Daumen hoch fürs Ehrenamt

In der neuen Interviewreihe „Gesichter des Wolfsburger Ehrenamts“ lassen wir regelmäßig Menschen zu Wort kommen, die sich in unserer Stadt engagieren. Kennen auch Sie jemanden der an dieser Stelle einmal zu Wort kommen sollte? Schreiben Sie uns eine E-Mail an engagiert@stadt.wolfsburg.de

Geschäftsführung als Ehrenamt: Herbert Haun im Interview

Herr Haun, wir haben ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass Sie früher selbstständiger Unternehmer in der IT bzw. Personalbranche waren. Was hat Sie dazu bewegt, von der Rolle des erfolgreichen Unternehmers in die Position des ehrenamtlichen Geschäftsführers einer Stiftung zu wechseln?

Ich war damals in der privilegierten Situation, finanziell unabhängig zu sein, und wollte meinen Übergang in den Ruhestand aktiv gestalten. Es war Zeit, die „jungen Leute“ in meiner Firma die Verantwortung übernehmen zu lassen. Fortan hatte ich viel Zeit, und mit der wollte ich etwas Sinnvolles anfangen und dabei langsam „runterfahren“.

Später habe ich dann gelernt, dass im Wesentlichen ehrenamtlich aufgebaute Organisationen für die Geschäftsführung durchaus neue Herausforderungen mit sich bringen. Aber insgesamt kann ich für mich sagen, dass die Grundidee, in einem zeitlich festgelegten Rahmen einen guten Übergang in den Ruhestand zu gestalten, mit dem ehrenamtlichen Engagement bei der NEULAND Stiftung Wolfsburg gut geklappt hat.

Sechs Jahre sind Sie nun als Geschäftsführer tätig. Was war aus Ihrer persönlichen Sicht der größte Erfolg der Stiftung in den letzten Jahren?

Es ist die Entwicklung und Etablierung der eigenen Projekte der Stiftung: Zum einen  das Jugendprojekt „wohnsionär“. Das Projekt soll jungen Menschen einen Rahmen geben, um ihre ganz eigene Idee vom Wohnen in Wolfsburg zu entwickeln. Hierbei sind in der Vergangenheit die unterschiedlichsten Herangehensweisen von den Jugendlichen gewählt worden von der Organisation einer Kunstausstellung, über die Produktion einer Fernsehsendung bis hin zur Entwicklung einer App.

Ich freue mich, dass wir die Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule 2015 für die Idee von „wohnsionär“ begeistern konnten und sie das Projekt zukünftig dank engagierter Lehrkräfte in eigener Regie fortsetzen wird.

Neben „wohnsionär“ ist uns die Ausweitung des Seniorenprojektes „Herz+Ohr“ ein wichtiges Anliegen. Dieses Projekt haben wir zu Zeiten der Pandemie geschenkt bekommen und konnten es erfolgreich modernisieren, in seinen Kernthemen erhalten und ausbauen, sodass wir heute viele Menschen gefunden haben, die sich in diesem Rahmen engagieren und regelmäßig ihre Zeit einsamen älteren Menschen in Wolfsburg schenken.

Bild von Herbert Haun
© Janina Snatzke

Gibt es eine besondere Begegnung bzw. Erlebnis aus Ihrer täglichen Arbeit, an das Sie besonders gern zurückdenken?

Viele sagen über mich, ich habe ein gutes Gespür für Menschen. Es ist damals schon als Unternehmer meine Passion gewesen, die richtigen Menschen für den richtigen Platz zu finden. Und so war es nicht die eine besondere Begegnung, sondern durch die Jahre habe ich viele Menschen kennengelernt, die spannende Erfahrungen und Ansichten mitbringen. Ich freue mich immer, wenn ich Ihnen durch meine Lebenserfahrung, aber auch mein Netzwerk neue Chancen für ihre Entwicklung ermöglichen kann.

Jihan, Eni, Zoé – alle sind junge Menschen, Berufseinsteiger, die ich in der Stiftungszeit mit ihrer jeweils ganz eigenen Lebens- und Bildungsgeschichte kennenlernen durfte. Gemeinsam haben wir für alle ihren beruflichen Weg ebnen oder begleiten können, und auch wenn dieser sie außerhalb der NEULAND Stiftung Wolfsburg geführt hat, so engagieren sie sich auf die eine oder andere Weise immer noch für unsere Idee von einem lebenswerten Wolfsburg!

Die NEULAND Stiftung Wolfsburg setzt sich nach eigenen Angaben für das soziale Miteinander ein. Was wünschen Sie sich für die Stiftung und Wolfsburg für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass „Herz+Ohr“ sich sowohl inhaltlich als auch von den Menschen her, die wir erreichen können, positiv weiterentwickelt. Die Grundidee ist ja, einsame Senioren wieder ins Leben zu holen. Vielen von Ihnen müssen tatsächlich „abgeholt“ werden, weil wir auch aus Datenschutzgründen immer schwerer an die Zielgruppe herankommen. Deshalb wünsche ich mir, dass wir in Zukunft mit der Idee noch mehr Menschen erreichen, damit „Herz+Ohr“ noch größer und noch bunter werden kann!

Auch für das Projekt „wohnsionär“ wünsche ich mir, dass sich immer wieder junge Menschen finden, die das Projekt mit der Unterstützung der NEULAND Stiftung Wolfsburg selbstverantwortlich und vor allem kontinuierlich weiterentwickeln.

Insgesamt wünsche mir, dass die Stiftung mit ihren Projekten in der Stadtgesellschaft noch mehr Aufmerksamkeit findet, als wir es heute schon erreicht haben.

Der Einsatz für benachteiligte Bevölkerungsgruppen wird auf der Homepage der NEULAND Stiftung Wolfsburg explizit als ein Ziel der Stiftungsarbeit genannt. Wenn wir Sie nun fragen, wie jeder von uns schon im Kleinen anderen helfen kann, haben Sie eine spontane Idee?

Wir träumen immer davon, ad hoc irgendwie irgendwo helfen zu können. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Thema „benachteiligte Bevölkerungsgruppen“ hochkomplex ist. Es ist gut, wenn man sich erfahrenen Organisationen anschließt, und das kann tatsächlich auch mit kleiner Zeit und kleinem Aufwand geschehen: Das Carpe Diem, die Tafel, die Flüchtlingshilfe mit ihren spezifischen Hilfsangeboten brauchen immer Hilfe!

Auch wir in der NEULAND Stiftung Wolfsburg suchen Menschen, die bei „Herz+Ohr“ anderen ein wenig von ihrer Zeit abgeben oder einen Teil der Stiftungsarbeit übernehmen möchten. Die Liste lässt sich lang fortsetzen. Ich sage immer: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Unsere letzte Frage dreht sich immer um die Werbung fürs Ehrenamt: Wie wichtig ist das Ehrenamt für unsere Stadt und wie kann man Menschen davon überzeugen, ein bisschen ihrer Zeit anderen zu schenken?

Viele nicht engagierte Menschen glauben, Engagement sei zeitraubend, belastend und im Übrigen nicht die eigene Aufgabe – es sei Aufgabe der Kommune, des Landes oder des Staates. Die Erfahrung zeigt aber, dass ehrenamtliches Engagement jung hält, Kontakte fördert und den eigenen Wert erkennen lässt, Man lernt dazu, bleibt geistig beweglich und erweitert den eigenen Horizont.

Ganz viele hoch aktuelle Dinge gerade im sozialen Bereich in unserer Stadt funktionieren nur, weil Ehrenamtliche sich immer und immer wieder engagieren. Wenn wir das Ehrenamt wegdenken würden, würde das soziale Gemeinwesen zusammenbrechen.

Deshalb lohnt sich, einmal die eigene Prioritätenliste zu überdenken und an einer bestimmten Phase im Leben, wenn zum Beispiel die Kinder aus dem Haus sind, doch einmal ein paar Stunden Zeit für andere zu investieren. Die meisten sind überrascht, wieviel sie dafür zurückbekommen!

Daumen-Hoch fürs Ehrenamt mit Feuerwehrfrau Nadine Kreipe

Frau Kreipe, im Vorgespräch erzählten Sie uns, dass Sie mit 10 Jahren bei der Feuerwehr Ehmen ihre Karriere als Feuerwehrfrau begonnen haben. Wie sind sie damals zur Feuerwehr gekommen?

Ich wurde damals von einer Betreuerin angesprochen, die mit ihrer Mutter und anderen Damen bei meiner Oma war, um die Erntekrone zu binden. Da hat sie mich gefragt, ob ich nicht mal Lust hätte vorbeizukommen und mir das mal anschauen mag. Gesagt, getan. Kurz darauf habe ich mir dann mal die Jugendfeuerwehr angeschaut und was soll ich sagen, es hat mir so gut gefallen, dass ich immer noch dabei bin. 

Heute sind Sie 23 Jahre alt, aber kann man das so sagen, immer noch stark mit der Jugendfeuerwehr verbunden?

Mit der Jugendfeuerwehr nicht mehr so stark, die habe ich mit 18 Jahren verlassen. Dafür war ich dabei, als die Kinderfeuerwehr in Ehmen am 26.09.2020 gegründet wurde. Dazu wurde ich von einer Kameradin und einem Kameraden gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dort mitzuwirken. Und da mir die Kinder- und Jugendarbeit sehr viel Spaß macht und wir so auch unseren Nachwuchs fördern können, war das gar keine Frage mehr, ob ich dabei bin. Die Kinderfeuerwehr ist für Kinder ab dem 6. Lebensjahr. Zwischen 10 und 12 Jahren haben sie dann die Möglichkeit, in die Jugendfeuerwehr überzutreten.  In der Kinderfeuerwehr geben wir den Kindern einen ersten Einblick in die Feuerwehr, lernen gute und schlechte Eigenschaften vom Feuer, das richtige Verhalten im Brandfall und auf der anderen Seite gibt es dann noch Dienste rund um Spiel und Spaß. 

Neben Ihrem Einsatz in der Einsatzabteilung und der Jugendarbeit haben Sie 2021 auch noch weitere administrative Aufgaben wie z.B. die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der örtlichen Feuerwehr übernommen. Warum ist Ihnen das Engagement in diesem Bereich, welches ja nicht mehr so viel mit klassischer Feuerwehrtätigkeit zu tun hat, so wichtig?

Ich habe mich damals für das Amt als Schriftführerin und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aufstellen lassen, da ich so die Möglichkeit bekommen habe, mich noch mehr in der Feuerwehr einzubringen und zu engagieren. Gerade im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hatten wir noch ein wenig Ausbaubedarf. Aber wie man da so schon sagen kann, mehr geht dort immer. Um auch die jüngere Generation zu erreichen, haben wir 2022 zusätzlich zu Facebook auch mit Instagram gestartet. Auf diesen Plattformen berichten wir über unsere Einsätze, geben Einblicke in Dienste, sowie in die Kinder- und Jugendarbeit als auch in die Brandschutzerziehung. Aber nichtsdestotrotz möchten wir den Leuten einen Einblick in das Geschehen Feuerwehr geben und dass dort mehr dahintersteckt als nur Einsätze. Und diese dann vielleicht sogar für dieses Ehrenamt zu begeistern und neue Mitglieder im Aktiven als auch im fördernden Bereich zu gewinnen. 

Bild der Feuerwehrfrau Nadine Kreipe

Wir schließen unser Interview immer gerne mit der Frage, wie Sie andere vom Ehrenamt überzeugen. Wenn Sie also morgen mit einem Bekannten am Tisch sitzen und über die Feuerwehr ins Gespräch kommen, was würden Sie ihm bzw. ihr sagen, was Ihnen an Ihrer Arbeit in bei der Freiwilligen Feuerwehr am meisten Freude macht? Und warum lohnt es sich einmal selbst vorbeizuschauen?

Feuerwehr ist mehr als nur ein normales Hobby. Man lernt unfassbar viele neue und nette Leute kennen, die Kameradschaft ist einzigartig, denn im Einsatzfall weiß man, dass man sich auf seine Leute verlassen kann. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Entweder bei uns in der eigenen Wehr, auf Stadt- oder auf Landesebene. Und wer möchte, kann sich zusätzlich in einen der verschiedenen Bereiche mit einbringen, wie z.B. als Gruppenführer, im Gerätewesen, in der Kinder- oder Jugendarbeit oder aber auch in der Brandschutzerziehung. Somit ist für jeden etwas dabei!

Im interview: Gabriele Wenzel hilft viermal die Woche in der örtlichen Kleiderkammer

Gabriele WenzelFrau Wenzel, wie sieht der typische Wolfsburger bzw. die Wolfsburgerin aus, die die Kleiderkammer besuchen?
(Lacht) Den gibt es tatsächlich gar nicht. Bei uns sind alle Menschen willkommen. Wir überprüfen keine Bedürftigkeit, sondern freuen uns einfach, wenn die gut erhaltenen Kleidungsstücke wieder getragen werden und nicht im Müll landen. Und einen gut erhaltenen Wintermantel für drei Euro – wo gibt’s das sonst?


Das klingt nicht nur sozial, sondern auch sehr nachhaltig. Wie sind Sie zu ihrem Engagement in der Kleiderkammer denn gekommen?
Als 2015 die Flüchtlingskrise unsere mediale Berichterstattung prägte, da dachte ich „da kannst du doch auch helfen!“ Wissen Sie, ich bin Rentnerin und den ganzen Tag nur zuhause zu sein ist mir viel zu langweilig. Deshalb gehe ich meist vier Tage die Woche in die Kleiderkammer und bin dann meist drei bis vier Stunden im Einsatz.


Wie können wir uns denn so einen typischen Tag von Ihnen in der Kleiderkammer vorstellen?
Das kommt darauf an, wo ich eingesetzt bin. An einigen Tagen sortieren wir nur die neu reingekommene Ware – da unterscheiden wir zunächst, was überhaupt noch verwendbar ist und was gleich in den Müllcontainer kommt. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen da ein wenig mehr an unsere Besucher denken und nur das weitergeben, was sie selbst auch noch tragen würden und nichts was Löcher, Flecken oder ähnliches aufweist.
An manchen Tagen wird die Kleiderkammer aufgeräumt und Dinge, die schon lange in den Regalen liegen, aussortiert. Ab und an bin ich auch in der Warenausgabe und helfe dann zum Beispiel Familien, die passenden Kinderschuhe in den Regalen zu finden.


Haben Sie ein besonderes Erlebnis aus den letzten acht Jahren, von dem Sie uns erzählen wollen?
Ach, spontan fällt mir da gar nichts ein. Ab und an bekommen wir vor allem aus Haushaltsauflösungen kuriose Dinge auf den Tresen – sei es ein Blouson aus Ballonseide oder ein Nerzmantel. Sowas trägt natürlich heute keiner mehr, aber oft fühlt es sich wie eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit an, diese Dinge aus den Kisten auszupacken.


Wir beenden das Interview immer gerne mit unserer Standardfrage: Wenn Sie sich mit jemanden aus dem Bekanntenkreis unterhalten und dieser Ihnen verrät, dass er oder sie mit dem Gedanken spielt, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren. Was würden Sie ihm bzw. ihr mitgeben?
Dass es für jeden das passende Ehrenamt gibt! Ich habe Freundinnen, die mir schon gesagt haben, „Ich könnte das nicht, mit meinen Händen anderer Leute dreckiger Klamotten sortieren.“ Die engagieren sich nun eher in der Kultur- oder Hospizarbeit. Meinen Lebensgefährten habe ich zum Beispiel überzeugt, doch bei der Tafel mitzuhelfen. Dort geht er nun einmal die Woche hin und hilft beim Lebensmittelportionieren – und das mit 80!

Im Interview: Jan Sprenger engagiert sich als Doppelmitglied gleich in zwei Feuerwehren

Herr Sprenger, im Vorgespräch berichteten Sie, dass Sie bereits seit mehr als 30 Jahren Feuerwehrmann sind. Seit ein paar Jahren nun sogar als sogenanntes Doppelmitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte. Was versteht man darunter?

Ich bin stellvertretender Ortsbrandmeister an meinem Wohnort Hemkenrode und damit eigentlich gut eingespannt. Vor einigen Jahren gab es dann allerdings eine Gesetzesänderung, die es ermöglicht neben dem Einsatz als Feuerwehrmitglied in der Heimatgemeinde, sich auch noch am Arbeitsort im Einsatzgeschehen zu engagieren. Da ich als ausgebildeter Atemschutzträger (AGT) eine besondere Ausbildung habe, die nicht so weit verbreitet ist, dachte ich, dass ich mich gut hier an meinem Arbeitsort in Wolfsburg zusätzlich einbringen könnte. Mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte vor 7 Jahren bin ich also auch hier im Stadtgebiet bei den Einsätzen dabei!

Welche Ausbildung muss man bei der Feuerwehr denn absolvieren, um „schweren Atemschutz“ tragen zu können? Sind Sie dann im Zweifel derjenige, der in das brennende Haus reinläuft?

Neben der Grundausbildung habe ich eine Funkerausbildung und die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger absolviert. Hier gibt es besondere gesundheitliche Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen (z.B. ein ausreichendes Lungenvolumen etc.) und dann gibt es einen theoretischen und praktischen Abschnitt mit anschließender Prüfung. Die Tauglichkeit als Atemschutzgeräteträger wird auch jährlich überprüft!

Und das brennende Haus?

(Lacht) also als Gruppenführer koordiniere ich eigentlich eher wer von den Kameraden wann in das brennende Haus läuft, aber na klar: Im Ernstfall laufe auch ich rein. Was die wenigsten außerhalb der Feuerwehr wissen ist aber, dass sich ein Großteil der Feuerwehrtätigkeit heute nicht mehr auf die Brandbekämpfung entfällt. Bei unseren Einsätzen übernehmen wir meisten technische Hilfeleistungen, d.h. Bergung oder Aufräumarbeiten bei Verkehrsunfällen leisten, oder die Infrastruktur schützen bzw. wiederherstellen nach schweren Unwetterlagen (z.B. Sturm oder massive Regenfälle).

Die Großbrände, wie man sie aus Zeitung oder Fernsehen kennt, sind heute relativ selten geworden, aber wenn ist der Atemschutz unabdingbar. In unseren Wohnungen und Häusern sind heutzutage so viele Chemikalien verbaut bzw. in der Einrichtung enthalten, dass Menschen eher weniger Gefahr laufen wirklich zu verbrennen, sondern eher an den Gasen der entweichen Giftstoffe beim Brand ersticken. Da ist der Atemschutz natürlich unabdingbar!

Welcher Einsatz aus ihrer bisherigen Feuerwehrlaufbahn ist Ihnen denn am meisten in Erinnerung geblieben?

Ich bin einmal mit der „Kreisbereitsschaft Wolfenbüttel“ zu einer Übung Richtung Magdeburg auf einem Militärgelände aufgebrochen. Ich fuhr dort das Leitfahrzeug und hinter uns fuhren 43 Feuerwehrfahrzeuge, das war schon beeindruckend! Auch die Übung war in diesem Ausmaß nicht nur logistische Herausforderung, sondern hat mich auch stolz gemacht, Mitglied in einem Verbund zu sein, der so gut organisiert ist und hervorragend auf die gemeinsame Zusammenarbeit abgestimmt ist.  

Stellvertretender Ortsbrandmeister mit Atemschutzausbildung und zusätzlichem Engagement als Doppelmitglied hier in Wolfsburg. Wie vereinbaren Sie all das mit Beruf und Privatleben?

Das weiß ich manchmal auch nicht (lacht). Natürlich macht es die Sache einfacher, dass ich hier in Wolfsburg nur geringfügige Dienste absolvieren muss und sonst nur im Einsatzfall dabei bin. Beruflich halten mir meinen beiden Geschäftspartnerinnen den Rücken frei. Meine Hauptausbildung mache ich in meiner Heimatgemeinde, wo die Wege für mich entsprechend kurz sind. Außerdem sind meine Kinder mittlerweile groß und so bleibt mehr Zeit für mein Hobby: Feuerwehr!

Zuletzt unsere Standardfrage: Wenn Sie sich mit jemanden aus dem Bekanntenkreis unterhalten und dieser Ihnen verrät, dass er oder sie mit dem Gedanken spielt, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren. Was würden Sie ihm bzw. ihr mitgeben?

Da ich auf dem Dorf wohne, komme ich naturgemäß schnell mit neuen Einwohnerinnen und Einwohner in Kontakt. Diesen biete ich aktiv an, sich doch bei uns zu engagieren und so Teil einer tollen Dorfgemeinschaft zu werden! Ansonsten gilt: Einfach mal ausprobieren – es kostet ja nichts, denn den Helm zahlt der Bürgermeister 🙂

IM INTERVIEW: INGO BOTHE SCHWIMM- UND RETTUNGSSCHWIMMAUSBILDER BEI DER DLRG

Ingo BotheHerr Bothe vielen Dank, dass Sie sich Zeit für unser Gespräch nehmen. Ich bin mir sicher, fast jeder kennt die gut sichtbaren DLRG Türme an unseren örtlichen Badeseen. Wie sieht ihr Engagement bei der DLRG aus?

Ich unterstütze zwei mal in der Woche im Bereich der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung. Und das über alle Stufen und Altersgruppen hinweg: von Seepferdchen-Kursen bis hin zu Rettungsschwimm-Kursen. Neben dem bin ich auch Sporttauchlehrer für vier Tauchsportverbände.

Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich habe durch meine andere Leidenschaft, dem Sporttauchen, die Lust am Ausbilden gewonnen. So bin ich Sporttauchlehrer für verschiedene Verbände geworden und habe durch meine Mitgliedschaft bei der DLRG Lust bekommen, auch bei der Ausbildung „auf“ dem Wasser zu unterstützen.

Übrigens suchen wir immer nach tatkräftigen Unterstützern und jenen dies es auch erst noch werden wollen! Sprecht uns – die Jungs und Mädels in Rot – einfach an, oder schaut im Internet auf wolfsburg.dlrg.de.

Die DLRG schreibt auf Ihrer Homepage, dass 2022 mindestens 355 Menschen in Deutschland ertrunken sind. Die DLRG und viele anderen Institutionen leisten hier u.a. durch die angebotenen Schwimmkurse Präventionsarbeit. Was sind denn aber, neben fehlenden Schwimmkenntnissen, sonst noch Gründe für derartige Unfälle?

Während bei Kindern oft fehlende Schwimmkenntnisse Ursache eines Ertrinkungsunfalls sind, sind bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen oft die Selbstüberschätzung, teils auch durch den Konsum von Alkohol oder andern Substanzen hervorgerufen, schuld. Bei älteren Verunfallten spielen meist internistische Grunderkrankungen eine wesentliche Rolle.

Wie können Eltern, die aktuell auf einer Warteliste für einen Schwimmkurs stehen, ihre Kinder auf den Kurs vorbereiten? Haben Sie Empfehlung für eine bestimmte Übung bzw. Ausrüstung (z.B. Schwimmflügel), um schon erste Übungen zu machen?

Ohja! Die Angst vor Wasser in den Augen ist mit Abstand, neben dem Zurückschrecken vor etwas kühlerem Wasser, die größte Herausforderung in den Schwimmkursen. Die Kinder sollten so früh wie möglich lernen, Wasser in den Augen zuzulassen. Und damit kann man schon sehr früh anfangen: Achtet bei jedem Duschen oder Baden darauf, dass euren Kindern das Wasser von oben über den Kopf und das Gesicht läuft. Kleine Eimer, Schüsseln oder Gießkannen motivieren zusätzlich. Geht ins Schwimmbad und strampelt und spritzt mit Wasser! Durch das spritzende Wasser gewöhnen sich die Kinder an den Reiz des Wassers und den Kältereiz. Lasst eure Kinder kleine Gegenstände aus brusttiefen Wasser „herauftauchen“. Dabei auch üben, dass die Augen offen sind. Lasst sie im Wasser mit dem Mund blubbern. Beispielsweise könnten sie einen Tischtennisball vor sich her „blubbern“.

Vielen Dank für die Tipps! Zum Abschluss des Interviews würden wir gerne wissen, was Sie antworten, wenn Sie im Bekanntenkreis angesprochen werden, warum Sie sich die Zeit nehmen, sich im ohnehin schon stressigen Alltag noch ehrenamtlich zu engagieren?

Dies ist mein Gegenpol für meinen beruflichen Alltag. Das Lächeln eines Schwimm- oder auch Tauchschülers, wenn dieser plötzlichen Schwimmen oder Tauchen kann, ist immer ein überwältigendes Gefühl der Freude für mich.

Interview mit pia hähnel - sie hat eine selbsthilfegruppe für eltern von sternenkindern ins leben gerufen

Pia Hähnel

Frau Hähnel, Sie haben sich persönlich an unseren Oberbürgermeister gewandt, mit der Bitte ihre Selbsthilfegruppe auf seiner Facebookseite vorstellen zu dürfen. Woher kam diese Idee?

Mein Mann hat Herrn Weilmann persönlich kennengelernt im Rahmen einer Veranstaltung unseres örtlichen Kegelvereins, wo Herr Weilmann ein Grußwort gehalten hat. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, ihn einfach mal anzuschreiben, damit er mir helfen kann meiner Herzensangelegenheit mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.

Ich habe mich dazu auch schon an die örtlichen Zeitungen gewandt, worauf eine ausführliche Berichterstattung erfolgte. Ich erhoffe mir durch die Öffentlichkeitsarbeit das Thema „Sternenkinder“ mehr in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Es ist leider immer noch ein Tabuthema, womit ­­­­­­betroffene Eltern und Familien oft auf hilfloses Schweigen bei ihrem Gegenüber treffen. Das möchte ich gerne ändern!

Wie lange engagieren Sie sich denn schon für Betroffene?

Puh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten und setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. 2015 habe ich angefangen für Sternenkinder und Frühgeborenen zu nähen. 2016 verstarb mein Neffe Ben nach nur 9 Tagen an einem schweren Herzfehler und als ich dann 2021 selbst meine Tochter in der Schwangerschaft verloren habe, habe ich mein Engagement ausgeweitet. Seit Juni 2022 habe ich dann durch weitere Kontakte zu anderen Sterneneltern und das Nähen und Erinnerungen schaffen gemerkt, dass ich damit mehr in die Öffentlichkeit gehen möchte. Und eben auch die Gruppe gründen möchte. Erst als „fixe“ Idee und nach dem Teilnehmen bei der Stillen Wiege folgte dann die Umsetzung.

Mit dem Gründungstreffen am 24. Juli startet bald meine Selbsthilfegruppe „Sternenglanz“. Außerdem unterstütze ich schon länger das Projekt der Sternenbänder, welches von Nadja Frank initiiert wurde. Diese Armbänder dienen als Erkennungszeichen für Sterneneltern und sollen bei Bedarf die Kontaktaufnahme erleichtern, oder einfach das Gefühl geben, mit diesem Schicksal nicht alleine zu sein.  Mehr Informationen dazu gibt es unter: www.sternenband.de

Wie können betroffene Eltern mit Ihnen Kontakt aufnehmen und wie sieht dann Ihre konkrete Hilfe aus?

Ich bin tagsüber ab 9 Uhr gut unter der Handynummer 01523 6333150 zu erreichen, gerne auch über WhatsApp. Außerdem findet man mich über meinen Instagramaccount pias_handgemenge.

Durch meine eigene Betroffenheit kann ich den Eltern nicht nur mein offenes Ohr anbieten, sondern deren Schmerz nachempfinden. Viele Fragen, die sich die Mütter und Väter stellen, habe auch ich mir gestellt und auf ein paar habe ich mittlerweile eine gute Antwort gefunden. Natürlich lade ich die Eltern auch in die Selbsthilfegruppe „Sternenglanz“ ein, habe aber auch Verständnis, dass dieses Angebot nicht für Jeden das Richtige ist. In einem Vorabgespräch lassen sich meist aber konkrete Ängste, oder Vorurteile über den Besuch bei uns ausräumen. Wichtig ist mir auch zu sagen, dass auch wenn die Gruppe in den Räumen der Kirche stattfindet, man keiner Konfession angeschlossen sein muss. Jeder ist gern gesehen, egal wie lang oder kurz der Verlust her ist.

Auch soll die Nummer gerne als direkte Kontaktaufnahme unmittelbar nach dem Verlust dienen. Viele SternenkinderEltern wissen erstmal nicht, wo sie anfangen sollen, was gemacht werden muss, was erlaubt ist, angefangen bei der Möglichkeit der Geburt bis hin zur Beerdigung und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Deshalb wäre mein Wünsch quasi von „Anfang an“ kontaktiert zu werden, einfach um helfen zu können.

Was würden Sie Freunden und Bekannten im Umgang mit betroffenen Eltern raten? Meist geht mit dem Thema „Sterben von Kindern“ eine große Hilf- und Sprachlosigkeit des gesamten Umfeldes der Betroffenen einher, oder?

Leider ist das so. Es ist wichtig, betroffene Eltern in ihrem Empfinden und ihren Gefühlen ernst zu nehmen, ohne etwas kleinzureden, zu relativieren oder zu bewerten. Auch die Mama, die ihr Kind in der 7. Schwangerschaftswoche oder eher verloren hat, hat ein Recht traurig zu sein, ohne relativierende Ratschläge zu bekommen wie: „Ihr könnt ja noch ein Kind bekommen!“, „Es war doch noch so klein.“, „Wer weiß wofür es gut war, vielleicht war es krank.“ oder ähnliches.

Das Beste, was man für betroffene Eltern in dieser Situation tun kann, ist da zu sein und die Trauer mit auszuhalten – ganz egal wie lange sie dauert!

Natürlich weiß ich, wie schwer das ist. Es ging mir auch schon so, dass mir manchmal die richtigen Worte gefehlt haben. Bitte habt den Mut einfach ehrlich zu sein und zuzugeben, dass diese Ungerechtigkeit und dieser Verlust des jungen Lebens Euch überfordert und ihr nicht wisst, was ihr jetzt sagen sollt.  Niemand kann den Verlust eines Kindes wiedergutmachen, aber man kann ihn „mit aushalten“. Wer das schafft, der hilft schon ungemein!

An dieser Stelle fragen wir ehrenamtlich Engagierte meist nach einer Art „Werbung“ für ihr ehrenamtliches Ehrenamt. Dies erscheint an dieser Stelle aber unpassend. Vielleicht könnten Sie uns trotzdem erzählen, ob und wie Sie das Engagement für Sterneneltern ganz persönlich bereichert?  

Als selbst Betroffene ist es heilsam, anderen betroffenen Eltern zu helfen und ihnen Mut zu machen. Auch ich hätte mir damals jemanden gewünscht, an den ich mich wenden kann und der nicht nur berät, sondern ganz genau weiß, wie es mir gerade geht.  

Zusätzlich hilft es mir selbst natürlich auch, denn wenn es mir gelingt, das Tabuthema „Sternenkinder“ mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Nur dann wird es immer mehr Menschen geben, mit denen ich ganz normal über meine verstorbene Tochter „Rosalie“ sprechen kann, ohne lediglich auf betroffene Blicke oder hilfloses Schweigen bei meinem Gegenüber zu treffen. DAS ist das größte Geschenk, was man uns Sterneneltern machen kann – ehrliches Interesse an unseren Kindern.

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Interview mit Pascal Duschek -
er unterstützt die "Fachgruppe Räumen" des wolfsburger THW

Pascal DuschekHerr Duschek, wie kamen Sie zu ihrem Ehrenamt?

Ich war in meiner Jugendzeit bereits in der Jugendfeuerwehr aktiv. Irgendwann passte es privat und arbeitsbedingt nicht mehr so richtig und ich bin durch einen Freund auf das THW Wolfsburg aufmerksam geworden. Mit 17 sind wir dann zu einem Schnuppertag gegangen und es hat uns beiden so gut gefallen, dass wir kurz nach unserem 18. Geburtstag beigetreten sind!

Was machen Sie denn genau beim THW und was fasziniert sie an dieser Art von Ehrenamt?

Ich bin in der Fachgruppe „Räumen“ tätig. Unsere Aufgaben ist es, mit schwerem Gerät Straßen freizuräumen oder Gebäude einzureißen, um den Weg für die anderen Einsatzkräfte freizumachen. Wir kommen auch schon mal bei schweren Stürmen zum Einsatz, um umgefallene Bäume von den Straßen zu holen oder ähnliches. Bei meiner Tätigkeit beim THW fasziniert mich vor allem das Arbeiten mit der Technik und den großen Maschinen! Außerdem tut es gut, dann mitzuhelfen, wenn es richtig „brennt“.

Gibt es denn Einsätze, die Ihnen in ihrer zehnjährigen Einsatzzeit besonders in Erinnerung geblieben sind?

Besonders bewegt hat mich 2021 mein Einsatz im Ahrtal. Ich war damals zwei Wochen vor Ort und habe im Zentrallager des THW geholfen. Von dort aus wurden die Einsatzkräfte versorgt, die dann so richtig „vor Ort“ geholfen haben. Als wir dann abends zusammen im Bereitstellungsraum saßen und die teils jahrzehntelang erfahrenen Kollegen von ihren Eindrücken aus den betroffenen Gebieten erzählt haben, das war schon sehr bewegend. „Sowas habe ich in all den Jahren beim THW noch nicht gesehen“, sagte einer der Männer, der in seiner Einsatzzeit sicherlich schon so einiges gesehen hat. Und selbst diese Schilderungen konnten mich nicht darauf vorbereiten, was ich gefühlt habe, als ich einige Tage später selbst in Aweiler direkt vor Ort war und das ganze Ausmaß der Zerstörung gesehen habe. Das sind Eindrücke, die vergisst man nicht…

Zusätzlich zu Ihrem Ehrenamt beim THW sind Sie auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Ehmen aktiv. Wie vereinbaren Sie diese beiden Ehrenämter, die ja schon sehr zeitintensiv sind, mit Beruf, Freizeit und Freunden?

Es gehört schon eine gute Organisationsfähigkeit dazu, um allem gerecht zu werden, aber die zwei Dienste im Monat bei der Feuerwehr und dem THW kriege ich immer gut unter. Und im tatsächlichen Katastrophenfall werde ich für den Einsatz ja von meinem Arbeitgeber freigestellt.

Herr Duschek vielen Dank, dass Sie sich für unsere Fragen Zeit genommen haben. Mich würde abschließend interessieren, was Sie denken, was Menschen „verpassen“, die sich noch nie ehrenamtlich engagiert haben?Die unglaubliche Dankbarkeit, die die Menschen einem entgegenbringen im Einsatz! Allein dafür lohnt es sich schon. Und es muss ja auch nicht immer gleich das THW sein – auch im Kleinen kann man viel Gutes tun. Das kann im Alltag mit kleinen Gesten anfangen, wie z.B. der alten Dame mal unter die Arme zu greifen, um die schwere Einkaufstüte ins Auto zu tragen!

Interview mit Katharina Zachow -
sie engagiert sich gemeinsam mit hund balou im besuchshundeteam

Katharina Zachow mit ihrem Hund Balou

Frau Zachow, seit wann engagieren Sie sich bereits ehrenamtlich beim Besuchshundeteam und wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen mitzumachen?

Ich hatte damals zunächst einen Zeitungsartikel über die Arbeit eines Besuchshundeteams gelesen. Als ich dann einige Tage später auf der Hunderunde mit einer Heiligendorferin ins Gespräch kam, die mir erzählte, dass sie sich mit ihrem Hund für die Ausbildung angemeldet hatte, da stand mein Entschluss fest: Balou und ich wollten uns an die lange Ausbildung wagen! Diese schlossen wir dann mit der Prüfung 2019 erfolgreich ab. Fast fünf Jahre sind wir nun offiziell im Einsatz.

Das klingt spannend! Kann denn grundsätzlich jede bzw. jeder Hundehalter/in mit seinem Vierbeiner diese Ausbildung machen?

Grundsätzlich schon, aber der Hunde sollte dafür einen gewissen Grundcharakter mitbringen, d.h. er sollte ein eher ruhigerer Vertreter sein, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt und natürlich keinerlei aggressives Verhalten zeigen! Es gibt dabei auch eine Altersgrenze: Der Hund muss mindestens zwei Jahre und maximal 7 Jahre alt sein, damit Grunderziehung und –charakter bereits gefestigt sind und sich die lange und dadurch auch teure Ausbildung lohnt.
Ca. 125 Stunden dauert die Ausbildung mit anschließender Prüfung zum Besuchshundeteam für Hund und Herrchen bzw. Frauchen. Diese Zeit muss man vorab investieren, bevor es mit dem ersten Einsatz überhaupt losgehen kann. Mittlerweile ist diese Ausbildung auch ESAAT zertifiziert.

Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich einen Besuch der offiziellen DRK Homepage. Hier ist alles nochmal genau beschrieben: https://www.drk-wolfsburg-mitte.de/angebote/therapiehunde/ausbildung.html

Erinnern Sie sich noch an ihren ersten Einsatz mit Balou?

Na klar! Unseren ersten Einsatz hatten wir in der Kita Heiligendorf in einer kleinen Turnhalle mit rund 10 Kindern. Alle saßen erwartungsvoll auf den Bänken und Balou legte sich brav zu den Füßen der Kinder hin. Ich gab den Kindern Tipps im täglichen Umgang mit Hunden und beantwortet viele Fragen. Nach und nach nahmen immer mehr der Kinder Kontakt zu Balou auf, und viele trauten sich dann auch, ihn zu streicheln und ein Leckerli zu geben.

Wir arbeiten hier sehr spielerisch, um Berührungsängste abzubauen und so die Kinder mit dem Hund in Kontakt zu bringen. Ich weiß noch, dass ich nach unserem Einsatz sehr stolz auf Balou, aber auch die Kitakinder war, weil es so gut geklappt hatte!

Das klingt, als ob Sie mit Ihrer Arbeit wichtige Aufklärungs- und Präventionsarbeit in den Kindergärten leisten. Worum geht es denn bei ihren Besuchen im Seniorenheim?

Das ist richtig! Bei der Arbeit mit den Kindern geht es darum, den Kindern natürliche Verhaltensweisen der Hunde näherzubringen. Ich erkläre Ihnen z. B. dass der Hund, wenn er ihre Hand mit der Schnauze berührt, es nicht böse meint, sondern es seine Art ist, dem Kind „Hallo“ zu sagen, indem er es beschnuppert.

Bei unseren Besuchen im Seniorenheim steht die Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern die Kontaktaufnahme der Senioren mit Balou. Viele genießen den körperlichen Kontakt mit dem Hund sehr und bei Vielen werden durch die Begegnung Erinnerungen von früher wieder lebendig. Die Menschen erzählen dann oft von wichtigen Begegnungen mit Tieren in ihrem Leben.

Ich glaube, diese Besuche schenken den Bewohnerinnen und Bewohnern viel Lebensfreude, zumindest lassen sie uns immer nur sehr ungern wieder gehen (lacht).

Wie groß ist denn das Wolfsburger Besuchshundeteam und wie kann man Kontakt mit Euch aufnehmen?

Unser Team besteht aus rund 30 Mensch-Hundepaaren. Mit dabei sind auch Teams aus der Wolfsburger Umgebung, sodass wir auch Einsätze über die Stadtgrenzen hinaus wahrnehmen. Koordiniert wird das alles durch die DRK Stadtmitte und dort ist Frau Weiler, die Ansprechpartnerin die unsere Einsätze organisiert.

Was war Ihr bislang schönster Einsatz?

Puh, das ist eine schwierige Frage! Aber ich bin immer noch sehr stolz auf Balou, als wir es gemeinsam geschafft haben, einem Mädchen seine große Angst vor Hunden zu nehmen. Ihre Angst vor Hunden hatte damals so große Auswirkungen auf ihren Alltag, dass sie sich nicht traute, alleine zur Schule zu gehen aus Angst, einem Hund auf dem Weg zu begegnen.
Die Eltern hatten damals um Hilfe gebeten und im Rahmen von zehn Einzeltreffen konnten Balou und ich so intensiv mit dem Mädchen arbeiten, dass es vom Abschlusstreffen sogar ein gemeinsames Foto von den beiden gibt – auf dem das Mädchen lächelt! Ihre Eltern berichteten mir, dass sie sich durch unsere gemeinsame Arbeit mittlerweile alleine auf den Schulweg traut.

Generell ist das Schönste an unseren Einsätzen die strahlenden Augen und die Dankbarkeit, die uns klein und groß entgegenbringen!

Frau Zachow, zum Abschluss unseres Interviews: Wo sehen Sie den größten Bedarf in unserer Stadt an ehrenamtlichen Engagement und was würden Sie Freunden raten, die noch unentschlossen sind, ob sie sich auch einmal ehrenamtlich engagieren sollen?

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Besuchsdienste in Seniorenheimen sehr gewinnbringend für die Menschen sind, die dort leben. Ich habe das Gefühl, dass viele einsam sind und sich über ein Gespräch auch mal abseits des Pflegeteams freuen. Mit einem offenen Ohr oder ein wenig Zeit für ein gemeinsames Gesellschaftsspiel kann man dort viel Gutes tun!

iNTERVIEW MIT kRISTIN mSAKNI -
sIE ENGAGIERT SICH IN DER fLÜCHTLINGSHILFE

Interviewpartnerin Kristin MsakniFrau Msakni, wie sind Sie dazu gekommen sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren?

Als 2015 im Rahmen der großen Flüchtlingswelle so viele Menschen in Deutschland Zuflucht gesucht haben, da dachte ich mir „da musst du doch auch helfen!“. Also meldete ich mich freiwillig und half zunächst im Rahmen der Hand-in-Hand Initiative des Integrationsreferates im Flüchtlingsheim in der Suhler Straße (Westhagen) bei der Betreuung und Versorgung der Frauen, Männer und Kinder. Gleichzeitig wurde ich auf die Caritas aufmerksam und engagierte mich fortan auch dort.

Wie sieht ihr Engagement ganz konkret aus?

Zum einen unterstütze ich das Projekt der Stadt „Hand in Hand Wolfsburg“. Es richtet sich an die Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die aufgrund der sprachlichen Barrieren Hilfe im Alltag benötigen. Hier übernehmen meine Kollegen und ich oft Dolmetschertätigkeiten und begleite sie zu Ärzten, oder zu Behörden.

Zusätzlich engagiere ich mich seit einigen Jahren bei der „Karibu-Frauengruppe“ der Caritas. Mittlerweile kommen in unregelmäßigen Abständen bis zu 40 Frauen zu den Gruppentreffen. Innerhalb der Gruppe können sich die Frauen untereinander austauschen. Zusätzlich beraten wir sie zu den Themen Erziehung, Kinderbetreuung, Behördenangelegenheiten etc.

Ab und an unternehmen wir, jetzt wo Corona es wieder zulässt, auch gemeinsame Ausflüge und Aktivitäten im Stadtgebiet und dem Umland.

Wie erfahren die Frauen denn von dem Angebot?

Zu Beginn haben wir ganz klassisch Flyer in den Flüchtlingsheimen verteilt, um das Angebot bekannt zu machen. Mittlerweile schätzen die Frauen unsere Gruppentreffen sehr und sind sehr dankbar für unsere Hilfe. Sowas spricht sich rum. Außerdem haben mittlerweile fast alle meine Handynummer. Die wird dann bei Bedarf auch an anderen Frauen mit Unterstützungsbedarf weitergegeben;-)

Das klingt so, als ob Ihr Engagement etwas ist, dass man nicht immer so einfach ablegen kann, wenn man wieder nach Hause geht?

Nein… Ich habe auch schon einmal eine Frau nachts in die Notaufnahme begleitet, weil ich dachte „sie hat ja sonst niemanden“. Meine Tochter habe ich dafür spontan bei der Nachbarin untergebracht. Generell ist es so, dass ich, durch das Vertrauensverhältnis, was sich zwischen mir und den Frauen mit der Zeit aufbaut, auch viel über Ihre Vergangenheit erfahre. Da sind oft schlimme Schicksale dabei. Das kann man nicht so einfach wieder vergessen, wenn man später zuhause auf dem Sofa liegt.

Woraus ziehen Sie über all die Jahre täglich ihre Motivation um zu helfen?

Ich gebe zu, dass ich schon manchmal darüber nachgedacht habe aufzuhören, weil mich die traumatischen Erlebnisse der Frauen belasten. Aber dann bekomme ich von ihnen regelmäßig das Feedback, wie sehr sie unsere Treffen schätzen und dass z. B. die empfohlene Beratungsstelle ihnen sehr geholfen hat. Letztens hat mir eine der Frauen stolz erzählt, dass sie den Hauptschulabschluss geschafft hat. Ich habe ihr gut zugeredet, sich doch auch am Realschulabschluss zu versuchen. Solche Momente sind es, für die ich immer weitermache!

Was würden Sie sich wünschen für die zukünftige Flüchtlingsarbeit in Wolfsburg?

Mehr Anerkennung und mehr Engagement in der Bürgerschaft! Ich glaube, dass wirklich Integration der Frauen, Männer und Kinder nur dann funktionieren kann, wenn alle mit anpacken. Wer sich hier engagieren möchte, der sollte einmal Kontakt mit dem Integrationsreferat aufnehmen, die wissen genau wo Hilfe in der Flüchtlingsbetreuung gebraucht wird!

Anmerkung der Redaktion: 

Das Integrationsreferat erreichen Sie per E-Mail unter: sekretariat.integrationsreferat@stadt.wolfsburg.de

Interview mit Sebastian Gradtke -
Freiwillige Feuerwehr Heiligendorf

Bild Sebastian Gradtke bei der freiwilligen Feuerwehr

Wo engagieren Sie sich in Ihrem Ehrenamt und wie sind Sie dazu gekommen?

Seit 2001 engagiere ich mich in der Freiwilligen Feuerwehr. Zunächst in der Jugendarbeit und nun übernehme ich einige Führungsaufgaben sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Zudem habe ich bis zu Beginn der Pandemie in der Kirchengemeinde Jugendarbeit bei Ferienveranstaltungen organisiert und mit Freunden die Heiligendorferjungs, eine Art „Junge Gesellschaft“ zur Unterstützung der Dorfgemeinschaft gegründet.

 Was war Ihr schönstes Erlebnis im Rahmen Ihres ehrenamtlichen Engagements, bzw. was macht Ihnen an Ihrem Ehrenamt am meisten Freude?

Ich war 10 Jahre Jugendfeuerwehrwart und viele „meiner“ Kinder sind heute in der Feuerwehr und weiter aktiv  für ihr Dorf. Natürlich auch im Einsatz macht es mich stolz, dass wir gemeinsam die Aufgaben bewältigen und ich vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten und das Engagement habe.

Ich bin froh, dass wir als Feuerwehr so ein positives Bild präsentieren können und ab und an höre: „Die Heiligendorfer wieder“!

Wie gut lässt sich die Tätigkeit Ihres Ehrenamtes mit Beruf und Familie vereinbaren?

Feuerwehr ist nur teilweise planbar. Ausbildung und Veranstaltungen sowie Sitzungen füllen den Terminkalender. Das kann aber jeder gestalten, wie er mag. Ich bin da reingewachsen und möchte die Zeit auch investieren.

Beruf und Familie stecken manches Mal in dem Teil zurück, der nicht planbar ist: die Einsätze. Rund um die Uhr kann es sein, dass wir gebraucht werden. Mein Arbeitgeber und die Familie zeigen hier aber Verständnis, auch vereinzelt Termine vormittags, wie z.B. Brandschutzerziehung.

…und viele Freunde treffe ich somit in überraschender Häufigkeit und zu ungewohnten Uhrzeiten.

 Welche Rolle spielt die Freiwillige Feuerwehr in der Dorfgemeinschaft in Heiligendorf?

Schon eine zentrale Rolle, hinsichtlich Veranstaltungen und Hilfsbereitschaft. Aber wir sind ja nicht alleine. Gut ist, die Rolle ist nicht immer federführend, aber unterstützend. Egal wo oder wer Unterstützung braucht, Heiligendorf zeigt immer Hilfsbereitschaft.

Feuerwehr verbindet und vereint so viele Talente und Fähigkeiten. Aber alles kann die Feuerwehr dann auch nicht stemmen. Da bin ich froh, dass wir im Dorf auch weitere engagierte Vereine und Institutionen und Personen haben.

Sie sitzen in einer großen Runde am Tisch einer Feierlichkeit und ein Bekannter spricht Sie auf Ihr Ehrenamt an. Er ist unsicher, ob er auch mal bei der Feuerwehr vorbeischauen sollte. Was würden Sie ihm sagen? 

„Sag mir welchen Dienstag du abends kannst, ich nehm dich mal mit und du wirst verwundert sein, wie viele Gesichter du kennst und was die Feuerwehr so macht.”

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