Im Interview: Peter Bronold – Engagiert sich für Umwelt- und Naturschutz


Bild von Herr Bronold, der auf ein Schild zeigt mit dem Titel

Herr Bronold – vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mich über die Streuobstwiese zu führen. Es ist wirklich erstaunlich welchen besonderen Raum Sie hier für die Natur, aber auch als Naherholungsgebiet für die Menschen geschaffen haben!

Es ist mir eine Freude! Schade, dass Sie jetzt im verregneten März hier waren. Sie müssen unbedingt in ein paar Wochen wiederkommen, wenn der Frühling so richtig da ist. Nehmen Sie sich ein gutes Buch mit und setzt Sie sich unter einen der blühenden Obstbäume – das ist wirklich wunderbar!

Das mache ich unbedingt! Wie sind Sie denn überhaupt dazu gekommen sich für die Natur- und Umweltschutz in unserer Stadt zu engagieren?

Oh, da muss ich ein bisschen ausholen! Mein Schlüsselerlebnis war damals die Gründung der „Grünen“. Durch den Zulauf der Partei bekam das Thema Umwelt- und Naturschutz zu der Zeit eine zunehmende Aufmerksamkeit und bald gründete sich mit der BUND Ortsgruppe auch hier in Wolfsburg eine Initiative. Ich bin da damals einfach so da zugestoßen und war erstmal nur Mitläufer bei den anderen. Ich habe in dieser Zeit von vielen guten Leuten gelernt. Als VW-Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung hatte ich vom Thema Umwelt- und Naturschutz nämlich erstmal gar nicht so viel Ahnung. Durch mein Interesse und meine handwerklichen Fähigkeiten konnte ich mich aber über die Jahre immer mehr einbringen. Mittlerweile bin ich seit über 30 Jahren im Vorstand des BUND und des Naturschutzzentrums!

Über die Jahre haben wir da viel erreicht – im Kleinen wie im Großen. Ich kann mich erinnern, dass ich damals oft vor der Arbeit an die Tangente bei der Mülldeponie gefahren bin, um die vielen Amphibien, die sich über Nacht in den Auffangeimern gesammelt hatten sicher über die Straße zu tragen. Ich war aktiv an der Einrichtung eines Waldschadenspfades, an der Gestaltung des Arboretums und am Bau des Grünen Klassenzimmers beteiligt.

Das war damals eine andere Zeit – wir hatten sehr viel mehr Unterstützer in den eigenen Reihen, oder auch Menschen die bei einzelnen Aktionen einfach mal mit angepackt haben. Wissen Sie, als damals im Rahmen der Kerksiek Erschließung eine große Hecke gerodet wurde, haben wir dazu eine große Protestaktion geplant. Doch anstatt nur zu meckern, haben Schaufel und Spaten in die Hand genommen und einfach 500 neue Heckenbüsche gepflanzt.

Das klingt so, als ob Sie sich in der heutigen Zeit wieder mehr Unterstützung für den Umwelt- und Naturschutz wünschen würden?

Heutzutage ist es sehr viel schwerer geworden Menschen dazu zu bringen sich langfristig zu engagieren. So nehme ich es auf jeden Fall in unserem Bereich war. Es gibt kaum noch jemand der bereit ist für Umwelt- und Klimaschutz auf die Straße zu gehen, um sich für eine bessere Zukunft für die Natur und Umwelt und damit für uns allen einzusetzen! Die Mitglieder in unserem Verein werden immer älter und es kommen wenig junge Menschen nach.
Glücklicherweise habe ich zumindest für mein Herzensprojekt der Streuobstwiese evtl. Jemand gefunden, der meine Nachfolge antreten will. Wissen Sie? So ein Obstbaum kann über 100 Jahre alt werden – das erlebe ich nicht mehr, aber es wäre schön für mich zu wissen, dass es Jemand gibt, der sich um die Bäume kümmern, wenn ich nicht mehr kann!

Wie ist die Streuobstwiese denn damals entstanden?
Die Idee entstand im Jahr 2000 im Forum für biologische Vielfalt. Bevor 2001 dann die ersten dreizehn Bäume gepflanzt werden konnten, war viel Planung und Koordination nötig. Die Stadt stellte das Grundstück zur Verfügung, bezahlte den Kauf der Bäume und finanziert die Wiesenmahd, die von einer Fremdfirma durchgeführt wird. Der Baumschnitt, der wichtig ist für ein langes Leben der Bäume, wird vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) und von der unteren Naturschutzbehörde der Stadt bezahlt. Durchgeführt wird er von Mitarbeitern des Pomologenverein und der Arbeitsgemeinschaft Streuobst unter der Regie von Sabine Fortak.

2002 folgten die nächsten 18 Bäume und später noch einmal 12. Seitdem werden jedes Jahr zwei neue Bäume gepflanzt. Inzwischen sind es 60. Wir haben Apfel-, Birn-, Pflaumen- und Kirschbäume auf unseren Wiesen. Dabei wählen wir im Sinne des Sortenschutzes vor allem Sorten aus, die keine wirtschaftliche Bedeutung mehr haben wie z.B. der Halberstädter Jungfernapfel, die Hildesheimer Goldrenette, den Celler Dickstiel, die Wangenheimer Frühzetsche usw.
Unsere Streuobstwiese bietet die  Möglichkeit mal einen Apfel zu probieren, der ganz anders als die im Supermarkt schmeckt! Das Ganze ist wie eine GENBANK.

Neben den Bäumen bietet die Wiese auch ökologische Vielfalt. Dafür haben wir unterhalb der Bäume viel Blühpflanzen gesät, damit dort im Frühjahr reichliche Blühwiesen entstehen. Außerdem gibt es vielfältige Insektennisthilfen und sogar einige Bienenstöcke, aus denen dann der Detmeroder Honig entsteht, der auf Wolfsburger Wochenmärkten verkauft wird. Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse sind auch im Angebot. Ich würde den Rahmen hier gerne nutzen, um mich für all die Jahre der Unterstützung rund um die Streuobstwiese vor allem bei Manfred Wenst und Sabine Fortag und bei den Mitarbeitern des GB Grün zu bedanken.

Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen – darf da jeder einfach vorbeikommen und von dem Obst probieren?

Bild von der Streuobstwiese
Bild von der Streuobstwiese <br>

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Natürlich! Das ist ja die Grundidee – neben dem Umwelt- und Naturschutz einen Ort der Begegnung zu schaffen, an dem den Menschen die Natur nähergebracht wird. Obst pflücken bitte nur für den eigenen Gebrauch und erst, wenn die Früchte reif sind. Leider kam es in den letzten Jahren immer mal vor das einzelne Bäume noch vor der Fruchtreife komplett abgesammelt worden sind. Das ist sehr schade, da man mit den unreifen Früchten doch gar nichts anfangen kann. Vor jedem Baum stehen Infotafeln, die extra darüber informieren, ab wann die Früchte erntereif sind. 

So ein Lebenswerk braucht doch bestimmt ordentlich Zeit, oder? Was sagt denn ihre Frau dazu?

Wissen Sie meine Frau ist Künstlerin und hat mich in meinem Engagement immer unterstützt! In der Zeit vor Social Media hat sie zum Beispiel für unsere Aktionen und Veranstaltungen immer große Plakate entworfen mit denen wir auf uns aufmerksam gemacht haben. Sie kannte mich auch nicht ohne ehrenamtliches Engagement – vor meiner Zeit beim BUND, war ich nach meiner aktiven Zeit im Handball aktiv als Trainer und Schiedsrichter. 

Wir beenden unser Interview immer mit derselben Frage, der nach dem Warum? Herr Bronold: Warum all die Jahre der unentgeltlichen Arbeit?

Weil ich der Zerstörung der Natur Einhalt gebieten wollte im Rahmen meiner Möglichkeiten. Wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht, höre ich oft, dass Deutschland doch die Welt nicht im Alleingang retten kann. Das mag sein, aber wissen Sie was? Ohne uns gäbe es diese Wiese nicht – weder die Obstbäume, noch die Insektenschutzräume und auch nicht diesen Ort mit so viel Naherholungsqualität für die Menschen in Detmerode. Das ist etwas da bleibt und dafür mache ich es! Insgesamt habe ich nie bereut einen Großteil meiner Lebenszeit für andere aufgewendet zu haben♥ Es hat mein Leben enorm bereichert. Wenn ich dann im Frühjahr zwischen den blühenden Obstbäumen sitze, dann weiß ich wofür das all die Jahre gemacht habe.

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