Interview mit Katharina Zachow – Sie engagiert sich gemeinsam mit Hund Balou im Besuchshundeteam
Frau Zachow, seit wann engagieren Sie sich bereits ehrenamtlich beim Besuchshundeteam und wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen mitzumachen?
Ich hatte damals zunächst einen Zeitungsartikel über die Arbeit eines Besuchshundeteams gelesen. Als ich dann einige Tage später auf der Hunderunde mit einer Heiligendorferin ins Gespräch kam, die mir erzählte, dass sie sich mit ihrem Hund für die Ausbildung angemeldet hatte, da stand mein Entschluss fest: Balou und ich wollten uns an die lange Ausbildung wagen! Diese schlossen wir dann mit der Prüfung 2019 erfolgreich ab. Fast fünf Jahre sind wir nun offiziell im Einsatz.
Das klingt spannend! Kann denn grundsätzlich jede bzw. jeder Hundehalter/in mit seinem Vierbeiner diese Ausbildung machen?
Grundsätzlich schon, aber der Hunde sollte dafür einen gewissen Grundcharakter mitbringen, d.h. er sollte ein eher ruhigerer Vertreter sein, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt und natürlich keinerlei aggressives Verhalten zeigen! Es gibt dabei auch eine Altersgrenze: Der Hund muss mindestens zwei Jahre und maximal 7 Jahre alt sein, damit Grunderziehung und –charakter bereits gefestigt sind und sich die lange und dadurch auch teure Ausbildung lohnt.
Ca. 125 Stunden dauert die Ausbildung mit anschließender Prüfung zum Besuchshundeteam für Hund und Herrchen bzw. Frauchen. Diese Zeit muss man vorab investieren, bevor es mit dem ersten Einsatz überhaupt losgehen kann. Mittlerweile ist diese Ausbildung auch ESAAT zertifiziert.
Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich einen Besuch der offiziellen DRK Homepage. Hier ist alles nochmal genau beschrieben: https://www.drk-wolfsburg-mitte.de/angebote/therapiehunde/ausbildung.html
Erinnern Sie sich noch an ihren ersten Einsatz mit Balou?
Na klar! Unseren ersten Einsatz hatten wir in der Kita Heiligendorf in einer kleinen Turnhalle mit rund 10 Kindern. Alle saßen erwartungsvoll auf den Bänken und Balou legte sich brav zu den Füßen der Kinder hin. Ich gab den Kindern Tipps im täglichen Umgang mit Hunden und beantwortet viele Fragen. Nach und nach nahmen immer mehr der Kinder Kontakt zu Balou auf, und viele trauten sich dann auch, ihn zu streicheln und ein Leckerli zu geben.
Wir arbeiten hier sehr spielerisch, um Berührungsängste abzubauen und so die Kinder mit dem Hund in Kontakt zu bringen. Ich weiß noch, dass ich nach unserem Einsatz sehr stolz auf Balou, aber auch die Kitakinder war, weil es so gut geklappt hatte!
Das klingt, als ob Sie mit Ihrer Arbeit wichtige Aufklärungs- und Präventionsarbeit in den Kindergärten leisten. Worum geht es denn bei ihren Besuchen im Seniorenheim?
Das ist richtig! Bei der Arbeit mit den Kindern geht es darum, den Kindern natürliche Verhaltensweisen der Hunde näherzubringen. Ich erkläre Ihnen z. B. dass der Hund, wenn er ihre Hand mit der Schnauze berührt, es nicht böse meint, sondern es seine Art ist, dem Kind „Hallo“ zu sagen, indem er es beschnuppert.
Bei unseren Besuchen im Seniorenheim steht die Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern die Kontaktaufnahme der Senioren mit Balou. Viele genießen den körperlichen Kontakt mit dem Hund sehr und bei Vielen werden durch die Begegnung Erinnerungen von früher wieder lebendig. Die Menschen erzählen dann oft von wichtigen Begegnungen mit Tieren in ihrem Leben.
Ich glaube, diese Besuche schenken den Bewohnerinnen und Bewohnern viel Lebensfreude, zumindest lassen sie uns immer nur sehr ungern wieder gehen (lacht).
Wie groß ist denn das Wolfsburger Besuchshundeteam und wie kann man Kontakt mit Euch aufnehmen?
Unser Team besteht aus rund 30 Mensch-Hundepaaren. Mit dabei sind auch Teams aus der Wolfsburger Umgebung, sodass wir auch Einsätze über die Stadtgrenzen hinaus wahrnehmen. Koordiniert wird das alles durch die DRK Stadtmitte und dort ist Frau Weiler, die Ansprechpartnerin die unsere Einsätze organisiert.
Was war Ihr bislang schönster Einsatz?
Puh, das ist eine schwierige Frage! Aber ich bin immer noch sehr stolz auf Balou, als wir es gemeinsam geschafft haben, einem Mädchen seine große Angst vor Hunden zu nehmen. Ihre Angst vor Hunden hatte damals so große Auswirkungen auf ihren Alltag, dass sie sich nicht traute, alleine zur Schule zu gehen aus Angst, einem Hund auf dem Weg zu begegnen.
Die Eltern hatten damals um Hilfe gebeten und im Rahmen von zehn Einzeltreffen konnten Balou und ich so intensiv mit dem Mädchen arbeiten, dass es vom Abschlusstreffen sogar ein gemeinsames Foto von den beiden gibt – auf dem das Mädchen lächelt! Ihre Eltern berichteten mir, dass sie sich durch unsere gemeinsame Arbeit mittlerweile alleine auf den Schulweg traut.
Generell ist das Schönste an unseren Einsätzen die strahlenden Augen und die Dankbarkeit, die uns klein und groß entgegenbringen!
Frau Zachow, zum Abschluss unseres Interviews: Wo sehen Sie den größten Bedarf in unserer Stadt an ehrenamtlichen Engagement und was würden Sie Freunden raten, die noch unentschlossen sind, ob sie sich auch einmal ehrenamtlich engagieren sollen?
Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Besuchsdienste in Seniorenheimen sehr gewinnbringend für die Menschen sind, die dort leben. Ich habe das Gefühl, dass viele einsam sind und sich über ein Gespräch auch mal abseits des Pflegeteams freuen. Mit einem offenen Ohr oder ein wenig Zeit für ein gemeinsames Gesellschaftsspiel kann man dort viel Gutes tun!