! Leider würde das unseren Rahmen unseres Interviews sprengen. Deshalb kommen wir langsam zum Ende: Herr Teichmann, denken Sie nach 40 Jahren mittlerweile ans Aufhören?

Aufhören? Soweit würde ich noch nicht gehen, aber ich ziehe mich langsam ein bisschen zurück und gehe quasi Ehrenamts-ATZ. Ich habe die letzten Jahre viel Know-how eingebracht und weitergegeben und da sind sicherlich viele Menschen, die meinen Job jetzt übernehmen können! Ich bleibe aber der ein oder anderen Arbeitsgruppe noch als Fachberater erhalten und habe auch noch die Hausaufgabe bekommen, eine Kostenschätzung für das internationale Supercamp des DRK mit rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufzustellen. Das macht man auch nicht mal so eben nebenbei…

Aber Ehrenamt macht mir Spaß und ich bleiben weiter ansprechbar. Ich sage immer „Fragen kostet nichts“ bei mir zumindest nicht – und das sage ich als ehemalige Controller (lacht).

Unsere letzte Frage bezieht sich immer auf die Werbung fürs Ehrenamt. Wenn Sie bei einem Geburtstag ein Gespräch zum Thema Ehrenamt mitbekommen, schalten Sie sich ein und werben aktiv für ein Engagement? Wenn, ja mit welchen Argumenten?  

Mich hat mein ehrenamtliches Engagement über die Jahre enorm bereichert: Ich habe viel für mich persönlich gelernt und beeindruckende Menschen kennenlernen dürfen! Es müssen ja nicht immer gleich 40 Jahre sein, sondern es kann ja auch nur phasenweise sein für ein begrenztes Projekt, oder eine jährlich stattfindende Veranstaltung. Letztendlich gilt wie fast überall: Tue Gutes und rede darüber: Mund-zu-Mund-Propaganda ist wahrscheinlich die beste Werbung fürs Ehrenamt!

Im Interview: Michael Friedl - Engagiert sich beim DLRG

Bild von Michael Friedl

Herr Friedl wie sind Sie zu ihrem Engagement bei der DLRG gekommen?
Das war eigentlich ganz unspektakulär: Ich war schon immer gerne am und im Wasser unterwegs und habe mich 2016 aus Interesse und Neugier bei der DLRG zum Rettungsschwimmen angemeldet. Anfangs hatte ich ein bisschen Sorge, dass ich das vielleicht nicht schaffen könnte, weil ich vorher noch nie im Verein oder so geschwommen bin; die war aber gänzlich unbegründet. Jedenfalls habe ich dabei mitbekommen, dass die DLRG-Leute alle mit Begeisterung dabei sind und richtig viel Spaß an ihrer Arbeit haben. Da habe ich kurzerhand gefragt, ob ich mich ebenfalls engagieren könnte und bin seitdem in der Schwimmausbildung dabei. Im Sommer habe ich mir dann auch den Wasserrettungsdienst am Allersee angeschaut und ich habe festgestellt, dass mir das mindestens genauso viel Spaß macht, wie die Schwimmausbildung.

Sie berichten im Vorgespräch, dass Sie inzwischen ausgebildeter Schwimmlehrer sind und nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen das Schwimmen beibringen. Was macht Ihnen dabei mehr Spaß – die Arbeit mit den Kindern oder mit den Erwachsenen und unterscheidet sich das „Beibringen“ der grundlegenden Fertigkeiten hierbei sehr?
Was mehr Spaß macht, kann ich so pauschal gar nicht sagen. Beides ist toll. Das eigentliche Schwimmenlernen unterscheidet sich gar nicht so sehr. Sie haben aber recht, die Arbeit mit Erwachsenen ist schon ein bisschen anders als mit Kindern. Erwachsenen fällt es oft schwer, Bewegungsabläufe zu verändern, die jahrelang verinnerlicht wurden. Dafür kommen sie meist mit einer ganz besonderen Motivation und dem Willen, schwimmen lernen zu wollen. Außerdem kann man Erwachsenen erklären, warum eine bestimmte Übung gerade notwendig ist. Kinder interessiert das alles nicht. Die sind natürlich auch wahnsinnig stolz auf ihre Leistungen, wollen aber vor allem Spielen und Toben und zeigen, was sie schon alles können. Das Schwimmenlernen muss deshalb in erster Linie so gestaltet werden, dass es den Kindern Spaß macht. Neben dem Einsatz am Beckenrand sind Sie ja vor allem im Sommer selbst als Wasserretter aktiv.

Beschreiben Sie hier doch mal eine „normale Schicht“ – was macht man als Wasserretter am Allersee an einem Sommertag mit 30 Grad im Schatten?
Vor allem schwitzen (lacht). Nein, im Ernst. Meistens fängt so ein Tag mit einem gemeinsamen Frühstück an. Davor wird allerdings noch das Boot zu Wasser gelassen und die Wasserrettungsstation vorbereitet. Während des Frühstücks bespricht der Wachführer dann den Tag. Wie viele Besucher werden erwartet? Finden Veranstaltungen statt? Gibt es spezielle Aufgaben zu erledigen? Solche Dinge. Da die meisten Besucher erst am Nachmittag zum Allersee kommen, bleibt bis dahin in der Regel noch Zeit zum Üben und Trainieren. An einem so heißen Sommertag natürlich gerne etwas im Wasser. Zum Beispiel wie man eine verunfallte oder sogar bewusstlose Person aus dem Wasser auf das Boot bekommt. Das muss regelmäßig geübt werden, damit es dann im „Ernstfall“ auch sitzt. Der Allersee ist dann eine schöne Erfrischung. Sobald es voller wird, ist es damit aber vorbei. Nun geht es darum, den Badegästen und Besuchern bei kleineren oder größeren Unfällen zu helfen. Dafür ist ein Team auf dem Boot unterwegs und ein weiteres Team geht am Strand entlang und schaut, ob jemand Hilfe benötigt. Badeunfälle und medizinische Notfälle sind zum Glück selten. Aber wir werden z.B. oft angesprochen, wenn ein Kind in eine Muschel oder eine Scherbe getreten ist. Außerdem suchen wir auch von uns aus Kontakt zu den Besuchern und Badegästen und geben Tipps für das sichere Verhalten am und im Wasser. An einem so heißen Tag braucht man nach einer Runde am Strand aber auf jeden Fall eine kleine Pause. Schatten, Sonnencreme, Eis und vor allem ganz viel Wasser. Am Abend wird dann das Boot wieder aus dem Wasser geholt, die Wasserrettungsstation aufgeräumt und alles für den nächsten Tag vorbereitet.

Wenn Sie an die letzten sieben Jahre bei der DLRG zurückdenken – gibt es ein Erlebnis, was Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Da gibt es viele kleinere und größere Momente. Wenn z.B. ein Kind das erste Mal die 25 Meter-Strecke fürs Seepferdchen schafft und dann mit strahlenden Augen aus dem Becken steigt, jemand nach langem Training sein ersehntes Abzeichen schafft oder wenn ein Teilnehmer so viel Spaß an der Ausbildung hatte, dass er oder sie sich danach weiter aktiv engagieren möchte. Eine Besonderheit sind aber auf jeden Fall auch immer die Veranstaltungen die wir am Allersee absichern. Da wird es immer spannend. Egal ob Regatta, Schwimmveranstaltung, Familienfest oder Bulli-Treffen. Beim Triathlon zum Beispiel bauen wir am Vortag die Schwimmstrecke auf. Auch wenn wir mittlerweile GPS nutzen, ist es eine Herausforderung, die riesigen Start- und Wendebojen an die richtigen Stellen zu bringen – und dort zu befestigen. Gerade wenn Wind weht, fangen die an, ein Eigenleben zu entwickeln und dann kann das schon mal den ganzen Tag dauern.

Wir beenden unser Interview immer gerne mit der Frage wie Sie andere Menschen vom Ehrenamt überzeugen. Wenn Sie als von einem Bekannten gefragt werden, warum Sie einen so großen Teil Ihrer Freizeit in den Dienst der DLRG stellen – was antworten Sie?
Das ist ganz einfach. Es macht unglaublich viel Spaß, lauter nette Leute und es ist eine super Stimmung. Nicht umsonst lautet unser Slogan: Wasserrettung im Team

Im Interview: Frau Damisi - Engagiert sich beim DRK

Frau Damisi erzählen Sie uns doch zunächst, wie Sie zu Ihrem Engagement beim DRK gekommen sind! 

Blutspenden gehe ich schon seitdem ich spenden darf. Ich komme gebürtig aus dem Harz und damals war der Gang zur örtlichen Blutspende in meinem Freundeskreis ein schönes Ritual. Wir verabredeten uns für diesen Tag, um gemeinsam dorthin zu gehen und saßen dann oft noch lange nach der Spende am Büfett und haben bei Kaffee und Kuchen gequatscht. 

 Leider erkrankte mein Mann vor ein paar Jahren an Krebs. In dieser Zeit brauchte er oft Blutkonserven. Heute ist er zum Glück wieder gesund, aber zu erfahren wie schnell es geht, dass man selbst mal so sehr auf die Hilfs- bzw. Spendenbereitschaft von anderen angewiesen ist, das hat etwas in mir verändert. So kam es, dass ich 2014 auf einem Dorffest Dörte Meyer die Vorsitzende des DRK Ortsvereins gefragt habe, ob und wie ich helfen kann. 
Seitdem bin ich dabei und neben dem Gefühl anderen Menschen zu helfen kann ich sagen, dass es auch unser Leben als Familie bereichert hat. Wir waren ja zugezogen und hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht viele Kontakte und durch mein Engagement im Dorfverein sind wir mittlerweile gut in der Dorfgemeinschaft integriert! 

Sie sind also in diesem Jahr 10 Jahre dabei! Wie verbinden Sie Ihr Ehrenamt mit Familie und Beruf? 

 Jetzt wo Sie es sagen, tatsächlich sind es dieses Jahr 10 Jahre! Ach, ich sehe da kein großes Problem mit der Vereinbarkeit. Ich bin nur halbtags berufstätig und wenn wir besondere Sitzungen oder Einsätze haben, dann werden diese meist so geplant, dass es für jeden passt.

Bild von Frau Damisi

Bei meiner Familie ist es tatsächlich noch einfacher, da sowohl mein Mann als auch meine Tochter oft mit dabei sind! Meine Tochter ist jetzt 15 und betreut zum Beispiel unseren Instagram Account und unterstützt bei den Blutspenden. Da bin ich sehr stolz auf sie, dass sie sich in ihren jungen Jahren schon so für Andere einsetzt! 

 Im Vorgespräch sagten Sie, dass Sie in Ihrer Ortsgruppe mit ihren 50 Jahren die Jüngste wären. Suchen Sie Nachwuchs? 

 Ja, wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die aktiv mithelfen! Und gerade bei den 2–3 Blutspendeaktionen pro Jahr brauchen wir auch immer mal jemand, der mit anpacken kann. Ich würde mich sehr freuen, wenn in Zukunft auch jüngere Menschen sich unserem Team anschließen! 

 Unabhängig vom DRK. Wie könnte man Ihrer Meinung nach mehr Menschen dazu bewegen regelmäßig Blut zu spenden? 

 Puh, das ist eine schwierige Frage! Da bin ich tatsächlich überfragt. Vielleicht haben viele Menschen Ängste im Zusammenhang mit der Spende? Ich weiß es nicht. Was ich sagen kann ist, dass unser Ortsverein versucht den Spenderinnen und Spender einen konkreten Mehrwert zu bieten bei der Spende. Wir geben uns bei dem Büfett sehr viel Mühe und bieten hier unterschiedliche Snacks an. Wir achten sogar darauf, dass für Vegetarier und Veganer etwas dabei ist! Die Zeiten, in denen es nur das klassische Mettbrötchen nach der Spende gab, sind bei uns eindeutig vorbei (lacht)! 

 Außerdem versuchen wir die Blutspende an sich zu einem kleinen Event zu machen. Vor einigen Jahren haben wir mal eine Kooperation mit der Grundschule Sülfeld gehabt. Ich habe mit den Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer Koch-AG ein Teil das Büfett vorbereitet. Viele Schülerinnen und Schüler kamen daraufhin mit ihren Eltern zu Blutspende. Für die Kinder hatten wir extra eine Kinderbetreuung organisiert, sodass alle gut versorgt waren. Das war tatsächlich eine Blutspendeaktion, die sehr erfolgreich war und an die ich gern zurückdenke. 

 Wo wir grad von schönen Erinnerungen sprechen. Gibt es ein Erlebnis im Rahmen Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit was Ihnen da spontan einfällt? 

 Hm tatsächlich ein Seniorenoktoberfest, welches wir in der Mehrzweckhalle organisiert haben. Eine Dame sagte damals zu uns „Ich hoffe, dass für Euch später auch mal jemand da sein wird, der so einen schönen Nachmittag organisiert.“ In diesem Satz steckte so viel Dankbarkeit und Wertschätzung, dass mir heute noch warm ums Herz wird, wenn ich daran zurückdenke! Für uns war das damals gar kein so großer Aufwand diesen Nachmittag zu organisieren, aber für die älteren Menschen war es glaub ich wirklich ein besonders schönes Erlebnis. 

 Sind es diese Erlebnisse von denen Sie erzählen, wenn es im Freundeskreis auf das Thema Ehrenamt kommt? Wie überzeugen Sie andere vom ehrenamtlichen Engagement? 

 Meist mache ich Mut es einfach mal auszuprobieren! Unser Team im Ortsverein ist wirklich sehr nett und jeder ist in seinem Engagement ja flexibel und kann selbst bestimmen, wie viel Zeit er einbringen kann und möchte. Letztendlich hilft jeder, der vielleicht auch nur mal eine halbe Stunde beim Aufbau der nächsten Blutspende hilft. Die Arbeit verteilt sich dann auf mehreren Schultern und damit ist ja allen geholfen. 

Im Interview: Frau Kayser-Sturm - ehrenamtlich tätig, um psychisch erkrankte und deren angehörige zu unterstützen

Bild von Frau Kayser-Sturm

Frau Kayser-Sturm Sie berichteten im Vorgespräch, dass Sie mittlerweile drei Selbsthilfegruppen für psychisch Erkrankte sowie deren Angehörige leiten. Wie sind Sie dazu gekommen und wieso liegt Ihnen das Thema so am Herzen?

Als selbst Betroffene bin ich auf viel Unverständnis gestoßen. Ich wusste selbst nicht, was mit mir los war. Seit 2006 ging es mir nicht gut, ich war manchmal nicht in der Lage zur Arbeit zu gehen, dabei liebte ich meine Arbeit, sie machte immer Spaß. Ich fühlte mich überfordert, konnte nicht mehr richtig Denken, musste mir Notizen machen, weil ich mir kaum etwas merken konnte. Krankengymnastik, Osteopathie, Globuli und Behandlung beim Chiropraktor, nichts half. Die Odyssee endete mit starkem Schwindel.

Im August 2009 versagte mein Gleichgewichtsorgan. Da ich mich kaum davon erholen konnte, halbierte ich meinen Ganztagsjob. Ab September 2013 arbeitete ich nur noch 12 Stunden in der Woche. Im Mai 2014 konnte ich dann gar nicht mehr arbeiten. Eine Reha brachte keinen Erfolg und so wurde ich voll berentet. Vier Jahre Verhaltenstherapie folgten.

Es dauerte lange, bis ich so weit war, auf mich selbst zu achten und Abstand zu schwierigen Situationen zu gewinnen. Als es im Sommer 2014 eine schwere psychische Erkrankung in meiner Familie gab, zog es mir völlig den Boden unter den Füßen weg. Ich begann nach Hilfe für Angehörige und Betroffene in Gruppen zu suchen. Ich traf auf die Selbsthilfegruppe für Angehörige im Netzwerk in der Schillerstraße in Wolfsburg. Peter Behrens leitete die Treffen. Da er sich umorientieren musste, wurde ich seine Nachfolgerin. Nach meiner Odyssee war es mir wichtig, mich ehrenamtlich zu engagieren. Zur Angehörigengruppe gesellten sich die TrauDich Selbsthilfegruppe für Anerkennung psychischer Erkrankung und die Selbsthilfegruppe für Betroffene psychischer Erkrankung.

Eine der Selbsthilfegruppen richtet sich primär an die Angehörigen von psychisch Kranken. Weshalb braucht es hierfür eine eigene Gruppe?

Angehörige sehen sich vielfach Stigmatisierungen gegenüber. Sie stoßen in der Familie, bei Kollegen und Freunden oft auf Unverständnis. Das Umfeld ist meist mit der Thematik überfordert, Kontakte werden abgebrochen. Erschwerend ist, ihre betroffenen Kinder, Partner oder Freunde versuchen, ihnen zu verbieten über sie und ihre Erkrankung zu sprechen. All diese Belastungen sind für Angehörige schwer zu ertragen.

Und so wird der Austausch mit Gleichgesinnten als sehr hilfreich erlebt. Unsere Selbsthilfegruppe unterliegt der Schweigepflicht und bietet so einen geschützten Raum, um sein Gegenüber um Rat zu fragen, weil viele mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Außerdem bietet die Gruppe die Gelegenheit einfach mal zu sagen, wie schwer es oft im Alltag ist, ohne die Sorge, von seinem Gegenüber dafür verurteilt zu werden. Alle hier sitzen im selben Boot und wissen um die Probleme, Sorgen und Nöte im Alltag mit psychisch Erkrankten.

Sie engagieren sich auch über die Organisation der Selbsthilfegruppen hinaus und berichteten, dass Sie Vorträge, Lesungen oder auch Filmabende veranstalten, um gesamtgesellschaftlich auf das Thema der psychischen Erkrankungen aufmerksam zu machen. Wie sieht ihre Idealvorstellung einer Gesellschaft aus, in der psychisch Erkrankte vollständig akzeptiert und in den Alltag integriert sind?

Für mich selbst vermute ich starke Ängste unserer Mitmenschen gegenüber Erkrankten als Grund für die Stigmatisierung der Betroffenen. Ich würde mir wünschen, sich selbst einmal zu reflektieren und sich zu fragen? Was bewirken solche Nachrichten bei mir? Wie beeinflussen sie meinen Umgang mit meinen Mitmenschen, insbesondere mit psychisch Erkrankten? Habe ich dadurch Vorurteile? Denn oft wird unterschätzt, wie viele Betroffene es gibt.

Basierend auf epidemiologischen Studien sind in Deutschland jedes Jahr 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Dies entspricht 17,8 Millionen Menschen und damit ziemlich genau der Einwohnerzahl von Nordrhein-Westfalen!

Mir liegt einfach daran, psychische Erkrankungen anzuerkennen wie jede andere Beeinträchtigung. Niemand würde von einem Querschnittsgelähmten verlangen, einen Marathon zu laufen. Und was für den Querschnittsgelähmten der Marathon ist, ist für den Menschen mit starker Depression vielleicht schon der tägliche Gang zur Arbeit! Es wäre für uns Menschen ein gutes Miteinander, jeden so zu akzeptieren wie er/sie ist. Nur so funktioniert in meinen Augen echte Integration.

Angenommen jemand hat den Verdacht, dass der Austausch mit Gleichgesinnten einem betroffenen Familienmitglied oder jemand aus dem Freundeskreis guttun könnte – Wie können Angehörige Betroffene davon überzeugen, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen? Haben Sie gute Argumente, die helfen könnten?

Betroffene zu überzeugen ist nicht einfach, sie leiden unter Ängsten oder wollen sich nicht öffnen, doch einen Versuch ist es immer wert, ihnen einen Flyer oder eine Telefonnummer in die Hand zu drücken. Gerade für Betroffene ist der gegenseitige Austausch hilfreich, denn egal um welche Erkrankung es sich handelt, die Probleme mit der Außenwelt klarzukommen sind eigentlich immer ziemlich identisch.

Man lernt in der Gruppe viel über sich selbst, kann über Belastendes offen sprechen. Welche Erfahrungen mit Ärzten, Therapeuten oder Kliniken gibt es? Wo finde ich hilfreiche Einrichtungen und Unterstützung. An wen kann ich mich wenden? Und welche Hilfsangebote gibt es sonst noch?

Wenn Sie an all die Jahre zurückdenken, die Sie sich jetzt schon für Betroffene engagieren. Kommt Ihnen spontan ein besonders bedeutendes Erlebnis, oder eine schöne Begegnung in den Sinn?

Ja! Es gab einen Vorfall, der führte bei einer Person zum Ausschluss aus einer Gruppe und einen 2., da gab es einen krankheitsbedingten Rückfall. Die betroffene Person konnte über Monate nicht zur Gruppe kommen. Heute freue ich mich über die wieder regelmäßige Teilnahme der beiden am Gruppengeschehen. Um zu verstehen, warum es Grund zur Freude ist, sollte man ein ungefähres Verständnis für psychische Erkrankungen haben. In der Regel ist es ein Auf und Ab in der Erkrankung. Vielfach gibt es Phasen, da ist der Alltag für die Betroffenen gut machbar und dann gibt es wieder Phasen wo sich die Betroffenen am liebsten nur noch verkriechen möchten. Die regelmäßige Teilnahme der beiden zeigt mir, sie fühlen sich wohl und schaffen es, auch in den „schlechteren Phasen“ herzukommen.  Mir und der Gruppe zeigt ihr Verhalten, sie sind bereit an sich zu arbeiten, allein dafür haben sie sich die Anerkennung der anderen Teilnehmenden verdient.

Ein 3. Fall betrifft eine junge Frau. Sie litt unter den Bedingungen an ihrem Arbeitsplatz und bekam Panikattacken, wollte dennoch nicht krankgeschrieben werden. Denn sie hatte Angst, ihre Wohnung zu verlieren, wenn sie die Arbeit nicht machen könnte. Mittlerweile ist sie stabil, hat einen neuen Arbeitsplatz gefunden der besser zur ihr und ihren Bedürfnissen passt und freut sich des Lebens. Alle guten Dinge sind drei und ich freue mich über diese Entwicklungen!

Wir beenden unser Interview traditionell mit der Frage, wie Sie andere Menschen vom ehrenamtlichen Engagement überzeugen würden. Angenommen Sie sitzen in gemütlicher Runde im Freundeskreis und das Gespräch kommt auf Ihr Engagement. Was entgegnen Sie auf die Frage warum Sie all die Zeit investieren, ohne dafür zumindest monetär etwas zurückzubekommen?

Mir ist wichtig, Menschen ohne Stigmatisierung zu erleben. Mir ging es mit 59 Jahren schlecht, ich wurde vorzeitig berentet und durch meine eigene Erkrankung wurde mir klar, ehrenamtliches Engagement kann zur Entstigmatisierung beitragen. Selbst Menschen im Rentenalter können sich einbringen, es wird immer Hilfe in etlichen Bereichen gebraucht.

Im Interview: Günter Schütte - ehrenamtlicher Schwimmlehrer

Bild von Günter Schütte

Herr Schütte, Sie sind wahrscheinlich Wolfsburgs bekanntester Schwimmlehrer. Wie kamen Sie dazu sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren?

Puh, das ist eine ziemlich lange Geschichte, die ein gutes Beispiel dafür ist, wie nach einer kleinen Aktion ein Rädchen ins andere greifen und dann etwas richtig Gutes daraus entstehen kann. Aber um zu verstehen, was ich damit meine, muss ich ein wenig ausholen:

1992 war ich Sport- und Politiklehrer in der Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule. Kurzfristig und aus der Not geboren entschied die Stadt damals aus einer Sporthalle der Schule eine Notunterkunft für Flüchtlinge zu machen, und von heute auf morgen stand uns als Schule die Sporthalle nicht mehr für den Sportunterricht zur Verfügung.

Meine Schüler und ich waren damals einerseits wütend über das Fehlen und die Zweckentfremdung der Halle. Andererseits waren wir geschockt von den spartanischen Verhältnissen, in denen diese Menschen, die auf Ihrer Flucht sicherlich viel Leid erfahren hatten, untergebracht wurden. Als wir dies im Politikunterricht besprachen, kamen die Schüler auf eine, wie soll ich sagen, eher unkonventionelle Idee, die Wolfsburger Bevölkerung auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Sie planten ein Basketballspiel in der Bürgerhalle des Rathauses, was dann auch tatsächlich stattfand.

Ich war damals Lehrer geworden und zielgerichtet an eine Gesamtschule gegangen, um vor allem benachteiligte- Schüler zu unterstützen und war daher sehr stolz auf meine Schüler, dass sie sich mit dieser Aktion für Menschen einsetzten, die sonst eher keine Lobby haben!

Seitdem hat mich die Situation der Menschen, die vor Krieg oder Leid aus ihren Herkunftsländern flüchten um bei uns Schutz zu suchen, nicht mehr losgelassen. Und in meinem weiteren Leben hatte ich immer wieder Kontakte zu Geflüchteten, bis ich dann als Pensionär mehr Zeit hatte um mich hier richtig einzubringen.

Wie sah diese „Einbringung“ denn konkret aus?

2012 begann meine Altersteilzeit und 2014 bin ich dann tatsächlich in Pension gegangen. Ich habe diese stückweise Stundenreduzierung genutzt, um parallel mein Engagement in der Flüchtlingshilfe zu starten. Zunächst unterstütze ich gemeinsam mit meiner Frau das Sprachangebot der Flüchtlingshilfe. Wir gaben also Sprachunterricht. Meine Frau ist mit vielen anderen in der Asylschule Fallersleben noch heute sehr aktiv!

Ich wurde während der Sprachkurse darauf aufmerksam, dass die Kinder sich in der Unterkunft meist langweilten, während die Eltern sich auf Vokabeln und Grammatik konzentrierten. Also hatte ich die Idee, mit ihnen schwimmen zu gehen. Der Weg zum Freibad Fallersleben hätte aber rund 30 Minuten zu Fuß gedauert. Also mussten Fahrräder für die Kids her. Ein Spendenaufruf brachte viele gebrauchte Fahrräder in die Hafenstraße, teilweise aber leider auch in keinem guten Zustand. Also mussten sie repariert werden und die Idee zur Fallersleber Fahrradwerkstadt für gebrauchte Fahrräder war geboren. Diese besteht durch die Unterstützung von vielen Ehrenamtlern bis heute und arbeitet sehr erfolgreich.

So kam es dazu, dass die Flüchtlingshilfe neben Sprachunterricht fortan eine Fahrradwerkstatt betrieb und Schwimmkurse für Flüchtlingskinder anbot. Und Dank der gespendeten Fahrräder konnten an den Wochenenden schöne Ausflugstouren mit den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft in die nähere Umgebung unternommen werden. Anfangs immer am Mittellandkanal entlang, wo keine Autos fuhren und das sichere Fahrradfahren trainiert werden konnte. Für viele war das seinerzeit das Highlight der Woche!

Das meinten Sie Eingangs damit, dass ein Rädchen ins andere gegriffen hat, oder? Damals während der großen Flüchtlingswelle war die Unterstützung in der Bevölkerung groß. Beobachten Sie dies momentan auch noch?

 Ja, genau das meinte ich. Ich sage immer: Es gibt Probleme, dafür müssen Lösungen entwickelt werden und daraus kann dann so viel entstehen. Das Unterstützer-Engagement in Fallersleben ist ein gutes Beispiel dafür! 

Und ja, damals gab es eine große Bereitschaft der Bevölkerung zu helfen. In der damaligen Berichterstattung wurde das Leiden dieser Menschen erfahr- und nachvollziehbar dargestellt und führte zu der überwältigenden Hilfsbereitschaft. Es waren vor allem die älteren Menschen, oft Rentner, die die nötige Zeit hatten und mit anpacken wollten. Leider hat die Coronapandemie da einen großen Einbruch verursacht und viele sind danach nicht wieder eingestiegen.

Kommen wir zurück zu Ihrer Tätigkeit als ehrenamtlicher Schwimmlehrer. Sie berichteten im Vorgespräch, dass es mittlerweile nicht mehr nur Flüchtlingskinder sind, denen sie das Schwimmen beibringen?

Das stimmt! Damals sind viele Menschen auf die Kinder und mich im Freibad aufmerksam geworden und so wurde ich bald von vielen Seiten dazu angesprochen, unter anderem von einer Grundschulleiterin. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, als ausgebildeter Sportlehrer eine Nichtschwimmer-AG der Grundschule Fallersleben leiten zu können, was dann auch umgesetzt wurde. Und aus der anfänglichen Beckenaufsicht für die Michaelis-Kita im Hallenbad Sandkamp entstand ein erstes Angebot von der Wassergewöhnung hin zum Schwimmen lernen in dieser Kita. Über die Jahre hat sich das dann so weiterentwickelt, dass ich mittlerweile für drei Kitas dienstags Wassergewöhnung anbiete und auch schon den kleinsten Kindern das Schwimmen beibringe. Ich setzte mich dafür ein, dass möglichst wenig Kinder als Nicht-Schwimmer die Grundschule verlassen. Und dafür sollte man die besten Voraussetzungen schaffen, indem man die Kinder schon in der Kitazeit ans Wasser gewöhnt.

Aber auch größere Kinder und Erwachsene können bei uns das Schwimmen lernen! Die älteste Frau war bisher 65 und nach Ostern wird ein 67-jähriger Mann den Schwimmkurs besuchen. 

Bei uns?

Ja genau! Ich mache das zum Glück nicht mehr alleine, sondern habe mittlerweile ein Trainerteam von rund 16 Leuten aufgebaut. 70 Prozent davon sind Menschen, die bei mir das Schwimmen gelernt und sich dann so weit fortgebildet haben, dass sie heute selbst anderen das Schwimmen beibringen können. Das ist etwas, was ich in den vielen Jahren oft beobachten durfte, dass die Flüchtlinge sehr dankbar für die Unterstützung sind, die sie bei uns erfahren haben und sich sehr gern einbringen, um irgendwann etwas zurückzugeben. Und ich freue mich, dass so das Schwimmangebot weitergeführt wird, auch wenn ich mal nicht mehr am Beckenrand stehen kann. Darauf sind wir sehr stolz. 

Heißt das, Sie denken ans Aufhören?

(Lacht) Ich habe letztens zu meiner Frau gesagt: Mich müssen Sie wahrscheinlich mal aus dem Bad raustragen. Also nein, eigentlich nicht. Aber mit 72 Jahren weiß man nie, wie lange man sich noch so fit fühlt. Ich hoffe einfach, dass ich noch viele Jahre Kindern das Schwimmen beibringen kann. Wissen Sie, das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn sie es das erste Mal geschafft haben eine Bahn durchzuschwimmen oder den Ring aus dem tiefen Wasser heraufzuholen – das ist enorm bereichernd. Gerade für benachteiligte Kinder, die es in ihrem Alltag sonst schwer haben, ist es so wertvoll die Erfahrung zu machen, dass sie etwas erreichen können, wenn sie sich richtig anstrengen und dann auch zu Recht stolz auf sich sein können. Dafür mache ich es!

Das wäre eigentlich ein schöner Abschlusssatz. Traditionell möchten wir unser Interview aber gern mit der Frage beenden, wie Sie andere Menschen in ihrem Umfeld vom Ehrenamt überzeugen würden?

Die Leute, die uns kennen, die wissen, was wir machen, da braucht es keine Überzeugungsarbeit. Immer wieder bekomme ich Anrufe und werde gefragt, wie und ob man helfen kann. Ich erkläre den Leuten dann immer, wo wir überall tätig sind und lade sie ein, es einfach mal auszuprobieren und zu schauen, ob es Ihnen Freude bereitet. Ich glaube, dass man langfristig nur hilft, wenn es einem Spaß macht. Es ist auch eine falsche Vorstellung, dass das Ehrenamt immer nur ein Geben ist, man bekommt unheimlich viel zurück, was sich mancher gar nicht vorstellen kann! Man erfährt es immer erst beim Selber tun. Und das muss man einfach mal ausprobieren. 🙂

Im Interview: Dietmar Nehmsch - Freiwillige Feuerwehr Ehmen

Herr Nehmsch ihre Frau hat mir im Vorgespräch verraten, dass Sie mittlerweile 60 Jahre alt sind und immer noch aktiv im Einsatz mitmischen. Wie sind Sie denn ursprünglich zur Feuerwehr gekommen?

Ich bin in Reislingen groß geworden und leider gab es dort zunächst keine Jugendfeuerwehr. Als es dann 1975 zu den großen Waldbränden hier in der Region gekommen ist, gab es danach erste Überlegungen Nachwuchsarbeit in der Feuerwehr zu betreiben. Anlässlich des 50. Jubiläums der Reislinger Feuerwehr im Jahr 1976 wurde dann eine Jugendfeuerwehr gegründet, der ich noch im selben Jahr beitrat und seitdem bin ich Feuerwehrmann!

Wie ging es denn dann weiter?

Mit 16 habe ich den Jugendgruppenleiterschein gemacht (heute: Juleica) und war dann als Betreuer in der Jugendfeuerwehr tätig. Es war eine schöne Zeit damals! Noch heute denke ich z.B. gerne an das Stadtzeltlager im Hasselbachtal zurück. An einem verlängerten Wochenende im Sommer traf sich der Feuerwehrnachwuchs aus ganz Wolfsburg um gemeinsam Wettbewerbe zu bestreiten, voneinander zu lernen und die Gemeinschaft zu stärken. Dabei hatte ich die Möglichkeit bekommen in der Lagerleitung u.a. an der Lagerzeitung mitzuarbeiten. Allerdings erinnere ich mich auch daran, dass das schon einen gewissen Aufwand an Organisation bedurfte, so ein großes Zeltlager mitten in der Stadt auf die Beine zu stellen.

Und dann sind Sie in den aktiven Einsatz gegangen?

Mit 17 bin ich in die aktive Wehr übergetreten. Damals wurde die Stadtausbildung der Freiwilligen Feuerwehr Wolfsburg aufgebaut. Während vorher die jungen hauptsächlich durch die älteren Kameradinnen und Kameraden in den Ortswehren ausgebildet wurden, wurde von dem Zeitpunkt an die Ausbildung in Wolfsburg zentralisiert. Das Konzept, das die Mitglieder aller Ortsfeuerwehren an einem Ort gemeinsam die Grundausbildung und weiterführende Lehrgänge absolvieren konnten hat mich so sehr überzeugt, dass ich mich dort auch in der Ausbildungsarbeit engagieren wollte.

1989 bin ich dann nach dem Erwerb der erforderlichen Qualifikationen selbst Ausbilder geworden und bis 2017 auch dabeigeblieben.

Die letzten Jahre waren Sie sogar als Stadtausbildungsleiter tätig. Was reizt Sie an der Ausbildung von Nachwuchskräften?

Gerade in der Ausbildung bei der Feuerwehr treffen Welten aufeinander: Vom Bänker, über die Arzthelferin bis zum Doktor der Physik sind alle Berufsgruppen vertreten. Die wirkliche Herausforderung besteht hier als Ausbilder darin, trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen, Kenntnisse und Fertigkeiten am Ende jeden zu einem guten Feuerwehrmann bzw. eine gute Feuerwehrfrau auszubilden.

Letztendlich funktioniert so eine Einsatzmannschaft aber auch als Team, indem man sich gegenseitig unterstützt und jeder seine Stärken und Schwächen hat. Ich sage immer das Wichtigste ist, das Herz muss für die Feuerwehr schlagen! Es ist nämlich ein Unterschied das gelernte Wissen im Übungsraum anzuwenden, oder nachts bei Wind und Schneetreiben, nachdem man vor 15 Minuten aus dem Tiefschlag geklingelt worden ist, adäquate Hilfe zu leisten.

2002 sind Sie zur Feuerwehr nach Ehmen gewechselt und seit letztem Jahr ist auch ihr Sohn hier in der aktiven Wehr dabei. Wie ist es gemeinsam mit dem eigenen Sohn im Einsatzwagen zu sitzen?

Wenn wir auf dem Weg zum Einsatz sind, dann sind wir in erster Linie Kameraden und nicht Vater und Sohn. Ich weiß, dass mein Sohn gut ausgebildet ist, aber natürlich werfe ich den ein oder anderen Blick mehr auf ihn als die anderen im Einsatzgeschehen.

Wieder zuhause besprechen wir dann ab und an auch mal Einsätze nach. Vor allem, wenn diese besonders dramatisch oder gefährlich waren.

Außerdem ist er genau wie ich damals als Betreuer in der Jugendfeuerwehr tätig, da greift er ab und zu auf meine Erfahrungen zurück oder wir tauschen uns über aktuelle Themen aus. Es ist schon eine schöne Sache das Hobby mit seinem Kind zu teilen!

Sie können auf mehr als 40 Jahre Feuerwehr zurückblicken. Was war das bedeutendste bzw. schönste Erlebnis ihrer Laufbahn?

Zunächst fällt mir da spontan das Seifenkistenrennen ein, dass wir zum 25-Jähriges Jubiläum der Reislinger Jugendfeuerwehr organisiert haben. Jugendfeuerwehren aus der ganzen Region kamen, um mit uns um die Wette zu fahren und das ganze Dort hat mitgemacht. Das war wirklich eine coole Aktion!

Als riesige Herausforderung sind mir die Einsätze 2002 im Rahmen der damaligen Hochwasserlage im Gedächtnis geblieben. Nachdem die Situation vor Ort unter Kontrolle war, wurden wir an die Elbe zur Unterstützung entsandt. So eine überörtliche Großeinsatzlage erlebt man nicht so oft und sowas bleibt natürlich im Gedächtnis. 

Zuletzt sind es die Bauarbeiten an den Feuerwehrhäusern in Reislingen und Ehmen die 1982 bzw. 2009 stattfanden und wo wir als Kameraden viel in Eigenleistung gemacht haben. Ich glaube, es gibt nicht viele Kameraden, die von sich behaupten können an gleich zwei Feuerwehrhäusern im Stadtgebiet mitgebaut zu haben (lacht).

Unsere traditionelle Abschlussfrage bezieht sich immer auf die Werbung fürs Ehrenamt. Mit welchen Argumenten begegnen Sie Bekannten und Freunden, wenn diese Sie fragen, warum Sie so viel Ihrer Freizeit für andere investieren?

Feuerwehr als eine der ältesten Bürgerbewegungen in unserem Land leistet einen elementaren Beitrag zur kollektiven Sicherheit und ich bin stolz meinen Teil dazu beizutragen! Wir haben zwar in Wolfsburg eine Berufsfeuerwehr, aber spätestens bei größeren Ereignissen muss die auf die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren zurückgreifen.

Ich versuche aber in solchen Gesprächen niemand zu überreden, denn Feuerwehr ist kein Ehrenamt wie jedes andere! Man sollte sich im Vorfeld schon ganz genau überlegen, ob man dazu bereit ist im Einsatzfall z.B. beim Familiengeburtstag alles stehen und liegenzulassen, um schnellstmöglich zur Feuerwehr zu fahren. Gleichzeitig kann man aber auch mit Stolz sagen: Als Feuerwehrmann bzw. Feuerwehrfrau geht man nicht nur eine besondere Verpflichtung ein, sondern die Feuerwehr kümmert sich auch besonders gut um ihre Mitglieder. Das fängt mit der Ausrüstung an, geht bei der Ausbildung weiter und hört, wenn es tatsächlich mal ganz übel läuft, bei der Absicherung im Falle eines Unfalls auf!

Im Interview: Verena Altenhofen - Leiterin der Wolfsburger Telefonseelsorge

Frau Altenhofen laut Ihrer Internetseite arbeiten bundesweit bei der TelefonSeelsorge nur rund 300 festangestellte Mitarbeitende und über 7.000 Ehrenamtliche. Normalerweise führen wir dieses Interview mit Ehrenamtlichen, aber heute sprechen wir mit Ihnen als der Leitung der TelefonSeelsorge. Natürlich weiß ich, dass es dafür eine gute Erklärung gibt, aber die interessieren unsere Leser sicherlich auch!

Ich versuche in meinen Schilderungen möglichst nahe an den Erfahrungen unserer Ehrenamtlichen zu bleiben. Um sie und auch die NutzerInnen der Angebote der TelefonSeelsorge zu schützen, treten unsere Ehrenamtliche nicht in die Öffentlichkeit. Manchmal würde ich ihnen mehr Präsenz, z.B. in den Medien wünschen, da sie wirklich eine außerordentliche und gesellschaftlich wichtige Arbeit leisten. Aber die Angebote der TelefonSeelsorge leben von der Anonymität. Niemand muss seinen Namen oder seinen Herkunftsort nennen. Das macht es vielen Menschen leichter, sich mit ihren Sorgen und Ängsten an uns zu wenden. Und genauso bleiben unsere SeelsorgerInnen am Telefon oder in Chat und Mail anonym.

Wie kann man ihr Team unterstützen?

Damit wir 24 Stunden am Tag für Menschen in Krisensituationen erreichbar sind, suchen wir immer wieder Menschen, die ehrenamtlich bei uns mitarbeiten wollen. Wir bieten dazu vorab eine qualifizierende Ausbildung mit viel Praxis und Theorie sowie einer guten Begleitung durch AusbilderInnen, SupervisorInnen und erfahrenen SeelsorgerInnen an. Die Ausbildung dauert ca. ein Jahr und bereitet gut auf die Begegnungen in der Seelsorge vor.

Wieviel Anrufe bekommen Sie täglich? Kann man jahreszeitbedingt ein höheres Anrufaufkommen beobachten?

Unser Telefon steht niemals still. Es dauert oft nur wenige Sekunden bis Minuten, bis nach dem Auflegen ein neuer Anruf eingeht. Genauso ist es in der Online-Seelsorge. Sobald wir einen Chattermin anbieten, ist er auch schon belegt. Von unserer Stelle aus führen wir im Jahr rund 8.000 Gespräche, 600 Mails und 400 Chats.

Zu den aktuellen gesellschaftlichen Krisen, die viele Menschen verunsichern und auch erschöpfen, kommen nun zur Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel die persönlichen Krisen dazu. Viele Menschen nehmen in dieser Zeit besonders wahr, wie einsam sie sich fühlen. Ein Gespräch mit einer unserer Seelsorgerinnen kann dann eine echte Entlastung sein und neuen Mut und vielleicht auch neue Ideen geben für die Feiertage oder das neue Jahr.

Bild von Verena Altenhof

Die Ehrenamtlichen Ohren bei Ihnen führen sicherlich oft sehr belastende Gespräche. Wie werden sie im Nachgang unterstützt damit umzugehen?

Wir bereiten in der Ausbildung schon sehr gut auf die Herausforderungen der Gespräche vor. Vielen hilft es dann, sich bei der Übergabe mit der Ablösung im Dienst auszutauschen. Auch unsere regelmäßigen Supervisionsgruppen, in welchen alle Ehrenamtlichen von professionellen SupervisorInnen begleitet werden, sind eine echte Unterstützung, um Gespräche nochmal gemeinsam zu reflektieren. Im Hintergrund ist außerdem eine hauptamtlich besetzte Rufbereitschaft im Einsatz, um in besonders kritischen Situationen an der Seite der Ehrenamtlichen zu stehen.

Weihnachten als schönste Zeit des Jahres. Leider wird das nicht von allen Menschen so empfunden. Viele Menschen fühlen sich in dieser Zeit einsam oder empfinden die Feiertage als zusätzliche Belastung. Können Sie das aus Ihrer Erfahrung bestätigen? Welche Tipps haben Sie für betroffene Menschen oder auch das Umfeld dieser Menschen? Und: Ist ihr Team auch am Heiligen Abend im Einsatz?

Erfreulicherweise Weise sind unsere Ehrenamtlichen auch an allen Feiertagen und vor allem auch in den Nächten im Einsatz und damit für Menschen erreichbar. Unsere SeelsorgerInnen haben einen ganz guten Überblick, welche hilfreichen Angebote es über Weihnachten gibt, von Krisenintervention bis Begegnungsmöglichkeiten.

Aber oft hilft auch bereits das Gespräch oder der Chat mit der TelefonSeelsorge. Wir sind manchmal der einzige zwischenmenschliche Kontakt am Tag. Und unsere Erfahrung zeigt: bereits diese Begegnung kann schon entlastend wirken. Zuhören hat eine heilsame Wirkung.

Unsere letzte Frage beschäftigt sich immer mit der Werbung für das Ehrenamt: Wenn Sie im Bekannten- oder Freundeskreis angesprochen werden wie das bei der Telefonseelsorge so ist und ob man da mal „reinschnuppern“ könnte. Was antworten Sie?

Ein Ehrenamt bei der TelefonSeelsorge ist auf jeden Fall „lebensbereichernd“. Sie bekommen die Chance, persönlich zu wachsen und sich weiterzuentwickeln, sie erfüllen eine sinnhafte Aufgabe und werden Teil einer großen Gemeinschaft.

Ich lade jede/n, der sich dafür interessiert herzlich zum Gespräch mit mir ein. Rufen Sie gerne an, schreiben Sie mir eine Mail. Ich berichte gerne noch mehr zu unserer Arbeit. Eine ganz konkrete Möglichkeit uns zu erleben ist am Mittwoch, 20.12.2023 auf dem Weihnachtsmarkt in Wolfsburg, denn da sind wir in der Ehrenamtshütte vertreten.

Im Interview: Rouven Heling - ehrenamtlicher Einsatzleiter bei der WOlfsburger DLRG

Bild von Rouven Heling

Herr Heling 1996 kamen Sie zu der DLRG vermutlich damals noch als Jugendlicher. Was hat Sie bewegt sich als Rettungsschwimmer ausbilden zu lassen und am Allersee regelmäßig das Badegeschehen zu überwachen?

Ich bin damals über das Feriensportprogramm der Stadt auf die DLRG gestoßen, man konnte einen ganzen Tag an der Wasserrettungsstation am Allersee miterleben. Hier wurde mir erklärt, was Wasserrettung überhaupt ist, man konnte auf den Rettungsturm klettern und eine Runde mit dem Motorrettungsboot mitfahren. Nach diesem Tag stand für mich fest, „das muss ich auch machen“. So bin ich bei der DLRG gelandet.

Die Rettungsschwimmerausbildung scheint ja Ihren Ehrgeiz geweckt zu haben. Sie berichteten im Vorgespräch, dass Sie in den Jahren danach auch noch zum Wasserretter, Sanitäter usw. ausbilden ließen. Woher kommt diese Motivation? Brauchen Sie diese Qualifikationen alle in ihrem Tagesgeschäft bei der DLRG hier in Wolfsburg?

Definitiv ja! Ich habe schnell gemerkt, dass ich in der DLRG noch viel mehr lernen kann und mich in vielen Bereichen Fortbilden kann. Für mich ist es immer wichtig, etwas Neues zu lernen und vorhandenes Wissen zu erweitern.

Viele der Qualifikationen gehören einfach dazu. Ich möchte schon wissen, wovon ich spreche, bzw. jungen Kräften auch mit entsprechendem Fachwissen begegnen können, um sie auf ihrem Weg in der DLRG zu unterstützen.

Seit 2007 sind Sie nun im örtlichen Vorstand als Leiter der Einsatzdienste. Wie viele Kollegen bzw. Dienstpläne sind es denn, die Sie dort koordinieren?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Zahl der aktiven Einsatzkräfte schwankt von Jahr zu Jahr ein wenig. Über das Jahr verteilt unterstützen uns als DLRG im Schnitt 45 bis 60 Kräfte. Ich koordiniere hier dann die Führungskräfte, welche sich eigenständig ihre Mannschaft für das Wochenende am Allersee zusammenstellen.

Für die anderen Bereiche, wie den Katastrophenschutz oder die Veranstaltungsbetreuung gibt es keine Dienstpläne, denn diese sind nicht planbar. Werden wir als DLRG alarmiert, dann wird der Einsatz zu jeder Tages- und Nachtzeit abgearbeitet. Das ist bei uns genauso, wie bei jeder anderen Blaulichtorganisation.

Was reizt Sie daran? Wenn man sich Ihre Qualifikationsagenda anschaut, scheinen Sie sonst eher nicht so der Schreibtischtyp zu sein.

Natürlich gehört die Arbeit am Schreibtisch zu meinem Amt dazu. Sie haben aber recht, ich bin lieber mit meinem Team zusammen im Einsatz. Die Ausbildungsgänge und Qualifikationen, welche ich über die Jahre absolviert habe, gehören für mich mit dazu. Ich halte es super wichtig, als Führungskraft ein fundiertes Fachwissen zu besitzen und nur das von meinen Kräften zu verlangen, was ich auch selber bereit bin zu tun.

Neben der Wasserrettung engagieren Sie sich beim DLRG nach eigenen Angaben auch im Bereich des Katastrophenschutzes und der Veranstaltungsbetreuung. Haben Sie hier ein besonderes Erlebnis an das Sie gerne zurückdenken, oder was Sie besonders bewegt hat?

Ja, das gibt es. Vor vielen Jahren waren wir beim Elbehochwasser im Einsatz. Als wir in unserem Bereitstellungsraum eine Pause machten, kamen ganz plötzlich viele Bewohner mit frischen belegten Brötchen, Kaffee, Getränken und Süßigkeiten zu uns auf den Platz, um sich für unseren Einsatz zu bedanken. Viele von Ihnen hatten durch das Hochwasser selbst große Probleme, aber dennoch versorgten Sie uns. Diese unglaubliche Dankbarkeit kann ich bis heute nicht vergessen.

25 Stunden pro Woche engagieren Sie sich nach eigenen Angaben ehrenamtlich bei der DRLG neben Ihrem Job als Informationselektroniker. Bleibt da noch genug Zeit für das Privatleben?

Manchmal ist es nicht ganz einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Mein großer Vorteil ist, dass meine Freundin ebenfalls in der DLRG Wolfsburg aktiv ist und genau wie ich, mit dem „Helfergen“ infiziert ist. So können wir unsere Freizeit gemeinsam aktiv und sinnvoll nutzen.

Natürlich stehen Beruf und Familie immer an erster Stelle, denn die DLRG als ehrenamtlicher Verein zahlt mir nicht mein Gehalt. Hier bleibt dann auch mal etwas liegen, wenn es beruflich oder familiär etwas Wichtigeres zu erledigen gibt.

Ganz wichtig ist mir allerdings, dass ich die volle Unterstützung durch meinen Arbeitgeber – der Termath AG in Bezug auf mein Ehrenamt habe.

Es ist Winter – wie unterscheiden sich die Aufgaben bzw. das Einsatzgeschehen bei der DLRG denn zum Sommer?

Im Winter ist es meist etwas ruhiger. Hier müssen an den Wochenenden keine Wasserrettungsdienste und wenig Veranstaltungen betreut werden. In der Wintersaison sind wir viel mit Aus- und Fortbildungen, Materialpflege sowie Planungen und Projekten beschäftigt.

Unsere letzte Frage bezieht sich immer auf die Werbung fürs Ehrenamt. Wenn Sie bei einem Geburtstag ein Gespräch zum Thema Ehrenamt mitbekommen, schalten Sie sich ein und werben aktiv für ein Engagement? Wenn, ja mit welchen Argumenten?

Ja! Meiner Meinung nach sollte jeder sich in einem Ehrenamt engagieren! Ganz egal, was. Es gibt eine soooo große Auswahl an Möglichkeiten, da findet sich für jeden etwas Passendes.

Für mich sie die besten Argumente immer: Teamwork, Spaß, sinnvolle Freizeitbeschäftigung und vor allem etwas Gutes tun. Meistens verweise ich einfach auf unsere Homepage: wolfsburg.dlrg.de. Hier kann jeder interessierte viele weitere Informationen über uns und unsere Arbeit finden. Oder noch einfacher: Sprecht uns einfach persönlich an! Ich glaube jeder, der sich ehrenamtlich engagiert, braucht keine großen Argumente um zu überzeugen. Man erzählt einfach aus dem Leben.

Geschäftsführung als Ehrenamt: Herbert Haun im Interview

Herr Haun, wir haben ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass Sie früher selbstständiger Unternehmer in der IT bzw. Personalbranche waren. Was hat Sie dazu bewegt, von der Rolle des erfolgreichen Unternehmers in die Position des ehrenamtlichen Geschäftsführers einer Stiftung zu wechseln?

Ich war damals in der privilegierten Situation, finanziell unabhängig zu sein, und wollte meinen Übergang in den Ruhestand aktiv gestalten. Es war Zeit, die „jungen Leute“ in meiner Firma die Verantwortung übernehmen zu lassen. Fortan hatte ich viel Zeit, und mit der wollte ich etwas Sinnvolles anfangen und dabei langsam „runterfahren“.

Später habe ich dann gelernt, dass im Wesentlichen ehrenamtlich aufgebaute Organisationen für die Geschäftsführung durchaus neue Herausforderungen mit sich bringen. Aber insgesamt kann ich für mich sagen, dass die Grundidee, in einem zeitlich festgelegten Rahmen einen guten Übergang in den Ruhestand zu gestalten, mit dem ehrenamtlichen Engagement bei der NEULAND Stiftung Wolfsburg gut geklappt hat.

Sechs Jahre sind Sie nun als Geschäftsführer tätig. Was war aus Ihrer persönlichen Sicht der größte Erfolg der Stiftung in den letzten Jahren?

Es ist die Entwicklung und Etablierung der eigenen Projekte der Stiftung: Zum einen  das Jugendprojekt „wohnsionär“. Das Projekt soll jungen Menschen einen Rahmen geben, um ihre ganz eigene Idee vom Wohnen in Wolfsburg zu entwickeln. Hierbei sind in der Vergangenheit die unterschiedlichsten Herangehensweisen von den Jugendlichen gewählt worden von der Organisation einer Kunstausstellung, über die Produktion einer Fernsehsendung bis hin zur Entwicklung einer App.

Ich freue mich, dass wir die Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule 2015 für die Idee von „wohnsionär“ begeistern konnten und sie das Projekt zukünftig dank engagierter Lehrkräfte in eigener Regie fortsetzen wird.

Neben „wohnsionär“ ist uns die Ausweitung des Seniorenprojektes „Herz+Ohr“ ein wichtiges Anliegen. Dieses Projekt haben wir zu Zeiten der Pandemie geschenkt bekommen und konnten es erfolgreich modernisieren, in seinen Kernthemen erhalten und ausbauen, sodass wir heute viele Menschen gefunden haben, die sich in diesem Rahmen engagieren und regelmäßig ihre Zeit einsamen älteren Menschen in Wolfsburg schenken.

Bild von Herbert Haun
© Janina Snatzke

Gibt es eine besondere Begegnung bzw. Erlebnis aus Ihrer täglichen Arbeit, an das Sie besonders gern zurückdenken?

Viele sagen über mich, ich habe ein gutes Gespür für Menschen. Es ist damals schon als Unternehmer meine Passion gewesen, die richtigen Menschen für den richtigen Platz zu finden. Und so war es nicht die eine besondere Begegnung, sondern durch die Jahre habe ich viele Menschen kennengelernt, die spannende Erfahrungen und Ansichten mitbringen. Ich freue mich immer, wenn ich Ihnen durch meine Lebenserfahrung, aber auch mein Netzwerk neue Chancen für ihre Entwicklung ermöglichen kann.

Jihan, Eni, Zoé – alle sind junge Menschen, Berufseinsteiger, die ich in der Stiftungszeit mit ihrer jeweils ganz eigenen Lebens- und Bildungsgeschichte kennenlernen durfte. Gemeinsam haben wir für alle ihren beruflichen Weg ebnen oder begleiten können, und auch wenn dieser sie außerhalb der NEULAND Stiftung Wolfsburg geführt hat, so engagieren sie sich auf die eine oder andere Weise immer noch für unsere Idee von einem lebenswerten Wolfsburg!

Die NEULAND Stiftung Wolfsburg setzt sich nach eigenen Angaben für das soziale Miteinander ein. Was wünschen Sie sich für die Stiftung und Wolfsburg für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass „Herz+Ohr“ sich sowohl inhaltlich als auch von den Menschen her, die wir erreichen können, positiv weiterentwickelt. Die Grundidee ist ja, einsame Senioren wieder ins Leben zu holen. Vielen von Ihnen müssen tatsächlich „abgeholt“ werden, weil wir auch aus Datenschutzgründen immer schwerer an die Zielgruppe herankommen. Deshalb wünsche ich mir, dass wir in Zukunft mit der Idee noch mehr Menschen erreichen, damit „Herz+Ohr“ noch größer und noch bunter werden kann!

Auch für das Projekt „wohnsionär“ wünsche ich mir, dass sich immer wieder junge Menschen finden, die das Projekt mit der Unterstützung der NEULAND Stiftung Wolfsburg selbstverantwortlich und vor allem kontinuierlich weiterentwickeln. Insgesamt wünsche mir, dass die Stiftung mit ihren Projekten in der Stadtgesellschaft noch mehr Aufmerksamkeit findet, als wir es heute schon erreicht haben.

Der Einsatz für benachteiligte Bevölkerungsgruppen wird auf der Homepage der NEULAND Stiftung Wolfsburg explizit als ein Ziel der Stiftungsarbeit genannt. Wenn wir Sie nun fragen, wie jeder von uns schon im Kleinen anderen helfen kann, haben Sie eine spontane Idee?

Wir träumen immer davon, ad hoc irgendwie irgendwo helfen zu können. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Thema „benachteiligte Bevölkerungsgruppen“ hochkomplex ist. Es ist gut, wenn man sich erfahrenen Organisationen anschließt, und das kann tatsächlich auch mit kleiner Zeit und kleinem Aufwand geschehen: Das Carpe Diem, die Tafel, die Flüchtlingshilfe mit ihren spezifischen Hilfsangeboten brauchen immer Hilfe!

Auch wir in der NEULAND Stiftung Wolfsburg suchen Menschen, die bei „Herz+Ohr“ anderen ein wenig von ihrer Zeit abgeben oder einen Teil der Stiftungsarbeit übernehmen möchten. Die Liste lässt sich lang fortsetzen. Ich sage immer: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Unsere letzte Frage dreht sich immer um die Werbung fürs Ehrenamt: Wie wichtig ist das Ehrenamt für unsere Stadt und wie kann man Menschen davon überzeugen, ein bisschen ihrer Zeit anderen zu schenken?

Viele nicht engagierte Menschen glauben, Engagement sei zeitraubend, belastend und im Übrigen nicht die eigene Aufgabe – es sei Aufgabe der Kommune, des Landes oder des Staates. Die Erfahrung zeigt aber, dass ehrenamtliches Engagement jung hält, Kontakte fördert und den eigenen Wert erkennen lässt, Man lernt dazu, bleibt geistig beweglich und erweitert den eigenen Horizont.

Ganz viele hoch aktuelle Dinge gerade im sozialen Bereich in unserer Stadt funktionieren nur, weil Ehrenamtliche sich immer und immer wieder engagieren. Wenn wir das Ehrenamt wegdenken würden, würde das soziale Gemeinwesen zusammenbrechen. Deshalb lohnt sich, einmal die eigene Prioritätenliste zu überdenken und an einer bestimmten Phase im Leben, wenn zum Beispiel die Kinder aus dem Haus sind, doch einmal ein paar Stunden Zeit für andere zu investieren. Die meisten sind überrascht, wieviel sie dafür zurückbekommen!

Daumen-Hoch fürs Ehrenamt mit Carmen Vasen - DRK

Frau Vasen, könnten Sie uns erzählen, wie Ihr Engagement beim Deutschen Roten Kreuz begonnen hat?
Gute Frage! Mein Engagement beim DRK begann in meiner Pubertät, als ich dem Jugendrotkreuz beigetreten bin. Anfangs trugen wir diese eher unansehnlichen blauen Hemden, aber heute ist das DRK in schicken roten T-Shirts unterwegs. In der Jugendgruppe stand Gemeinschaftssinn im Vordergrund, und wir lernten alles rund um das Thema Erste-Hilfe. Außerdem unternahmen auch Besuche ins Altenheim zur Weihnachtszeit, um den älteren Menschen eine Freude zu machen. Zu meinen schönsten Erinnerungen gehören aber die Zeltlager, die vom DRK immer in den Ferien angeboten worden sind.

Das klingt nach einer wunderbaren Anfangszeit. Wie hat sich Ihr Engagement im Laufe der Jahre entwickelt?
Als Jugendliche übernahm ich die Rolle einer Gruppenleiterin und erwarb die Juleica. Neben der Leitung der regelmäßigen Treffen der örtlichen Jugendrotkreuzgruppe organisierten wir kreative Bastelarbeiten für Weihnachtsbasare, um Geld für Ausflüge mit den Kindern zu sammeln. Derzeit ist meine Tochter auch beim Jugendrotkreuz aktiv, gerne begleite ich sie und biete Unterstützung in der Jugendarbeit an.

Gibt es neben Ihrer Rolle beim Jugendrotkreuz noch weitere Bereiche beim DRK wo Sie im Einsatz waren?
Ja, tatsächlich. Nach einer Weile wollte ich mehr tun und absolvierte verschiedene Ausbildungen, darunter die zum Sanitäter A und B, Erste-Hilfe am Kind und sogar eine Funkausbildung. In diesem Rahmen kam ich auch bei den sportlichen Großveranstaltungen bei den Fußball- und Eishockeyspielen zum Einsatz. Dabei habe ich sogar mal einen der Fußballspieler des VfLs verletzungsbedingt vom Platz tragen und dann in die Kabine bringen müssen – ein Ort, wo man als normaler Wolfsburger ja auch nicht mal eben so hinkommt. Natürlich hätte ich mir diesen Einblick unter erfreulicheren Umständen gewünscht…
Ich war bei diesen Einsätzen verantwortlich für die Sicherheit der Menschen und hatte sogar ein Funkgerät, das mir Zugang zu besonderen Bereichen verschaffte. Das war wirklich eine schöne Zeit. Allerdings haben solche Veranstaltungen damals immer sehr viel Zeit in Anspruch genommen, wir waren teilweise die Ersten und die Letzten am Stadion.

Das hört sich an als ob es da noch weitere spannende Geschichten zu erzählen gibt?
Oh ja, ich hatte da ein kurioses Ereignis. Wir wurden wegen eines Herren, welcher gestürzt sein soll, gerufen. Als wir dann ankamen, war der Mann ein wenig verblüfft. Er fragte mich, ob ich ein Engel sei. Das muss wohl an meinen blonden Locken, die ich damals hatte, gelegen haben. Wenn ich an diese Begegnung denke, muss ich bis heute schmunzeln (lacht).

Sie sagen selbst, dass diese Einsätze im Sanitätsdienst des DRK viel Zeit in Anspruch genommen haben. Engagieren Sie sich auch heute noch aktiv?
Derzeit unterstütze ich das Team des Ortsvereins Fallersleben, das aus etwa 30 aktiven Mitgliedern besteht. Bei den Blutspendeterminen gibt es vom Brotschmieren bis zur Betretung der Spender immer reichlich zu tun. Ich sitze meist am PC und erledige Verwaltungsaufgaben. 3-4-mal im Jahr bin ich bei den Blutspendenaktionen dabei. Zusätzlich nehme ich an den monatlichen Sitzungen teil, bei denen die Mitglieder die verschiedenen DRK-Aktionen besprechen.

Wir schließen unsere Interviews immer gerne mit der Frage wie man andere Menschen für das Ehrenamt begeistern kann. Haben Sie da eine Idee?
Die Eigeninitiative ist entscheidend. Es hilft den örtlichen Vereinen und Verbänden schon, wenn man die Veranstaltung um die Ecke einfach mal über seinen WhatsApp-Status teilt – das mache ich regelmäßig. Außerdem erzähle ich gerne von meinem eigenen Engagement, und meine Freundin konnte sogar ihre Tochter für das Jugendrotkreuz gewinnen.
Ansonsten überlegen auch wir beim DRK immer wieder, wie wir auch junge Menschen für das Ehrenamt bei uns gewinnen können. Zum letzten Sommerfest haben wir zum Beispiel mal einen Cocktailstand aufgebaut – das kam sehr gut an und wir sind mit vielen jungen Menschen darüber ins Gespräch gekommen.

Daumen-Hoch fürs Ehrenamt mit Feuerwehrfrau Nadine Kreipe

Frau Kreipe, im Vorgespräch erzählten Sie uns, dass Sie mit 10 Jahren bei der Feuerwehr Ehmen ihre Karriere als Feuerwehrfrau begonnen haben. Wie sind sie damals zur Feuerwehr gekommen?

Ich wurde damals von einer Betreuerin angesprochen, die mit ihrer Mutter und anderen Damen bei meiner Oma war, um die Erntekrone zu binden. Da hat sie mich gefragt, ob ich nicht mal Lust hätte vorbeizukommen und mir das mal anschauen mag. Gesagt, getan. Kurz darauf habe ich mir dann mal die Jugendfeuerwehr angeschaut und was soll ich sagen, es hat mir so gut gefallen, dass ich immer noch dabei bin. 

Heute sind Sie 23 Jahre alt, aber kann man das so sagen, immer noch stark mit der Jugendfeuerwehr verbunden?

Mit der Jugendfeuerwehr nicht mehr so stark, die habe ich mit 18 Jahren verlassen. Dafür war ich dabei, als die Kinderfeuerwehr in Ehmen am 26.09.2020 gegründet wurde. Dazu wurde ich von einer Kameradin und einem Kameraden gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dort mitzuwirken. Und da mir die Kinder- und Jugendarbeit sehr viel Spaß macht und wir so auch unseren Nachwuchs fördern können, war das gar keine Frage mehr, ob ich dabei bin. Die Kinderfeuerwehr ist für Kinder ab dem 6. Lebensjahr. Zwischen 10 und 12 Jahren haben sie dann die Möglichkeit, in die Jugendfeuerwehr überzutreten.  In der Kinderfeuerwehr geben wir den Kindern einen ersten Einblick in die Feuerwehr, lernen gute und schlechte Eigenschaften vom Feuer, das richtige Verhalten im Brandfall und auf der anderen Seite gibt es dann noch Dienste rund um Spiel und Spaß. 

Neben Ihrem Einsatz in der Einsatzabteilung und der Jugendarbeit haben Sie 2021 auch noch weitere administrative Aufgaben wie z.B. die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der örtlichen Feuerwehr übernommen. Warum ist Ihnen das Engagement in diesem Bereich, welches ja nicht mehr so viel mit klassischer Feuerwehrtätigkeit zu tun hat, so wichtig?

Ich habe mich damals für das Amt als Schriftführerin und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aufstellen lassen, da ich so die Möglichkeit bekommen habe, mich noch mehr in der Feuerwehr einzubringen und zu engagieren. Gerade im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hatten wir noch ein wenig Ausbaubedarf. Aber wie man da so schon sagen kann, mehr geht dort immer. Um auch die jüngere Generation zu erreichen, haben wir 2022 zusätzlich zu Facebook auch mit Instagram gestartet. Auf diesen Plattformen berichten wir über unsere Einsätze, geben Einblicke in Dienste, sowie in die Kinder- und Jugendarbeit als auch in die Brandschutzerziehung. Aber nichtsdestotrotz möchten wir den Leuten einen Einblick in das Geschehen Feuerwehr geben und dass dort mehr dahintersteckt als nur Einsätze. Und diese dann vielleicht sogar für dieses Ehrenamt zu begeistern und neue Mitglieder im Aktiven als auch im fördernden Bereich zu gewinnen. 

Bild der Feuerwehrfrau Nadine Kreipe

Wir schließen unser Interview immer gerne mit der Frage, wie Sie andere vom Ehrenamt überzeugen. Wenn Sie also morgen mit einem Bekannten am Tisch sitzen und über die Feuerwehr ins Gespräch kommen, was würden Sie ihm bzw. ihr sagen, was Ihnen an Ihrer Arbeit in bei der Freiwilligen Feuerwehr am meisten Freude macht? Und warum lohnt es sich einmal selbst vorbeizuschauen?

Feuerwehr ist mehr als nur ein normales Hobby. Man lernt unfassbar viele neue und nette Leute kennen, die Kameradschaft ist einzigartig, denn im Einsatzfall weiß man, dass man sich auf seine Leute verlassen kann. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Entweder bei uns in der eigenen Wehr, auf Stadt- oder auf Landesebene. Und wer möchte, kann sich zusätzlich in einen der verschiedenen Bereiche mit einbringen, wie z.B. als Gruppenführer, im Gerätewesen, in der Kinder- oder Jugendarbeit oder aber auch in der Brandschutzerziehung. Somit ist für jeden etwas dabei!

Im interview: Gabriele Wenzel hilft viermal die Woche in der örtlichen Kleiderkammer

Gabriele WenzelFrau Wenzel, wie sieht der typische Wolfsburger bzw. die Wolfsburgerin aus, die die Kleiderkammer besuchen?
(Lacht) Den gibt es tatsächlich gar nicht. Bei uns sind alle Menschen willkommen. Wir überprüfen keine Bedürftigkeit, sondern freuen uns einfach, wenn die gut erhaltenen Kleidungsstücke wieder getragen werden und nicht im Müll landen. Und einen gut erhaltenen Wintermantel für drei Euro – wo gibt’s das sonst?


Das klingt nicht nur sozial, sondern auch sehr nachhaltig. Wie sind Sie zu ihrem Engagement in der Kleiderkammer denn gekommen?
Als 2015 die Flüchtlingskrise unsere mediale Berichterstattung prägte, da dachte ich „da kannst du doch auch helfen!“ Wissen Sie, ich bin Rentnerin und den ganzen Tag nur zuhause zu sein ist mir viel zu langweilig. Deshalb gehe ich meist vier Tage die Woche in die Kleiderkammer und bin dann meist drei bis vier Stunden im Einsatz.


Wie können wir uns denn so einen typischen Tag von Ihnen in der Kleiderkammer vorstellen?
Das kommt darauf an, wo ich eingesetzt bin. An einigen Tagen sortieren wir nur die neu reingekommene Ware – da unterscheiden wir zunächst, was überhaupt noch verwendbar ist und was gleich in den Müllcontainer kommt. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen da ein wenig mehr an unsere Besucher denken und nur das weitergeben, was sie selbst auch noch tragen würden und nichts was Löcher, Flecken oder ähnliches aufweist.
An manchen Tagen wird die Kleiderkammer aufgeräumt und Dinge, die schon lange in den Regalen liegen, aussortiert. Ab und an bin ich auch in der Warenausgabe und helfe dann zum Beispiel Familien, die passenden Kinderschuhe in den Regalen zu finden.


Haben Sie ein besonderes Erlebnis aus den letzten acht Jahren, von dem Sie uns erzählen wollen?
Ach, spontan fällt mir da gar nichts ein. Ab und an bekommen wir vor allem aus Haushaltsauflösungen kuriose Dinge auf den Tresen – sei es ein Blouson aus Ballonseide oder ein Nerzmantel. Sowas trägt natürlich heute keiner mehr, aber oft fühlt es sich wie eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit an, diese Dinge aus den Kisten auszupacken.


Wir beenden das Interview immer gerne mit unserer Standardfrage: Wenn Sie sich mit jemanden aus dem Bekanntenkreis unterhalten und dieser Ihnen verrät, dass er oder sie mit dem Gedanken spielt, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren. Was würden Sie ihm bzw. ihr mitgeben?
Dass es für jeden das passende Ehrenamt gibt! Ich habe Freundinnen, die mir schon gesagt haben, „Ich könnte das nicht, mit meinen Händen anderer Leute dreckiger Klamotten sortieren.“ Die engagieren sich nun eher in der Kultur- oder Hospizarbeit. Meinen Lebensgefährten habe ich zum Beispiel überzeugt, doch bei der Tafel mitzuhelfen. Dort geht er nun einmal die Woche hin und hilft beim Lebensmittelportionieren – und das mit 80!

Im Interview: Jan Sprenger engagiert sich als Doppelmitglied gleich in zwei Feuerwehren

Herr Sprenger, im Vorgespräch berichteten Sie, dass Sie bereits seit mehr als 30 Jahren Feuerwehrmann sind. Seit ein paar Jahren nun sogar als sogenanntes Doppelmitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte. Was versteht man darunter?

Ich bin stellvertretender Ortsbrandmeister an meinem Wohnort Hemkenrode und damit eigentlich gut eingespannt. Vor einigen Jahren gab es dann allerdings eine Gesetzesänderung, die es ermöglicht neben dem Einsatz als Feuerwehrmitglied in der Heimatgemeinde, sich auch noch am Arbeitsort im Einsatzgeschehen zu engagieren. Da ich als ausgebildeter Atemschutzträger (AGT) eine besondere Ausbildung habe, die nicht so weit verbreitet ist, dachte ich, dass ich mich gut hier an meinem Arbeitsort in Wolfsburg zusätzlich einbringen könnte. Mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte vor 7 Jahren bin ich also auch hier im Stadtgebiet bei den Einsätzen dabei!

Welche Ausbildung muss man bei der Feuerwehr denn absolvieren, um „schweren Atemschutz“ tragen zu können? Sind Sie dann im Zweifel derjenige, der in das brennende Haus reinläuft?

Neben der Grundausbildung habe ich eine Funkerausbildung und die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger absolviert. Hier gibt es besondere gesundheitliche Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen (z.B. ein ausreichendes Lungenvolumen etc.) und dann gibt es einen theoretischen und praktischen Abschnitt mit anschließender Prüfung. Die Tauglichkeit als Atemschutzgeräteträger wird auch jährlich überprüft!

Und das brennende Haus?

(Lacht) also als Gruppenführer koordiniere ich eigentlich eher wer von den Kameraden wann in das brennende Haus läuft, aber na klar: Im Ernstfall laufe auch ich rein. Was die wenigsten außerhalb der Feuerwehr wissen ist aber, dass sich ein Großteil der Feuerwehrtätigkeit heute nicht mehr auf die Brandbekämpfung entfällt. Bei unseren Einsätzen übernehmen wir meisten technische Hilfeleistungen, d.h. Bergung oder Aufräumarbeiten bei Verkehrsunfällen leisten, oder die Infrastruktur schützen bzw. wiederherstellen nach schweren Unwetterlagen (z.B. Sturm oder massive Regenfälle).

Die Großbrände, wie man sie aus Zeitung oder Fernsehen kennt, sind heute relativ selten geworden, aber wenn ist der Atemschutz unabdingbar. In unseren Wohnungen und Häusern sind heutzutage so viele Chemikalien verbaut bzw. in der Einrichtung enthalten, dass Menschen eher weniger Gefahr laufen wirklich zu verbrennen, sondern eher an den Gasen der entweichen Giftstoffe beim Brand ersticken. Da ist der Atemschutz natürlich unabdingbar!

Welcher Einsatz aus ihrer bisherigen Feuerwehrlaufbahn ist Ihnen denn am meisten in Erinnerung geblieben?

Ich bin einmal mit der „Kreisbereitsschaft Wolfenbüttel“ zu einer Übung Richtung Magdeburg auf einem Militärgelände aufgebrochen. Ich fuhr dort das Leitfahrzeug und hinter uns fuhren 43 Feuerwehrfahrzeuge, das war schon beeindruckend! Auch die Übung war in diesem Ausmaß nicht nur logistische Herausforderung, sondern hat mich auch stolz gemacht, Mitglied in einem Verbund zu sein, der so gut organisiert ist und hervorragend auf die gemeinsame Zusammenarbeit abgestimmt ist.  

Stellvertretender Ortsbrandmeister mit Atemschutzausbildung und zusätzlichem Engagement als Doppelmitglied hier in Wolfsburg. Wie vereinbaren Sie all das mit Beruf und Privatleben?

Das weiß ich manchmal auch nicht (lacht). Natürlich macht es die Sache einfacher, dass ich hier in Wolfsburg nur geringfügige Dienste absolvieren muss und sonst nur im Einsatzfall dabei bin. Beruflich halten mir meinen beiden Geschäftspartnerinnen den Rücken frei. Meine Hauptausbildung mache ich in meiner Heimatgemeinde, wo die Wege für mich entsprechend kurz sind. Außerdem sind meine Kinder mittlerweile groß und so bleibt mehr Zeit für mein Hobby: Feuerwehr!

Zuletzt unsere Standardfrage: Wenn Sie sich mit jemanden aus dem Bekanntenkreis unterhalten und dieser Ihnen verrät, dass er oder sie mit dem Gedanken spielt, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren. Was würden Sie ihm bzw. ihr mitgeben?

Da ich auf dem Dorf wohne, komme ich naturgemäß schnell mit neuen Einwohnerinnen und Einwohner in Kontakt. Diesen biete ich aktiv an, sich doch bei uns zu engagieren und so Teil einer tollen Dorfgemeinschaft zu werden! Ansonsten gilt: Einfach mal ausprobieren – es kostet ja nichts, denn den Helm zahlt der Bürgermeister 🙂

IM INTERVIEW: INGO BOTHE SCHWIMM- UND RETTUNGSSCHWIMMAUSBILDER BEI DER DLRG

Ingo BotheHerr Bothe vielen Dank, dass Sie sich Zeit für unser Gespräch nehmen. Ich bin mir sicher, fast jeder kennt die gut sichtbaren DLRG Türme an unseren örtlichen Badeseen. Wie sieht ihr Engagement bei der DLRG aus?

Ich unterstütze zwei mal in der Woche im Bereich der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung. Und das über alle Stufen und Altersgruppen hinweg: von Seepferdchen-Kursen bis hin zu Rettungsschwimm-Kursen. Neben dem bin ich auch Sporttauchlehrer für vier Tauchsportverbände.

Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich habe durch meine andere Leidenschaft, dem Sporttauchen, die Lust am Ausbilden gewonnen. So bin ich Sporttauchlehrer für verschiedene Verbände geworden und habe durch meine Mitgliedschaft bei der DLRG Lust bekommen, auch bei der Ausbildung „auf“ dem Wasser zu unterstützen.

Übrigens suchen wir immer nach tatkräftigen Unterstützern und jenen dies es auch erst noch werden wollen! Sprecht uns – die Jungs und Mädels in Rot – einfach an, oder schaut im Internet auf wolfsburg.dlrg.de.

Die DLRG schreibt auf Ihrer Homepage, dass 2022 mindestens 355 Menschen in Deutschland ertrunken sind. Die DLRG und viele anderen Institutionen leisten hier u.a. durch die angebotenen Schwimmkurse Präventionsarbeit. Was sind denn aber, neben fehlenden Schwimmkenntnissen, sonst noch Gründe für derartige Unfälle?

Während bei Kindern oft fehlende Schwimmkenntnisse Ursache eines Ertrinkungsunfalls sind, sind bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen oft die Selbstüberschätzung, teils auch durch den Konsum von Alkohol oder andern Substanzen hervorgerufen, schuld. Bei älteren Verunfallten spielen meist internistische Grunderkrankungen eine wesentliche Rolle.

Wie können Eltern, die aktuell auf einer Warteliste für einen Schwimmkurs stehen, ihre Kinder auf den Kurs vorbereiten? Haben Sie Empfehlung für eine bestimmte Übung bzw. Ausrüstung (z.B. Schwimmflügel), um schon erste Übungen zu machen?

Ohja! Die Angst vor Wasser in den Augen ist mit Abstand, neben dem Zurückschrecken vor etwas kühlerem Wasser, die größte Herausforderung in den Schwimmkursen. Die Kinder sollten so früh wie möglich lernen, Wasser in den Augen zuzulassen. Und damit kann man schon sehr früh anfangen: Achtet bei jedem Duschen oder Baden darauf, dass euren Kindern das Wasser von oben über den Kopf und das Gesicht läuft. Kleine Eimer, Schüsseln oder Gießkannen motivieren zusätzlich. Geht ins Schwimmbad und strampelt und spritzt mit Wasser! Durch das spritzende Wasser gewöhnen sich die Kinder an den Reiz des Wassers und den Kältereiz. Lasst eure Kinder kleine Gegenstände aus brusttiefen Wasser „herauftauchen“. Dabei auch üben, dass die Augen offen sind. Lasst sie im Wasser mit dem Mund blubbern. Beispielsweise könnten sie einen Tischtennisball vor sich her „blubbern“.

Vielen Dank für die Tipps! Zum Abschluss des Interviews würden wir gerne wissen, was Sie antworten, wenn Sie im Bekanntenkreis angesprochen werden, warum Sie sich die Zeit nehmen, sich im ohnehin schon stressigen Alltag noch ehrenamtlich zu engagieren?

Dies ist mein Gegenpol für meinen beruflichen Alltag. Das Lächeln eines Schwimm- oder auch Tauchschülers, wenn dieser plötzlichen Schwimmen oder Tauchen kann, ist immer ein überwältigendes Gefühl der Freude für mich.

Interview mit pia hähnel - sie hat eine selbsthilfegruppe für eltern von sternenkindern ins leben gerufen

Pia Hähnel

Frau Hähnel, Sie haben sich persönlich an unseren Oberbürgermeister gewandt, mit der Bitte ihre Selbsthilfegruppe auf seiner Facebookseite vorstellen zu dürfen. Woher kam diese Idee?

Mein Mann hat Herrn Weilmann persönlich kennengelernt im Rahmen einer Veranstaltung unseres örtlichen Kegelvereins, wo Herr Weilmann ein Grußwort gehalten hat. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, ihn einfach mal anzuschreiben, damit er mir helfen kann meiner Herzensangelegenheit mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.

Ich habe mich dazu auch schon an die örtlichen Zeitungen gewandt, worauf eine ausführliche Berichterstattung erfolgte. Ich erhoffe mir durch die Öffentlichkeitsarbeit das Thema „Sternenkinder“ mehr in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Es ist leider immer noch ein Tabuthema, womit ­­­­­­betroffene Eltern und Familien oft auf hilfloses Schweigen bei ihrem Gegenüber treffen. Das möchte ich gerne ändern!

Wie lange engagieren Sie sich denn schon für Betroffene?

Puh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten und setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. 2015 habe ich angefangen für Sternenkinder und Frühgeborenen zu nähen. 2016 verstarb mein Neffe Ben nach nur 9 Tagen an einem schweren Herzfehler und als ich dann 2021 selbst meine Tochter in der Schwangerschaft verloren habe, habe ich mein Engagement ausgeweitet. Seit Juni 2022 habe ich dann durch weitere Kontakte zu anderen Sterneneltern und das Nähen und Erinnerungen schaffen gemerkt, dass ich damit mehr in die Öffentlichkeit gehen möchte. Und eben auch die Gruppe gründen möchte. Erst als „fixe“ Idee und nach dem Teilnehmen bei der Stillen Wiege folgte dann die Umsetzung.

Mit dem Gründungstreffen am 24. Juli startet bald meine Selbsthilfegruppe „Sternenglanz“. Außerdem unterstütze ich schon länger das Projekt der Sternenbänder, welches von Nadja Frank initiiert wurde. Diese Armbänder dienen als Erkennungszeichen für Sterneneltern und sollen bei Bedarf die Kontaktaufnahme erleichtern, oder einfach das Gefühl geben, mit diesem Schicksal nicht alleine zu sein.  Mehr Informationen dazu gibt es unter: www.sternenband.de

Wie können betroffene Eltern mit Ihnen Kontakt aufnehmen und wie sieht dann Ihre konkrete Hilfe aus?

Ich bin tagsüber ab 9 Uhr gut unter der Handynummer 01523 6333150 zu erreichen, gerne auch über WhatsApp. Außerdem findet man mich über meinen Instagramaccount pias_handgemenge.

Durch meine eigene Betroffenheit kann ich den Eltern nicht nur mein offenes Ohr anbieten, sondern deren Schmerz nachempfinden. Viele Fragen, die sich die Mütter und Väter stellen, habe auch ich mir gestellt und auf ein paar habe ich mittlerweile eine gute Antwort gefunden. Natürlich lade ich die Eltern auch in die Selbsthilfegruppe „Sternenglanz“ ein, habe aber auch Verständnis, dass dieses Angebot nicht für Jeden das Richtige ist. In einem Vorabgespräch lassen sich meist aber konkrete Ängste, oder Vorurteile über den Besuch bei uns ausräumen. Wichtig ist mir auch zu sagen, dass auch wenn die Gruppe in den Räumen der Kirche stattfindet, man keiner Konfession angeschlossen sein muss. Jeder ist gern gesehen, egal wie lang oder kurz der Verlust her ist.

Auch soll die Nummer gerne als direkte Kontaktaufnahme unmittelbar nach dem Verlust dienen. Viele SternenkinderEltern wissen erstmal nicht, wo sie anfangen sollen, was gemacht werden muss, was erlaubt ist, angefangen bei der Möglichkeit der Geburt bis hin zur Beerdigung und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Deshalb wäre mein Wünsch quasi von „Anfang an“ kontaktiert zu werden, einfach um helfen zu können.

Was würden Sie Freunden und Bekannten im Umgang mit betroffenen Eltern raten? Meist geht mit dem Thema „Sterben von Kindern“ eine große Hilf- und Sprachlosigkeit des gesamten Umfeldes der Betroffenen einher, oder?

Leider ist das so. Es ist wichtig, betroffene Eltern in ihrem Empfinden und ihren Gefühlen ernst zu nehmen, ohne etwas kleinzureden, zu relativieren oder zu bewerten. Auch die Mama, die ihr Kind in der 7. Schwangerschaftswoche oder eher verloren hat, hat ein Recht traurig zu sein, ohne relativierende Ratschläge zu bekommen wie: „Ihr könnt ja noch ein Kind bekommen!“, „Es war doch noch so klein.“, „Wer weiß wofür es gut war, vielleicht war es krank.“ oder ähnliches.

Das Beste, was man für betroffene Eltern in dieser Situation tun kann, ist da zu sein und die Trauer mit auszuhalten – ganz egal wie lange sie dauert!

Natürlich weiß ich, wie schwer das ist. Es ging mir auch schon so, dass mir manchmal die richtigen Worte gefehlt haben. Bitte habt den Mut einfach ehrlich zu sein und zuzugeben, dass diese Ungerechtigkeit und dieser Verlust des jungen Lebens Euch überfordert und ihr nicht wisst, was ihr jetzt sagen sollt.  Niemand kann den Verlust eines Kindes wiedergutmachen, aber man kann ihn „mit aushalten“. Wer das schafft, der hilft schon ungemein!

An dieser Stelle fragen wir ehrenamtlich Engagierte meist nach einer Art „Werbung“ für ihr ehrenamtliches Ehrenamt. Dies erscheint an dieser Stelle aber unpassend. Vielleicht könnten Sie uns trotzdem erzählen, ob und wie Sie das Engagement für Sterneneltern ganz persönlich bereichert?  

Als selbst Betroffene ist es heilsam, anderen betroffenen Eltern zu helfen und ihnen Mut zu machen. Auch ich hätte mir damals jemanden gewünscht, an den ich mich wenden kann und der nicht nur berät, sondern ganz genau weiß, wie es mir gerade geht.  

Zusätzlich hilft es mir selbst natürlich auch, denn wenn es mir gelingt, das Tabuthema „Sternenkinder“ mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Nur dann wird es immer mehr Menschen geben, mit denen ich ganz normal über meine verstorbene Tochter „Rosalie“ sprechen kann, ohne lediglich auf betroffene Blicke oder hilfloses Schweigen bei meinem Gegenüber zu treffen. DAS ist das größte Geschenk, was man uns Sterneneltern machen kann – ehrliches Interesse an unseren Kindern.

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Interview mit Pascal Duschek -
er unterstützt die "Fachgruppe Räumen" des wolfsburger THW

Pascal DuschekHerr Duschek, wie kamen Sie zu ihrem Ehrenamt?

Ich war in meiner Jugendzeit bereits in der Jugendfeuerwehr aktiv. Irgendwann passte es privat und arbeitsbedingt nicht mehr so richtig und ich bin durch einen Freund auf das THW Wolfsburg aufmerksam geworden. Mit 17 sind wir dann zu einem Schnuppertag gegangen und es hat uns beiden so gut gefallen, dass wir kurz nach unserem 18. Geburtstag beigetreten sind!

Was machen Sie denn genau beim THW und was fasziniert sie an dieser Art von Ehrenamt?

Ich bin in der Fachgruppe „Räumen“ tätig. Unsere Aufgaben ist es, mit schwerem Gerät Straßen freizuräumen oder Gebäude einzureißen, um den Weg für die anderen Einsatzkräfte freizumachen. Wir kommen auch schon mal bei schweren Stürmen zum Einsatz, um umgefallene Bäume von den Straßen zu holen oder ähnliches. Bei meiner Tätigkeit beim THW fasziniert mich vor allem das Arbeiten mit der Technik und den großen Maschinen! Außerdem tut es gut, dann mitzuhelfen, wenn es richtig „brennt“.

Gibt es denn Einsätze, die Ihnen in ihrer zehnjährigen Einsatzzeit besonders in Erinnerung geblieben sind?

Besonders bewegt hat mich 2021 mein Einsatz im Ahrtal. Ich war damals zwei Wochen vor Ort und habe im Zentrallager des THW geholfen. Von dort aus wurden die Einsatzkräfte versorgt, die dann so richtig „vor Ort“ geholfen haben. Als wir dann abends zusammen im Bereitstellungsraum saßen und die teils jahrzehntelang erfahrenen Kollegen von ihren Eindrücken aus den betroffenen Gebieten erzählt haben, das war schon sehr bewegend. „Sowas habe ich in all den Jahren beim THW noch nicht gesehen“, sagte einer der Männer, der in seiner Einsatzzeit sicherlich schon so einiges gesehen hat. Und selbst diese Schilderungen konnten mich nicht darauf vorbereiten, was ich gefühlt habe, als ich einige Tage später selbst in Aweiler direkt vor Ort war und das ganze Ausmaß der Zerstörung gesehen habe. Das sind Eindrücke, die vergisst man nicht…

Zusätzlich zu Ihrem Ehrenamt beim THW sind Sie auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Ehmen aktiv. Wie vereinbaren Sie diese beiden Ehrenämter, die ja schon sehr zeitintensiv sind, mit Beruf, Freizeit und Freunden?

Es gehört schon eine gute Organisationsfähigkeit dazu, um allem gerecht zu werden, aber die zwei Dienste im Monat bei der Feuerwehr und dem THW kriege ich immer gut unter. Und im tatsächlichen Katastrophenfall werde ich für den Einsatz ja von meinem Arbeitgeber freigestellt.

Herr Duschek vielen Dank, dass Sie sich für unsere Fragen Zeit genommen haben. Mich würde abschließend interessieren, was Sie denken, was Menschen „verpassen“, die sich noch nie ehrenamtlich engagiert haben?Die unglaubliche Dankbarkeit, die die Menschen einem entgegenbringen im Einsatz! Allein dafür lohnt es sich schon. Und es muss ja auch nicht immer gleich das THW sein – auch im Kleinen kann man viel Gutes tun. Das kann im Alltag mit kleinen Gesten anfangen, wie z.B. der alten Dame mal unter die Arme zu greifen, um die schwere Einkaufstüte ins Auto zu tragen!

Interview mit Katharina Zachow -
sie engagiert sich gemeinsam mit hund balou im besuchshundeteam

Katharina Zachow mit ihrem Hund Balou

Frau Zachow, seit wann engagieren Sie sich bereits ehrenamtlich beim Besuchshundeteam und wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen mitzumachen?

Ich hatte damals zunächst einen Zeitungsartikel über die Arbeit eines Besuchshundeteams gelesen. Als ich dann einige Tage später auf der Hunderunde mit einer Heiligendorferin ins Gespräch kam, die mir erzählte, dass sie sich mit ihrem Hund für die Ausbildung angemeldet hatte, da stand mein Entschluss fest: Balou und ich wollten uns an die lange Ausbildung wagen! Diese schlossen wir dann mit der Prüfung 2019 erfolgreich ab. Fast fünf Jahre sind wir nun offiziell im Einsatz.

Das klingt spannend! Kann denn grundsätzlich jede bzw. jeder Hundehalter/in mit seinem Vierbeiner diese Ausbildung machen?

Grundsätzlich schon, aber der Hunde sollte dafür einen gewissen Grundcharakter mitbringen, d.h. er sollte ein eher ruhigerer Vertreter sein, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt und natürlich keinerlei aggressives Verhalten zeigen! Es gibt dabei auch eine Altersgrenze: Der Hund muss mindestens zwei Jahre und maximal 7 Jahre alt sein, damit Grunderziehung und –charakter bereits gefestigt sind und sich die lange und dadurch auch teure Ausbildung lohnt.
Ca. 125 Stunden dauert die Ausbildung mit anschließender Prüfung zum Besuchshundeteam für Hund und Herrchen bzw. Frauchen. Diese Zeit muss man vorab investieren, bevor es mit dem ersten Einsatz überhaupt losgehen kann. Mittlerweile ist diese Ausbildung auch ESAAT zertifiziert.

Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich einen Besuch der offiziellen DRK Homepage. Hier ist alles nochmal genau beschrieben: https://www.drk-wolfsburg-mitte.de/angebote/therapiehunde/ausbildung.html

Erinnern Sie sich noch an ihren ersten Einsatz mit Balou?

Na klar! Unseren ersten Einsatz hatten wir in der Kita Heiligendorf in einer kleinen Turnhalle mit rund 10 Kindern. Alle saßen erwartungsvoll auf den Bänken und Balou legte sich brav zu den Füßen der Kinder hin. Ich gab den Kindern Tipps im täglichen Umgang mit Hunden und beantwortet viele Fragen. Nach und nach nahmen immer mehr der Kinder Kontakt zu Balou auf, und viele trauten sich dann auch, ihn zu streicheln und ein Leckerli zu geben.

Wir arbeiten hier sehr spielerisch, um Berührungsängste abzubauen und so die Kinder mit dem Hund in Kontakt zu bringen. Ich weiß noch, dass ich nach unserem Einsatz sehr stolz auf Balou, aber auch die Kitakinder war, weil es so gut geklappt hatte!

Das klingt, als ob Sie mit Ihrer Arbeit wichtige Aufklärungs- und Präventionsarbeit in den Kindergärten leisten. Worum geht es denn bei ihren Besuchen im Seniorenheim?

Das ist richtig! Bei der Arbeit mit den Kindern geht es darum, den Kindern natürliche Verhaltensweisen der Hunde näherzubringen. Ich erkläre Ihnen z. B. dass der Hund, wenn er ihre Hand mit der Schnauze berührt, es nicht böse meint, sondern es seine Art ist, dem Kind „Hallo“ zu sagen, indem er es beschnuppert.

Bei unseren Besuchen im Seniorenheim steht die Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern die Kontaktaufnahme der Senioren mit Balou. Viele genießen den körperlichen Kontakt mit dem Hund sehr und bei Vielen werden durch die Begegnung Erinnerungen von früher wieder lebendig. Die Menschen erzählen dann oft von wichtigen Begegnungen mit Tieren in ihrem Leben.

Ich glaube, diese Besuche schenken den Bewohnerinnen und Bewohnern viel Lebensfreude, zumindest lassen sie uns immer nur sehr ungern wieder gehen (lacht).

Wie groß ist denn das Wolfsburger Besuchshundeteam und wie kann man Kontakt mit Euch aufnehmen?

Unser Team besteht aus rund 30 Mensch-Hundepaaren. Mit dabei sind auch Teams aus der Wolfsburger Umgebung, sodass wir auch Einsätze über die Stadtgrenzen hinaus wahrnehmen. Koordiniert wird das alles durch die DRK Stadtmitte und dort ist Frau Weiler, die Ansprechpartnerin die unsere Einsätze organisiert.

Was war Ihr bislang schönster Einsatz?

Puh, das ist eine schwierige Frage! Aber ich bin immer noch sehr stolz auf Balou, als wir es gemeinsam geschafft haben, einem Mädchen seine große Angst vor Hunden zu nehmen. Ihre Angst vor Hunden hatte damals so große Auswirkungen auf ihren Alltag, dass sie sich nicht traute, alleine zur Schule zu gehen aus Angst, einem Hund auf dem Weg zu begegnen.
Die Eltern hatten damals um Hilfe gebeten und im Rahmen von zehn Einzeltreffen konnten Balou und ich so intensiv mit dem Mädchen arbeiten, dass es vom Abschlusstreffen sogar ein gemeinsames Foto von den beiden gibt – auf dem das Mädchen lächelt! Ihre Eltern berichteten mir, dass sie sich durch unsere gemeinsame Arbeit mittlerweile alleine auf den Schulweg traut.

Generell ist das Schönste an unseren Einsätzen die strahlenden Augen und die Dankbarkeit, die uns klein und groß entgegenbringen!

Frau Zachow, zum Abschluss unseres Interviews: Wo sehen Sie den größten Bedarf in unserer Stadt an ehrenamtlichen Engagement und was würden Sie Freunden raten, die noch unentschlossen sind, ob sie sich auch einmal ehrenamtlich engagieren sollen?

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Besuchsdienste in Seniorenheimen sehr gewinnbringend für die Menschen sind, die dort leben. Ich habe das Gefühl, dass viele einsam sind und sich über ein Gespräch auch mal abseits des Pflegeteams freuen. Mit einem offenen Ohr oder ein wenig Zeit für ein gemeinsames Gesellschaftsspiel kann man dort viel Gutes tun!

iNTERVIEW MIT kRISTIN mSAKNI -
sIE ENGAGIERT SICH für Flüchtlinge

Interviewpartnerin Kristin MsakniFrau Msakni, wie sind Sie dazu gekommen sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren?

Als 2015 im Rahmen der großen Flüchtlingswelle so viele Menschen in Deutschland Zuflucht gesucht haben, da dachte ich mir „da musst du doch auch helfen!“. Also meldete ich mich freiwillig und half zunächst im Rahmen der Hand-in-Hand Initiative des Integrationsreferates im Flüchtlingsheim in der Suhler Straße (Westhagen) bei der Betreuung und Versorgung der Frauen, Männer und Kinder. Gleichzeitig wurde ich auf die Caritas aufmerksam und engagierte mich fortan auch dort.

Wie sieht ihr Engagement ganz konkret aus?

Zum einen unterstütze ich das Projekt der Stadt „Hand in Hand Wolfsburg“. Es richtet sich an die Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die aufgrund der sprachlichen Barrieren Hilfe im Alltag benötigen. Hier übernehmen meine Kollegen und ich oft Dolmetschertätigkeiten und begleite sie zu Ärzten, oder zu Behörden.

Zusätzlich engagiere ich mich seit einigen Jahren bei der „Karibu-Frauengruppe“ der Caritas. Mittlerweile kommen in unregelmäßigen Abständen bis zu 40 Frauen zu den Gruppentreffen. Innerhalb der Gruppe können sich die Frauen untereinander austauschen. Zusätzlich beraten wir sie zu den Themen Erziehung, Kinderbetreuung, Behördenangelegenheiten etc.

Ab und an unternehmen wir, jetzt wo Corona es wieder zulässt, auch gemeinsame Ausflüge und Aktivitäten im Stadtgebiet und dem Umland.

Wie erfahren die Frauen denn von dem Angebot?

Zu Beginn haben wir ganz klassisch Flyer in den Flüchtlingsheimen verteilt, um das Angebot bekannt zu machen. Mittlerweile schätzen die Frauen unsere Gruppentreffen sehr und sind sehr dankbar für unsere Hilfe. Sowas spricht sich rum. Außerdem haben mittlerweile fast alle meine Handynummer. Die wird dann bei Bedarf auch an anderen Frauen mit Unterstützungsbedarf weitergegeben;-)

Das klingt so, als ob Ihr Engagement etwas ist, dass man nicht immer so einfach ablegen kann, wenn man wieder nach Hause geht?

Nein… Ich habe auch schon einmal eine Frau nachts in die Notaufnahme begleitet, weil ich dachte „sie hat ja sonst niemanden“. Meine Tochter habe ich dafür spontan bei der Nachbarin untergebracht. Generell ist es so, dass ich, durch das Vertrauensverhältnis, was sich zwischen mir und den Frauen mit der Zeit aufbaut, auch viel über Ihre Vergangenheit erfahre. Da sind oft schlimme Schicksale dabei. Das kann man nicht so einfach wieder vergessen, wenn man später zuhause auf dem Sofa liegt.

Woraus ziehen Sie über all die Jahre täglich ihre Motivation um zu helfen?

Ich gebe zu, dass ich schon manchmal darüber nachgedacht habe aufzuhören, weil mich die traumatischen Erlebnisse der Frauen belasten. Aber dann bekomme ich von ihnen regelmäßig das Feedback, wie sehr sie unsere Treffen schätzen und dass z. B. die empfohlene Beratungsstelle ihnen sehr geholfen hat. Letztens hat mir eine der Frauen stolz erzählt, dass sie den Hauptschulabschluss geschafft hat. Ich habe ihr gut zugeredet, sich doch auch am Realschulabschluss zu versuchen. Solche Momente sind es, für die ich immer weitermache!

Was würden Sie sich wünschen für die zukünftige Flüchtlingsarbeit in Wolfsburg?

Mehr Anerkennung und mehr Engagement in der Bürgerschaft! Ich glaube, dass wirklich Integration der Frauen, Männer und Kinder nur dann funktionieren kann, wenn alle mit anpacken. Wer sich hier engagieren möchte, der sollte einmal Kontakt mit dem Integrationsreferat aufnehmen, die wissen genau wo Hilfe in der Flüchtlingsbetreuung gebraucht wird!

Anmerkung der Redaktion: 

Das Integrationsreferat erreichen Sie per E-Mail unter: sekretariat.integrationsreferat@stadt.wolfsburg.de

Interview mit Sebastian Gradtke -
Freiwillige Feuerwehr Heiligendorf

Bild Sebastian Gradtke bei der freiwilligen Feuerwehr

Wo engagieren Sie sich in Ihrem Ehrenamt und wie sind Sie dazu gekommen?

Seit 2001 engagiere ich mich in der Freiwilligen Feuerwehr. Zunächst in der Jugendarbeit und nun übernehme ich einige Führungsaufgaben sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Zudem habe ich bis zu Beginn der Pandemie in der Kirchengemeinde Jugendarbeit bei Ferienveranstaltungen organisiert und mit Freunden die Heiligendorferjungs, eine Art „Junge Gesellschaft“ zur Unterstützung der Dorfgemeinschaft gegründet.

 Was war Ihr schönstes Erlebnis im Rahmen Ihres ehrenamtlichen Engagements, bzw. was macht Ihnen an Ihrem Ehrenamt am meisten Freude?

Ich war 10 Jahre Jugendfeuerwehrwart und viele „meiner“ Kinder sind heute in der Feuerwehr und weiter aktiv  für ihr Dorf. Natürlich auch im Einsatz macht es mich stolz, dass wir gemeinsam die Aufgaben bewältigen und ich vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten und das Engagement habe.

Ich bin froh, dass wir als Feuerwehr so ein positives Bild präsentieren können und ab und an hören: „Die Heiligendorfer wieder“!

Wie gut lässt sich die Tätigkeit Ihres Ehrenamtes mit Beruf und Familie vereinbaren?

Feuerwehr ist nur teilweise planbar. Ausbildung und Veranstaltungen sowie Sitzungen füllen den Terminkalender. Das kann aber jeder gestalten, wie er mag. Ich bin da reingewachsen und möchte die Zeit auch investieren.

Beruf und Familie stecken manches Mal in dem Teil zurück, der nicht planbar ist: die Einsätze. Rund um die Uhr kann es sein, dass wir gebraucht werden. Mein Arbeitgeber und die Familie zeigen hier aber Verständnis, auch vereinzelt Termine vormittags, wie z.B. Brandschutzerziehung.

…und viele Freunde treffe ich somit in überraschender Häufigkeit und zu ungewohnten Uhrzeiten.

 Welche Rolle spielt die Freiwillige Feuerwehr in der Dorfgemeinschaft in Heiligendorf?

Schon eine zentrale Rolle, hinsichtlich Veranstaltungen und Hilfsbereitschaft. Aber wir sind ja nicht alleine. Gut ist, die Rolle ist nicht immer federführend, aber unterstützend. Egal wo oder wer Unterstützung braucht, Heiligendorf zeigt immer Hilfsbereitschaft.

Feuerwehr verbindet und vereint so viele Talente und Fähigkeiten. Aber alles kann die Feuerwehr dann auch nicht stemmen. Da bin ich froh, dass wir im Dorf auch weitere engagierte Vereine und Institutionen und Personen haben.

Sie sitzen in einer großen Runde am Tisch einer Feierlichkeit und ein Bekannter spricht Sie auf Ihr Ehrenamt an. Er ist unsicher, ob er auch mal bei der Feuerwehr vorbeischauen sollte. Was würden Sie ihm sagen? 

„Sag mir welchen Dienstag du abends kannst, ich nehm dich mal mit und du wirst verwundert sein, wie viele Gesichter du kennst und was die Feuerwehr so macht.“

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